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Es war eisig kalt geworden und an den Bäumen im Wald hatte sich bereits eine Kristallschicht aus Schnee gebildet. Es war absolut still, nicht mal Tiergeräusche hörte Dean. Das einzige Geräusch, das er vernehmen konnte, waren die Äste, die von Zeit zu Zeit unter seinen Schuhen knirschten. Er sog die kalte Nachtluft hastig ein und schloss die Augen. Für einen ganz kurzen Moment konnte er alles vergessen und sich ausschließlich auf die frische, kalte Luft in seinen Lungen konzentrieren. Ab Morgen würde es ihm rapide schlechter gehen und er wusste noch nicht, wie er damit umgehen sollte. Sollte er Sam davon erzählen? Und Cas? Vermutlich würden sie sich ohnehin wundern, wie Cas so schnell gerettet werden konnte. Er konnte sich die Vorwürfe schon jetzt lebhaft vorstellen. Doch es war ihm egal, er hatte Cas gerettet und das war alles, was Dean wollte.


Als Rowena das Diner so blitzartig verlassen hatte, wusste er für einen Moment nicht, was er nun tun sollte. Zurück in den Bunker zu fahren war keine Option gewesen, dafür war er noch zu aufgewühlt. Im Diner wollte er auch nicht bleiben, da er sowieso nichts essen konnte und die Anwesenheit von anderen Menschen ein Risiko darstellte, entschloss er sich, irgendwo in den Wald zu fahren, wo er allein sein und nachdenken konnte. Er war sich ziemlich sicher, dass er noch niemals in seinem Leben eine solche Leere in sich gespürt hatte wie in diesem Moment. Er wollte einfach nur noch, dass es endlich vorbei war. Ihm war bewusst, dass er sich darauf einstellen musste, dass es ihm bald so schlecht wie noch nie gehen würde, doch das war nicht das Schlimmste an der Sache – dass es immer und immer wieder so sein würde und nie wieder aufhören würde, drehte ihm den Magen um. Er hatte seinen Frieden damit gemacht, zu sterben. Er wollte nicht mehr zurückgeholt oder gerettet werden.
Dean sah hoch in den Himmel, der Seufzer, den er ausstieß war voller Verzweiflung. Er schloss die Augen und stand so einen Moment lang völlig regungslos da.
„Warum kann ich nicht endlich sterben, verdammt?", brüllte Dean gen Himmel, „warum lässt du es nicht endlich zu?", er wurde noch lauter, dann wandte er sich ab und schlug mit seiner Faust gegen einen Baum. Sofort fingen seine Knöchel an seiner Hand an zu bluten, doch das stoppte ihn nicht. Er schlug weiter auf den Baum ein, bis er so außer Atem war, dass er auf den Boden sackte.
„Hallo, Dean."
Er erschrak so sehr, dass er auf die Seite fiel und nun am Boden lag. Dean stöhnte ein wenig genervt auf und putzte sich den Dreck von seiner Jacke.
„Cas", seine Stimmung erhellte sich sofort ein wenig, „gut, dass es dir besser zu gehen scheint. Was machst du hier?"
Cas ging auf ihn zu und half ihm auf. „Ich habe dich gesucht, Dean."
Dean zuckte mit den Schultern und nickte. „Was gibt's?"
„Dean", Cas sah ihn mit eindringendem Blick direkt in die Augen.
Dean versuchte, sich abzuwenden, doch er konnte sich seinem Blick nicht entziehen und erwiderte diesen somit.
„Was ist, Cas?"
„Du weißt ganz genau, weshalb ich hier bin", nun hatte Cas einen traurigen Ausdruck im Gesicht.


Dean rollte mit den Augen und tat so, als hätte er keine Ahnung, wovon Cas sprach. Er wollte nicht darüber diskutieren. Es war seine Entscheidung gewesen und er hatte sie gefällt. Daran war nun nichts mehr zu ändern und Dean würde es immer wieder so machen.
„Ich weiß nicht, wovon du da redest", gab er ein wenig zu schroff zurück.
„Wir haben Monatelang nach meiner Gnade gesucht, Dean, und plötzlich liegt sie einfach so in deinem Zimmer ... und das, während du nicht da bist. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass Sam das nicht komisch vorkommt, aber ich wusste sofort, was du getan hast."
Dean klopfte Cas auf die Schulter, um möglichst lässig rüberzukommen.
„Freu dich doch einfach über das Geschenk, Cas", er lachte, wusste im gleichen Moment aber sofort, dass Cas gemerkt hatte, dass es nur gestellt war.
„Wer hat dir geholfen? Crowley? Was wollte er dafür, deine Seele?"
Dean schüttelte den Kopf. Warum konnte er sich nicht einfach bedanken und ihn damit in Ruhe lassen? Man konnte ihm doch sowieso nicht mehr helfen, früher oder später wäre er sowieso aufgrund des Mals gestorben oder zumindest vollkommen durchgedreht, soviel schlimmer konnte Krebs auch nicht sein ... die Kombination aus Beidem, welche ihm nun bevorstand, machte ihm allerdings eine Heidenangst.
Dean seufzte. Es brachte nichts, darüber zu schweigen oder so zu tun, als wäre nichts gewesen. Er wusste, dass Cas so lange keine Ruhe geben würde, bis er ihm erzählt hatte, was passiert war.
Er nickte Cas zu, was ihm bedeuten sollte, mit ihm zu kommen, damit sie ein Stück gehen konnten. Es war inzwischen stockdunkel geworden und so war es schwierig für Beide, ihre eigenen Füße vor den Augen zu sehen.
„Rowena ist... sie hat dir deine Gnade zurückgegeben", abermals sah Dean in den Himmel.
Cas neigte seinen Kopf zur Seite, sodass er Dean ansehen konnte.

How can I ever get over you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt