2. Kapitel

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"Magnus", brachte Alec nach einigen Augenblicken hervor. Er fühlte das Chaos in seiner Brust, doch sein Gesicht zeichnete nur die Müdigkeit und der Schmerz.
"Du siehst grausam aus." Magnus stand, elegant wie immer, in mitten des Raumes und rang sich ein schwaches Lächeln ab. Er war in solcher Sorge, dass er fast schon raubtierartig jede von Alecs Bewegungen auffasste.
"Ich weiß", erwiederte Alec und ließ den Kopf hängen. Er hatte keine Kraft mehr seine Emotionen zu unterdrücken. Dafür war er zu sehr gebrochen.
"Alec ich... Ich ertrage das nicht mehr." Mit diesen Worten kam Magnus auf ihn zu gelaufen und zog den Schattenjäger in eine feste Umarmung. Wie so oft in letzter Zeit.
"Mit jeder Woche in der ich dich sehe wird es schlimmer. Du kommst und gehst und sitzt immer einfach nur da, starrst die Wand an und das einzige was ich machen kann ist dich in den Arm zu nehmen. Und du weißt, dass das uns beiden schadet."
"Magnus, warum bin ich hier?", fragte Alec verbittert. Er ignorierte die Aussage von Magnus nicht, er wusste es schon längst selbst. Doch er wollte einfach nur wissen was vor sich ging um wieder zu seinem Kind zu kommen.

"Alexander, setz dich bitte." Magnus schnippte mit einem Finger und ein Stuhl erschien hinter Alec, der sich daraufhin setze. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Lydia wird wegen Mord an mehreren Schattenjägern angeklagt. Da Magnus nicht dein leibliches Kind ist wird er bis Ende des Prozesses in Obhut des Rates genommen." Magnus Stimme wurde gegen Ende immer kratziger, bis er ein fast wortloses "Es tut mir so leid" hervorbrachte.

Emotionslose Augen blickten Magnus entgegen. Das blau in Alecs Augen war so glanzlos, dass sie fast schwarz wirkten.
"Was soll ich tun?" Alec klang so monoton und abwesend, dass es Magnus das Herz zerschmetterte.
"Komm du erst mal zu mir. Irgendwie müssen wir dich zusammen flicken können." In Gedanken fügte er noch hinzu, dass niemandem mit einem toten Schattenjäger geholfen sei. Und so, wie Alec gerade aussah, würde er alles tun. Magnus kannte diesen Blick von niemandem geringeren als sich selbst.
"Okay", gab Alec als Antwort.
"Wegen dem kleinen überlegen wir uns etwas. Du brauchst erst mal eine Pause. Du bist durch die Hölle und zurück, hast aber nicht einmal Pause gemacht." Magnus hielt Alec seine Hand hin, die dieser kraftlos nahm.
"Magnus?"
"Ja Alec?"
"Danke."

Alec fühlte sich als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Und es gab nur einen kleinen Schattenjäger und einen Hexenmeister die diesen Boden gemeinsam wieder zusammen flicken könnten. Eine Hälfte fehlte gerade aber und hinterließ das größte schwarze Loch, das es gab. Alec bekam nicht wirklich mit, wie Magnus sie beide durch ein Portal in seine Loft brachte. Erst als er einigermaßen aus seiner Trance erwacht war, trafen ihn seine Gefühle wie ein Eishagel.

"Warum?" Warum bist du hier, dachte Alec. Warum kümmert es dich überhaupt, fragte sich Alec.
"Weil ich dich liebe." Magnus hatte sich auf die Couch neben Alec gesetzt, den er dort hin verfrachtet hatte.
"Du liebst mich?", fragte Alec mit erstickter Stimme und starrte Magnus an.
"Du dummer Nephilim. Natürlich. Warum sonst wäre ich jetzt und die letzten Wochen da gewesen?"
"Aber warum bist du denn so abweisend?" Alec klang verzweifelt. So verbittert und verzweifelt.
"Weil es nichts daran ändert, dass du verheiratet bist. Warst. Was auch immer du jetzt daraus machst. Ich bin keine Affäre Alexander. Ein wenig Selbstachtung habe ich dann doch."
"Das heißt, dass wenn Lydia und ich- Ich meine, dass wenn ich mich von ihr trenne... Würdest du?"
Magnus war nicht nach lächeln zumute, weshalb er nur schwach nickte, dann aber mit dem Schultern zuckte. All dies hatte auch Spuren bei dem Hexenmeister hinterlassen.
"Was ist mit dem kleinen?" Alec starrte unsicher auf seinen Schoß.
"Du bist sein einziger Verwandter. Du bist sein Vater, zwar nicht leiblich aber dennoch sein Vater. Nachdem Prozess wird er zu dir kommen, sollte sie verurteilt werden. Und ihr beide werdet eine Weile bei mir bleiben." Magnus stand auf, gähnte und streckte sich.
"Und jetzt komm schlafen. Du brauchst ihn mehr als dringend." Und ich auch, fügte Magnus in Gedanken hinzu.

"Du hast dich verändert." Magnus war gerade dabei den Raum zu verlassen, als Alec auf sich aufmerksam machte. Unsicher drehte Magnus sich um und wartete auf eine weiter Erklärung von Alecs Aussage.
"Du siehst aus als hättest du Jahrhunderte hinter dir. Was du hast. Aber jetzt sieht man es dir an. Du siehst so unglaublich müde aus, dein Gang ist schleppend und du redest wenig, hälst deine Bewegungen so unkompliziert wie möglich. Fünf Jahre ist es her und du hast deinen Glanz verloren Magnus." Das bittere Lachen das folgte bereitete Magnus Gänsehaut. Das war nicht mehr Alec. Das war nur der Rest, der von ihm übrig geblieben war. Und Magnus hatte absolut keine Ahnung wo er die alten Teile herbekommen und wie er sie zusammen flicken sollte.
"Mag gut sein." Mit diesen Worten verschwand er im Badezimmer um zu duschen und Alec, der saß auf der Couch und starrte die Wand an. So wie die letzten Wochen. Monate. Immer in der Nacht von Samstag auf Sonntag.
Magnus muss sich gewundert haben weshalb er nicht aufgetaucht war. Er muss versucht haben jemanden zu erreichen und weil er gescheitert war, war seine letzte Anlaufstelle das Institut gewesen. Und Clary hatte die Güte besessen Magnus in alles einzuweihen, weil er die einzige Person war, die Alec noch an sich heran ließ. Er redete ja nicht einmal mehr mit Isabelle oder Jace.

Ein seltsam klingendes Lied riss Alec aus seiner Starre. Magnus Handy, welches auf dem kleinen Couchtisch lag, klingelte. Zögernd griff Alec danach und nahm den Anruf entgegen. Es war Isabelle.
"Dem Erzengel sei dank, du gehst ran! Es geht um Lydia, du musst das was ich dir gleich sage Alec schonend beibringen... Magnus?"
"Hey Izzy."
"Ach du meine Güte, Alec!" Es war das erste mal in Monaten, dass er ein Wort mit seiner Schwester wechselte.

Runenmagie *In Bearbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt