Kapitel 3

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"Ich kann verstehen warum du es hier so magst" sagte er, während wir gerade auf dem Weg nachhause waren. Ich fuhr langsam die Straßen entlang. So langsam, damit ich die Zeit auf engem Raum mit Shawn genießen konnte.

"In Toronto mochte ich es auch" murmelte ich kaum hörbar.

Mein Handy klingelte in meiner Tasche, die auf der Rückbank lag.
Mit einem Blick zu Shawn versicherte ich ihm, dass er rangehen sollte.

Warum uns aufeinmal immer jemand unterbrach mit einem Anruf, wusste ich nicht. Vielleicht war es besser so. So hielt es die Atmosphäre lebendiger.

"Charlies Handy" sprach Shawn in den Hörer und wackelte mit dem Augenbrauen, als ich ihn ansah.
Ich lächelte ihn an und konzentrierte mich weiter auf die Straße.

"Charlie kann gerade nicht. Wer ist da?" fragte er.

"Tristan, also" meinte Shawn und warf mir einen Seitenblick zu.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Tristan ist ein guter Freund. Aus dem College um genau zu sein.

"Klar. Ich frag sie" Er klang etwas aufgebracht.

"Tristan fragt nach einem Date" Hab ich da etwa Eifersucht herausgehört?

"Ouh ehm..." Ich riss die Augen auf und wusste nicht was ich sagen sollte. Mit Tristan habe ich sonst immer nur gelernt.

"Sie hat keine Zeit" sagte Shawn und legte auf. Er nahm meine Tasche und verstaute mein Handy darin.

Jetzt herrschte so eine unangenehme Stille im Auto.
Am liebsten würde ich irgendetwas sagen, doch es würde es schlimmer machen.
Das war der falsche Zeitpunkt, Tristan.

"Tut mir leid" brachte ich schließlich doch noch heraus.

"Für was?" Endlich sah er mich wieder an und seine Augen leuchteten.

"Für den Anruf" antwortete ich mit Blick auf die Straßen.

"Das muss dir nicht leid tun" sagte er und ging sich durch die Haare. Ich atmete aus. Als hätte ich die ganze Zeit die Luft angehalten.
Warum verhielt ich mich in seiner Gegenwart so anders? So kannte ich mich nicht.

"Hör zu, ich muss dir etwas sagen" sagte er plötzlich.

Als ich den schönen Sternenhimmel mitbekam fuhr ich zur Seite und stieg aus dem Wagen. Was Shawn sagen wollte, konnte sicherlich einen Moment warten.

"Was hast du vor?" fragte Shawn und sah mir zu, wie ich mich auf die Motorhaube setzte, mich an die Windschutzscheibe lehnte und die Sterne betrachtete.

"Du hast dich kein bisschen verändert" flüsterte er, doch ich konnte es genau hören.
Ich lächelte ihm breit zu.
Er setzte sich ebenfalls auf die Motorhaube, doch schaute nicht wie ich in den Himmel sondern zu mir.

Nun konnte auch ich nicht die Augen von ihm lassen.
Langsam rutschte ich zu ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Wie ich ihn vermisst habe.
Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und drückte leicht.

"Ich glaube wir sollten weiter" sagte er nervös und brach die angenehme Stille.

"Warum so eilig Mendes?" fragte ich und lief zur Fahrerseite.

"Ich muss meine...Mom anrufen" meinte er, doch es klang keines Wegs ehrlich. Warum lügt er mich an?

Die Fahrt zu mir verlief schweigend. Manchmal sang er zu den Songs im Radio mit, aber mehr war nicht. Keine Erklärungen, warum er immer so nervös war oder warum er mich die ganze Zeit an log. Als würde ich ihm den Kopf abreißen, wenn er mir die Wahrheit erzählt.

"Hast du Hunger?" fragte ich während ich die Tür aufschloss.
Er schüttelte bloss den Kopf und lief mit mir ins Haus.

Ich ließ mich auf das Sofa fallen und meine Augen fielen zu. Ich hörte wie Shawn seine Lederjacke auf das Sofa fallen ließ und sich neben mich setzte.

"Ich wollte dir noch was sagen" begann er. Meine Augen öffneten sich schlagartig. Das hatte ich ganz vergessen.
Ich wartete, bis er anfing etwas zu sagen, doch er zögerte.

"Ich...ehm...ich bin echt froh darübe,r dass ich dich endlich wieder hier neben mir habe" sagte er unsicher.
Ich lächelte, legte meinen Kopf an seiner Schulter ab und schloss meine Augen.

"Ich auch" flüsterte ich zurück. Wir beide genossen diesen Moment voll und ganz. Und ich wollte nicht, dass es endete.

"Möchtest du heute bei mir schlafen?" traute ich mich schließlich zu fragen. Mehr als ja oder nein konnte er ja nicht sagen. Und gleichzeitig wusste ich wie weh es mir weh tun würde, wenn er nein sagen würde.

"Nein, tut mir leid" antwortete er und erhob sich. Langsam zog er sich in dem Gästezimmer zurück und ich blieb hier. Alleine.

Tränen rannen mein Gesicht runter.
Hatte ich ihn verloren?

love him | s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt