Der Siegelring

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Ryans POV

Wortlos verlässt Lia den Raum und ich seufze erleichtert auf. Endlich muss ich ihr Selbstmitleid nicht mehr ertragen. Sie kann sich glücklich schätzen, dass sie noch am Leben ist. Was macht sie überhaupt schon hier? Sollte sie nicht warten, bis ich sie hole?

Natürlich hat sie nicht auf mich gehört. Lia hat das ja nicht nötig. Es sind hier schließlich genug Leute die gerne ihr Leben für sie opfern. Ein leises Räuspern lässt mich aufhorchen. Ein kerngesunder Noah steht vor mir. Deprimiert erhebe ich mich vom Boden. Lieber Gott ich weiß, dass ich nicht immer die bravste, netteste oder einfühlsamste Person war, aber damit gehst du eindeutig zu weit. Sehr viele Dämonen mussten am heutigen Tag ihr Leben lassen und jeder von ihnen hat es auch irgendwie verdient. Der eine mehr, der andere weniger. Doch du verschonst Noah? Ich bin eigentlich nicht gläubig und habe es mit dem beten deshalb auch nie so genau genommen, aber lieber Vater im Himmel, dessen Name geheiligt sein soll, dessen Reich komme und Wille im Himmel, als auch auf der Erde geschehen werde. Gebe mir auch kein Brot und streich bei mir die Vergebung der Sünden. Von mir aus lass mir das Böse, solange Noah jetzt einen Herzinfarkt erleidet oder er einen anderen überraschenden Todes stirbt. Man sagt doch, dass dir die Kraft und die Macht und die Herrlichkeit auf Ewigkeit sind, also bitte erfüllt mir diesen Wunsch. Amen.

Mein tolles Gebet hatt jedoch nichts genüzt und ich spiele kurzzeitig mit dem Gedanken, ob ich Gottes Aufgabe nicht selbst in die Hand nehmen sollte. Ich könnte es so aussehen lassen, als hätten die Hexen Noah umgebracht. Gott scheint wohl von meine Gedanken Wind bekommen zu haben, denn kurz darauf betritt John die Arena und ich habe echt keine Lust darauf ihn auch noch umbringen zu müssen, weil er ja dann ein Zeuge wäre. Und Zeugen muss man beseitigen.

Fassungslos starrt John auf die Leiche des Anführers, eilt dann auf sie zu und tastet die Hand nach den Ring ab. Eine Weile betrachte ich ihn dabei, wie er immer panischer wird, da er diesen nicht findet. Damit nicht er nachher noch einen Herzinfarkt erleidet pfeife ich ihn zu mir und zeige ihm den Siegelring. Diesen versucht er sofort zu greifen und an sich zu nehmen, was ich jedoch zu verhindern weiß.

"Ryan, gib mir den Ring. Solange noch nicht feststeht wer der nächste Anführer sein wird, steht er dir nicht zu." fährt er mich zornig an.

Er hat wohl vergessen mit wem er gerade redet, jetzt wo mein Vater nicht mehr ist bin ich der neue Anfüher. Mir ist nämlich nicht bekannt, dass Luzifer über noch weitere Nachkommen verfügt. Deshalb soll er gefälligst vor mir niederknien und im angemessen Ton mit mir reden.

"Mir steht der Ring meines Vater nicht zu? Ich bin der rechtmäßige Erbe und Anführer. Also verhalte dich auch dementsprechend." ermahne ich ihn, was er nur mit einer wegwerfenden Handbewegung kommentiert.

Er will mich wirklich provozieren. Nicht gut, gar nicht gut John. Meine Augen sind mittlerweile wieder tiefschwarz; aber das hält Noah und John nicht davon ab sich auf mich zu stürze und mich am Boden fest zu nageln. Extrem wütend fauche ich sie an und probiere sogar nach ihnen zu beißen: "Lasst mich los, John, Noah. Was soll der Scheiß? Ich bin normal..."

Sobald ich mich befreien kann, werden sie noch sehen, was sie davon haben, doch nun muss ich vorerst so tun, als hätte ich mich unter Kontrolle. Zweifelnd schaut John mich an, weil er mir noch nicht so recht traut. Okay, dann schauspieler ich mal weiter.

"Kumpel, es tut mir Leid, ich bin gerade wirklich nicht nett zu dir gewesen. Ich hatte kurz einen kleinen Aussetzer, doch ich habe mich schon wieder beruhigt. Wirklich ihr könnt mich los lassen." bring ich glaubwürdig rüber und Noah will gerade los lassen, als John plötzlich ein Messer zieht und es gefährlich nahe an meine Kehle hält.

"Nicht so schnell Ryan, Noah kannst du eventuell davon überzeugen, dass du dich unter Kontrolle hast, aber bei mir klapp das nicht so leicht."

Arrg, mein Körper bebt vor Wut und ich presse meine Lippen zu einen schmalen Strich zusammen. Er ist nicht dumm. Genaustens betrachte ich jede seiner Bewegungen: seine Gesichtsausdruck ist entschlossen, seine Haltung überzeugend und seine Hand ruht ruhig am Griff des Messers. Nix deutet daraufhin, dass er zögern würde mir dir Kehle aufzuschlitzen, sofern ich nur eine falsche Bewegung mache.

The Darkness in MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt