Seelenverwandt

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Es war meine Schuld. All das war meine Schuld. Ich hätte es verhindern können, dann wäre es nie zu solchen Ausmaßen gekommen. Ich hätte sie retten können und wir alle hätten einen Neuanfang gewagt. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich konnte einfach nicht. Etwas in meinem Innern sagte mir, dass ich nicht konnte, also kniete ich vor ihr und weinte. Es war ungerecht gewesen, dass sie gehen musste. Ich hätte gehen sollen und nicht sie.

'Das ist nicht fair!' , schrie ich und schlug die Hände vor mein Gesicht.

'Shh.. Es wird alles wieder gut. Wir bekommen das hin Ella. Nur müssen wir hier weg.'

Er kniete sich neben mich und ich nahm meine Hände wieder herunter. Mein entsetzter Blick traf Seine dunkelbraunen Augen. Ich wollte nicht gehen. Wir konnten sie hier nicht zurück lassen! Es war meine Schuld, das sie sterbend vor mir lag und jetzt sollte ich sie hier auch noch zurück lassen? Nein, das konnte Er unmöglich ernst meinen! Ich wollte gerade wieder anfangen zu weinen, ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich aufgehört hatte, doch Er versuchte mir hoch zu helfen.

Ich war zu schwach um mich zu wehren, auch wenn ich bei ihr sitzen bleiben wollte. Unaufhörlich redete Er leise mit mir, sagte mir immer wieder, dass alles gut werden würde und ich keine Angst haben bräuchte.. Ich hatte keine Angst - Mir wurde schlecht, als ich das ganze Blut, dass sie verloren hatte, sah. Ich stütze mich dieses Mal gewollt bei ihm ab und wendet meinen Blick zu ihm hoch. 

Ich war angewidert. Nicht von dem Anblick, sondern von mir. Wie hatte ich so etwas zu lassen können? Wie hatte Er einfach dabei zugesehen und gewartet, bis es zu ende war?

'Warum hast du ihr nicht geholfen? Du hättest sie retten sollen anstatt mich!'

Meine Stimme war immer noch laut, jedoch hatte ich keine Kraft mehr zum schreien. Er legte einen Arm um meine Taille und versuchte mich dazu zu bringen einige Schritte zu gehen. Obwohl ich wusste, dass Er recht hatte und wir verschwinden mussten mussten bevor die Jäger uns finden würden, wollte ich einfach nicht gehen. Sie war die einzige Freundin, die ich in dieser zerstörten Welt noch hatte und jetzt war sie auch gegangen und es war meine Schuld gewesen.

Ich begann wieder an zu weinen, als Er mir dieses Mal die Tränen aus dem Gesicht wischte.

'Ella, hör auf zu weinen. Glaub mir.. Wäre die Wahl zwischen ihr und mir hättest du auch so gehandelt.'

Ich schaute ihn stirnrunzelnd an.

'Ja! Aber nicht weil ich gewollt hätte, sondern weil das Band zwischen uns es so gewollt hätte!'

Meine Stimme zitterte immer noch und ich spürte den Schmerz in meiner Brust, der mich wieder dazu zwang zu weinen, jedoch unterdrückte ich die Tränen dieses Mal, da die Wut gegen Ihn langsam überhand nahm. Dieses verdammte Band zwischen ihm und mir quälte mich! Nur weil wir Seelenverwandt waren, hieß das nicht, dass ich Ihn gleich liebte. Ich verabscheute Ihn.

'Süße, du weißt, das ich es auch ohne das Band getan hätte. Ella ich liebe dich und du liebst mich, so ist nun mal vorgeschrieben.'

Etwas angewidert senkte ich meinen Blick. Ich empfand Hass und Zuneigung zugleich. Er spielte mit Menschen, als wären es kleine Figuren in einem Brettspiel gewesen, doch ich spürte die Ehrlichkeit ihn seinen Worten, als er sagte, dass er mich liebte.

Es war bereits dunkel geworden und deshalb umso schwieriger durch den dichten Wald zu laufen. Ich hoffte, dass wir es geschafft hätten, wenigstens etwas Vorsprung zu haben, doch diese Hoffnung wurde mir schnell wieder genommen, als ich das Bellen von Hölelnhunden hörte. Sie hatten uns gefunden! Mein Herz schlug schneller und die Panik machte sich in meinem ganzen Körper breit. Wir konnten nirgends hin, hatte keine Möglichkeit schnell genug ihnen zu entkommen. Ich hörte die Jäger bereits nach uns rufen.

'Es hat keinen Sinn weiter zu rennen!'

'Wir sind schneller!'

'Ihr werdet sterben!'

Ich hörte die Stimmen und das Bellen immer schneller näher kommen und Angst übernahm meinen Körper. Er nahm meine Hand und zog in Richtung einer dichten Baumgruppe, hinter der wir uns versteckten. Er wusste, genauso gut wie ich, dass das nicht viel nützen würde. Ich hielt immer noch seine Hand und schaute jetzt zu ihm hoch. Er holte immer wieder tief Luft und atmete hastig aus. Seine Augen funkelten im leichten Mondlicht und seine Lippen bewegten sich bei jedem Atemzug. Er war wunderschön. Stop! Nein! Ich hasste ihn. 

'Wir werden es nicht überlegen!'

Versuchte ich so leise wie möglich zu sagen. Er schaute zu mir runter, da ich um einiges kleiner war als Er. Seine Hände wanderten zu meiner Taille und Er zog mich ein Stück näher zu sich hoch. Mein Herz schlug immer noch schnell, doch dieses Mal nicht wegen der Angst, sondern wegen dem Blick den er mir schenkte.

'Wir schaffen es. Wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben. Wir würden uns immer finden.'

Ich hörte das Bellen und die Stimmen, sie mussten ganz nahe sein. Ohne weiter zu zögern, oder weiter darüber nach gedacht zu haben, stellte ich mich auch meine Zehenspitzen und presste meine Lippen gegen seine. Meine Hände fuhren automatisch zu seinem Nacken und seine blieben an meiner Hüfte. Es prickelte auf meinen Lippen und dieses Gefühl durchzog meinen ganzen Körper. Ich genoss es und wusste, auch wenn ich abgrundtief hasste.. Ich liebte ihn auch. Ich wollte nicht, dass es hier endete. Ich hatte nicht einmal die Chance gehabt ihm zu sagen, dass ich ihn doch liebte und jetzt wäre es alles vorbei.

'Wartet! Der Herr sagt, wir sollen zurück. Wir sollen sie laufen lassen, es gibt wichtiges was wir zu erledigen haben.'

Als ich die Worte des Jägers aufnahm, wanderten meine Hände runter zu seiner Brust und drücken so fest dagegen, das er beinahe nach hinten um fiel. Das entsetzen über den Kuss war in beider unserer Blicke deutlich zu erkennen und meine Wangen wurden rot. Das Bellen der Hällenhunde entfernte sich und ich atmete tief aus um den Moment zu genießen. Wir waren de, Tod haarscharf entkommen!

'Du hast mich geküsst!'

Ich schaute wieder zu ihm hoch und erkannte das schiefe Grinsen und boxte ihn gegen die Schulter.

'Gewöhn dich bloß nicht dran!'

***

Random ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt