Kapitel 5

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Er hätte es nicht gedacht, aber seitdem er alles einfach akzeptiert hatte schien es etwas einfacher zu sein.

Na schön, er konnte immer noch nicht gut schlafen und sein Gehirn hatte so seine Probleme damit alles zu realisieren, aber das Blumenmädchen auch als eine Person kennenzulernen,

das war was anderes.

Er stand wieder ziemlich spät auf. Kein Wunder, bis er einschlafen konnte verging viel Zeit.

Als er sich gegen 12.00 Uhr Nachmittag doch noch aus dem Bett quälte, überlegte er ob er direkt raus gehen sollte.

Es wäre eine Idee.

Die Sonne würde auch heute wohl gegen 19.00 Uhr untergehen, also hätte er ein Haufen Zeit um mit ihr zu reden.

Zu viel Zeit. Nein, es wäre schon eigenartig Stunden um Stunden zu reden. Sie war ihm noch zu merkwürdig.

Er entschloss erst gegen 18.00 Uhr raus zu gehen und kümmerte sich lieber um das Leben, das inzwischen einfach an ihm vorbei zu ziehen schien, während er dem Blumenmädchen zuhörte.

Er telefonierte mit ein paar Verwandten, die natürlich unglaublich enttäuscht waren, da er sie seit einer Woche nicht mehr angerufen hatte, schrieb ein paar Nachrichten an Freunden und versuchte sogar ein paar seiner Uni-Notizen durchzulesen, scheiterte jedoch kläglich.

Trotzdem verging die Zeit recht schnell und schon stand er wieder in der kalten Abendluft und schaute zum Blumenmädchen hin, das wie immer niemals fror.

"Hey", begrüßte er sie schwach und setzte sich neben sie.

Heute flechtete sie blass-rosane Blumen und ihre Haare verdeckten etwas ihr Gesicht.

"Hallo Alec. Schön dass du mir tatsächlich so viel Glauben schenkst, um auch einen weiteren Tag bei mir zu verbringen". Ihre Stimme war sanft, Alec konnte durch ihre Haare ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen.

"Na, ich schätze mal, seltsames Verhalten gehört zum verrückt werden dazu", erwiedet er, inzwischen auch lächelnd

Sie lächelte eine Spur breiter.

Alec wurde wieder ernst und setzte sich etwas aufrecht hin: "Gibst du die Krone einfach willkürlich an irgendwem ab?"

Sie griff ruhig nach einer weitern Blume und schüttelte dabei kaum merklich den Kopf . "Nein, ich muss sie meinen Seelenverwandtem geben, damit meine Seele sich einistet"

"Du meinst...Wir, wir sind Seelenverwandte?", fragte zögerlich

"Natürlich, aber bilde dir nichts ein. Du bist der 174ste. Diesen banale Assoziation von Seelenverwandtschaft und Liebe, ist ein Hirngespinst hoffender Sterblicher. Vielleicht auch derer ,die die wahre Bedeutung von Seelenverwandtschaft begreifen wollen, aber leider ist Seelenverwandtschaft viel zu tiefgehend und komplex für das menschliche Gehirn", erklärte sie etwas energisch.

Alec verstummte. Für ihn war Seelenverwandtschaft immer etwas, dass man in schnulzigen Liebesroman fand.

Nichts reales oder nachweisliches, aber offensichtlich, will ihm hier jemand weiß machen, dass er eben einfach zu dumm sei um die wahre Bedeutung zu erfahren.

Und das schlimmste war,

er glaubte ihr.

Sie lachte wieder auf.

"Entschuldige. Du musst wissen wir Magier betonen manchmal zu gerne ,wie Überlegen wir den Sterblichen sind. Es war eine unfassbare Tragödie, als ich die Todesstrafe bekam. Eine Hexe töten? Wie unvorstellbar! Wie können wir etwas so überlegendes, einfach umbringen? Eine Katastrophe!", sie sprach tatsächlich etwas flippiger, als würde sie das alles wirklich unfassbar amüsieren. Alec freute es irgendwie,das Privileg zu besitzen sie auch so kennen zulernen (viele von den 173 vor ihn, hatten diese Möglichkeit wohl nicht) auch wenn sie ihn immer noch nicht angeschaut hatte.

"Das einzige was noch schlimmer ist, als einen Zauberer zu töten, ist einem Sterblichen, ein Teil des unermesslich wertvollem Wissen, welches nur wir Zauberer besitzen, offen zu legen!" Sie lachte tatsächlich schon fast.

"Dabei merken sie nicht mal, welchen Gefallen sie mir und auch vielen vor mir, damit tun!" In ihrer Stimme schwang wieder Schmerz mit. Alec wollte schnell nachfragen, doch an diesem Tag schien es früher dunkel zu werden, denn der Himmel färbte sich rot und eher Alec noch was erwidern konnte, drückte sich das Blumenmädchen hoch und fing an alles aufzusammeln.

Noch eher sie vorwurfsvoll an der Decke ziehen konnte, um ihn zu verscheuchen, stand er schnell auf und sagte "Ich weiß, ich weiß, du musst gehen. Aber sag, wie lange habe ich eigentlich noch Zeit bis, also bis...na ja du weißt schon"

Sie antwortete wieder ohne ihn anzusehen und faltete die Decke zusammen. "Bis sich meine Seele in deine eingenistet hat."

"Wie lange dauert das?"

"Ich weiß nicht aber ich hoffe es geht schnell". Sie richtete sich auf und legte sich die gefaltete Decke über den Arm.

"Du willst das ich sterbe"

"Ich will erlöst werden, dein Tod ist nur Mittel zum Zweck."

BlumenmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt