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Manchmal fragte Dean sich, warum er sich für dieses Leben entschieden hatte. So oft hatte er die Chance gehabt, damit aufzuhören, doch immer wieder kehrte er hierhin zurück. Er hatte ein normales Leben mit Lisa geführt und prompt in dem Moment, als Sam wieder aufgetaucht war, entschied er sich dazu, alles Normale in seinem Leben aufzugeben und wieder der Jagd zu folgen. Er hatte Lisa geliebt, nur nicht auf die Art und Weise, die sie verdient hatte. Tief in seinem Inneren wusste er die Gründe seiner ständigen Rückkehr natürlich, doch in diesem Moment war er am Rande der Verzweiflung und wünschte sich, er hätte niemals damit begonnen.


Er saß in der Bibliothek und blätterte Buch für Buch durch, nur um irgendetwas zu finden, das Castiel helfen konnte. Der Geruch von morschem, altem Papier stieg ihm in die Nase und Dean dachte daran, in wie vielen Momenten er zusammen mit Cas und Sammy hiergesessen und alte Bücher durchblättert hatte. Er schloss die Augen und atmete die Luft so tief ein, als wäre er kurz davor zu ersticken. Er war am Ende. Das würde er zwar nie zugeben, doch er wusste einfach absolut nicht weiter. Nicht genug, dass er schon damit zu kämpfen hatte, seine Mordlust zu unterdrücken, jetzt war auch noch das Leben von Cas in Gefahr und es schien absolut nichts zu geben, was ihm helfen konnte. Frustriert schlug Dean das Buch, welches er gerade in der Hand hatte, vom Tisch. Auch die Lampe, die auf dem Tisch stand, schlug er hinunter. Er hämmerte mehrmals mit beiden Fäusten auf den Schreibtisch und auch gegen die Mauer der Bibliothek, bis er schließlich zurück auf den Stuhl sackte. Wer konnte ihm in dieser Situation jetzt noch helfen? Dean war nahe daran, im Himmel einfach alles zu Kleinholz zu schlagen, wenn sie ihm nicht helfen würden, doch das Problem war, dass er gar nicht erst in den Himmel gelangen konnte, so ganz ohne Hilfe. Er musste zumindest an die Gnade eines anderen Engels kommen, um damit die Zeit zu überbrücken, Castiels zu finden. Das war keine perfekte Lösung, doch es war besser als nichts. Auf diese Weise würde Cas zumindest überleben. Doch wo fand er einen Engel, dessen Gnade er sich nehmen konnte?


„Dean?", plötzlich ertönte die Stimme von Sam.
Dean seufzte tief, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und rieb seine Augen mit seinem Daumen.
„Ich bin hier, Sammy." Nur einen Moment später stand er ebenfalls in der Bibliothek und musterte Dean – oder wohl eher das Chaos, das er angerichtet hatte – argwöhnisch. Er zog die Augenbrauen nach oben.
„Was ist denn hier passiert?"
Dean zuckte mit den Schultern, als wüsste er von nichts.
„Okay, na ... ist ja nicht so wichtig. Ich wollte dir nur sagen, Cas schläft jetzt. Seine Wunde ist einigermaßen okay, aber er fiebert irrsinnig. Ich glaube nicht, dass er....", er musste den Satz gar nicht erst zu Ende sprechen, Dean wusste auch so ganz genau, was er sagen wollte.
Er seufzte abermals. „Ich weiß."
Sam atmete tief aus und sah beunruhigt auf den Boden, bevor er Dean direkt in die Augen sah.
„Vielleicht sollten wir anfangen, na ja... ich weiß nicht.... uns mit dem Gedanken zu arrangieren, dass.... dass er bald nicht mehr bei uns sein wird, ich meine.... damit es uns im Fall der Fälle nicht so schwer trifft, ich glaube, das.... "
„Hör sofort auf zu reden, Sam. So einen Scheiß will ich nicht hören, okay? Cas wird nicht sterben. Nicht, so lange ich lebe, denn ich werde das immer irgendwie zu verhindern wissen, alles klar?", Dean war von seinem Stuhl aufgestanden und ging nun im Raum auf und ab.
„Aber Dean. Wir wissen doch gar nicht, wie wir ihm helfen können. Selbst wenn es noch eine Handvoll Engel gibt, deren Gnade er sich nehmen kann, irgendwann wird das nicht mehr funktionieren und es wird dann nur noch schlimmer."
Dean wischte sich über den Mund. Es kochte so eine Wut in ihm, dass er am liebsten jedem Menschen in seiner Umgebung, abgesehen von Sam und Cas, das Herz herausgerissen hätte. Er schlug mit seiner Faust auf den Tisch.
„Es muss einen Weg geben. Ich werde ihn nicht sterben lassen, Sam. Ich.... Ich kann nicht", seine Stimme versagte fast, als er das sagte. Sam dachte, so etwas wie Tränen in den Augen seines Bruders gesehen zu haben, doch... er zeigte doch sonst nie Emotionen.

How can I ever get over you?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt