Somewhere else.

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Immer wieder vertieften meine in ausgewaschene dunkelbraune Stiefel gepackten Füße sich im weißen Schnee. Seit wenigen Tagen fällt er stetig seicht in kleinen Flocken vom Himmel. Ich hatte mich nicht getraut ihn zu verunreinigen, doch jetzt konnte ich nicht mehr länger warten und musste hinaus. Hinter dem Haus führte unser Garten, tiefer in einen kleinen übersichtlichen Wald. Egal wie klein er doch war,heute noch ist er wie ein Zufluchtsort für mich. Selbst im Winter verschwand ich gern im Dickicht und schlich an umgestürtzten Bäumen vorbei. Kein einziges Mal bereute ich es und der Ärger den ich jedes Mal bekam wenn ich abgehauen war, schwächte über die Jahre ab. Irgendwann, war es ihnen egal wo ich mich befand und jede freie Minute verbrachte ich in meinem mittlerweile zweitem zu Hause. Während alle anderen auf Partys gingen und sich betranken, rauchten und mit einander rummachten - befand ich mich im Wald, mit einem Buch in den Händen und konnte der Realität wenige Stunden entfliehen.

Ich stützte mich an einem Baum ab um nicht auzurutschen, während ich weiter in den Wald eindrang. Alles war still und ich mir war, als könnte ich so gar meinen Herzschlag hören. IM Sommer diesen Jahres hatte ich weiter hinten im Wald eine kleine Bank entdeckt. Sie war aus schwarzem Metall und nur wenig verrostet gewesen. Einige Meter von ihr entfernt stand eine alte Straßenlaterne, deren Glühbirne zersprungen war. Nach wenig überlegung hatte ich sie selbst ausgwechselt und mir jedes Mal, wenn ich beschloss in den Wald zu gehen, mir eine Decke mitgenommen und sie auf der Bank platziert. Einmal hab ich sie sogar dort vergessen. Jetzt, als ich schon von weitem die Latern erkennen konnte, schlug mein Herz schneller. Es war bereits später Nachmittag und die Sonne war dabei unter zugehen, also erhellte dasLicht der Glühbirne seicht die kleine Lichtung. Das Licht reichte kaum bis hinter die Bank, bis es immer mehr vom Wald verschluckt wurde. Ich zog meine Jacke etwas enger zusammen, als der Wind kurz stärker wurde. Kleine Schneeflocken begannen bereits wieder nieder zu fallen und ein Lächeln breitete sich auf meinen LIppen aus. Mit einer kurzen Handbewegung schob ich den Schnee von der Bank und breitet meine decke auf ihr aus. Ich setzte mich und atmete erleichter auf. Endlich war ich wieder an dem Ort, an dem ich mich am wohlsten fühlte. Ich schaute mich einmal um und schlug dann mein Buch auf. Es war eines meiner Lieblingsbücher und ich hatte es schon gefühlte 100 Mal gelesen. Die Seitenw aren abgeknickt und der Buchrücken schon fast weiß, weil er so oft umgebogen wurde. Die Ruhe die mich umgab, ließ mich vergessen, dass es noch eine andere Welt dort draußen gab. Eine Welt, außerhalb des Waldes. Eine so hasserfüllte, grausame Welt. Keine Frage, es gab auch wunderbare Dinge, doch diese Dinge passierten viel zu selten, als dass sie mit den schlechten aufwiegen könnten. Einen Moment so, den anderen so. Tag ein Tag aus. Doch hier im Wald.. Hier blieb alles gleich, bis auf die Blätter die jeden Herbst aufs Neue hinuter fielen und im Frühjahr wieder von neuer Schönheit erblühen würden. Bis auf den Schnee der jeden Winter sacht über jeden Zentimeter herfällt und bis auf die Sonne die jeden Sommer dem Wald und jedem in ihm neue Kraft verlieh. Bis auf diese Dinge, blieb alles wie es war. Wunderschön und unberührt. Einfach einzigartig. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich aufgehört hatte zu lesen, um alles um mich herum zu bewundern. Ich schaute durch die vielen Bäume und plötzlich viel mir eine Gestalt, weiter hinten auf. Ich glaubte es sei ein Reh oder ein anderes Tier. Doch als es näher kam, erkannte ich die Staue eines Jungen. In der einen Hand ein Kissen und in der anderen, ich glaubte zu erkennen, dass es ein Buch war. Er kam näher und näher, während ich meines wieder schloss.

Er stand bereits unter der Laterne, als er mich auf der Bank bemerkte. Unwissend, was ich hätte tun sollen, blieb ich einfach sitzen und wartete auf eine Reaktion von im. Im orangefarbenen Licht konnte ich die Züge seinen Gesichtes erkennen. Dunkelbraune Haare waren unter einer grauen Wollmütze versteckt, seine Wangen waren leicht rosé von der Kälte und dem Wind, längere dunkle Wimpern schlangen sich um seine haselnussfarbenden Augen. Ein Lächeln lag auf seinen rosa Lippen. Sein Blick wanderte an mir herunter und dann hinauf zu meinen Augen. Ich lächelte zurück und er kam wieder einige Schritte auf mich zu.

Random ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt