Eine Frage der Schuld

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Lias POV

Noch immer sitze ich in dem Raum. Der Lärm des Alarms hat bereits aufgehört, doch ich weiß nicht, ob ich schon hinaus gehen soll. Ryan hat zwar gesagt, dass ich auf ihn warten soll, aber was wenn ihm etwas zugestoßen ist?

Es ist wirklich nichts mehr zu hören, also entscheide ich nur einen Blick auf den Gang zu werfen. Als ich die Tür öffne finde ich ein schreckliches Bild vor. Überall liegen auf brutalste Art und Weise zugerichtete Leichen. Der Blutgeruch überfüllt den ganzen Raum. Das Blut klebt an den Wänden, an der Decke es ist überall. Aber wer könnte Dämonen so schaden? Plötzlich kommt mir ein Geistesblitz. Nur Hexen können so ein Leid erzeugen. Wahrscheinlich war es meine eigene Mutter die dieses Massengrab erzeugt hat. Tränen laufen über meine Wangen. Wie kann man nur so etwas schreckliches tun? Und was ist, wenn Ryan das selbe Leid widerfahren ist.

Bei dem Gedanken wird mir total schlecht. Das alles hier ist meine Schuld. Sie wollten nichts von den Dämonen. Das Einzige, was sie wollen bin ich.

Ich renne den Gang entlang. Wo kann Ryan nur sein. Ich konzentriere mich darauf, dass er immer noch am Leben ist. Er muss leben. Wenn er tot ist würde ich es mir nie verzeihen. Als ich einen großen Gang entlang gehe, sehe ich eine Person auf dem Boden hocken. Als ich näher auf ihn zugehe erkenne ich das es tatsächlich Ryan ist. Ich renne auf ihn zu. Er starrt auf eine Leiche.
Ein Messer steckt tief im Herz. Aber das schrecklichste ist, dass es sein Vater ist. Luzifer.

Mir bleibt der Atem weg. Wie kann man nur so etwas tun? Sie wollen mich, niemand anderen. Ich bin der Grund für all diese Tode. Ich bin verdammt noch mal alles Schuld. Unter Tränen setze ich mich neben ihn.

"Es tut mir so Leid." schluchze ich.

Ich kann ihm einfach nicht in die Augen sehen. Ich kann nicht das ganze Leid sehen, welches alles ganz allein mir zu schulden kommt. Emotionslos blickt er mich an, während ich seinem Blick auszuweichen versuche. Schließlich packt er mein Kinn und zwingt mich so in sein Blut verschmiertes Gesicht zu schauen.

"Schon okay, die Anzahl der Toten ist noch überschaubar vielleicht vier, fünf Hunderte." sagt er kalt und lässt mein Kinn wieder los.

Geschockt schaue ich zu Boden
So viele Tote. Er wird mir das nie verzeihen . Ich werde mir das nie verzeihen.

"Es ist alles meine Schuld." flüstere ich während neue Tränen meine Sicht erschweren.

Ryan verdreht genervt die Augen:" Es spielt keine Rolle mehr, wer hierfür verantwortlich ist, denn es ist nunmal passiert. Anstatt dir Vorwürfe zu machen oder dich selbst zu bedauern, solltest du dich lieber nützlich machen und dich um die Verletzten oder so kümmern."

Wie kann er nur so kalt sein? Sein Vater ist tot aber er zeigt keine Gefühle. Er ist nicht sauer, er ist nicht böse, nein, er ist viel schlimmer zu mir. Er ist eiskalt. Ich hasse diese Kälte an ihm aber wahrscheinlich ist es seine Schutzmauer.

"Ryan das ist so schrecklich für dich er ist dein Vater. " versuche ich seine Gefühle zu wecken.

Freude, als auch Wut blitzen für einen kurzen Moment in seinen Augen auf, doch sofort friert seine Mine wieder ein.

"Er war mein Vater, dem kannst du nun auch nicht mehr helfen, früher oder später muss jeder mal sterben." zischt er und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

"Du kannst mir ruhig sagen, dass du mir die Schuld dafür gibst." versuche ich aus dieser Wut zu lesen.

"Keine Sorge, du brauchst kein schlechtes Gewissen haben ich gebe dir schon nicht die Schuld. Du hast ihn ja nicht umgebracht. Ging ja auch schlecht, du hasr ja in dem Raum fest gesessen." lacht er gezwungenermaßen.

Dennoch spüre ich seine Wut auf mich. Er will es mir nicht zeigen aber tief in ihm ist dieser Hass den ich auf mir alleine spüre.

"Okey." füge ich dazu leise hinzu und verschwinde aus dem Raum.

Und was jetzt? Ich kann den Verletzten nicht helfen die wegen mir so zugerichtet sind.

Ich gehe erneut in mein Zimmer.

Mein Aufenthalt bringt nur Leid. Wegen mir war meine Mutter hier, wegen mir gibt es all diese Leichen. Ich bin hier das Problem. Und deshalb muss ich es beheben. Ryan darf nicht in Gefahr geraten, weil meine Mutter mich tot sehen will, mich ganz allein . Ich muss gehen ob ich will oder nicht. Ich muss ganz weit weg von hier.

Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf die Stadt New York. Male 6 Kreise in die Luft und stehe auf dem Dach des Empire State Buildings. Die kalte Luft fährt durch mein Gesicht. Mit einer weiteren Handbewegung schließe ich das Portal wieder. Dieses Mal weiß Ryan nicht wo ich bin. Das Portal ist zu. Dieses Mal kann er nicht einfach kommen. Aber wahrscheinlich würde er das eh nicht tun.

Wahrscheinlich würden die Hexen mich bald finden. Aber dann würde nur ich sterben und nicht noch so viele andere. Und wenn es mein Schicksal ist zu sterben, dann wird es wohl so sein. Man kann es nun mal nicht ändern.

Der Schnee liegt auf den Dächern der Stadt. Es ist Winter, fast Weihnachten. Ein Fest der Familie. Oder wie ich es nenne, dass Fest der Einsamkeit. Ich hasse Weihnachten. Meine Arme und Beine zittern schon, doch es ist mir egal. Ich möchte spüren, wie das Blut gefriert, ich möchte mich leben spüren und den ganzen Schmerz dazu.

Denn wer weiß ob ich morgen nicht schon tot bin...verdient hätte ich es.

The Darkness in MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt