Kapitel 5

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Am frühen Morgen wachte ich auf dem - mittlerweile getrockneten - Fußboden auf. Ich setzte mich auf und sofort fing ich an zu zittern. Mir ist kalt, eiskalt. Ich versuchte aus meiner Nase zu atmen, doch leider musste ich feststellen, dass sie zu war.
Na toll, jetzt bin ich auch noch erkältet.

Schwach und müde stand ich auf. Sofort bilden sich einige schwarze Punkte vor meinen Augen. Ich kippte leicht zu Seite und suchte an der Wand nach halt, als meine Sicht wieder klar war, lief ich in mein Zimmer und zog, wie immer, einen viel zu großen schwarzen Pullover und dazu eine schwarze Hose an. Ich machte mir heute nicht einmal die Mühe meine Haare zu stylen, nur etwas Make Up, mit dem ich meine Augenringe verstecke. Das muss reichen. Interessiert sowieso niemanden wie ich aussehe, andererseits sollte es auch niemand sehen wie scheiße es mir geht. Genauso wenig interessiert es mir, wie ich aussehe. Nicht einmal Schminke kann mich verschönern. Danach quälte ich mich in die Küche um mir einen Tee zu machen. Als das erledigt ist, wagte ich einen kurzen Blick auf die Uhr vom Handy. Trostlos seufzte ich.
Noch 10 Minuten, dann beginnt mein Horrortag von vorne.

Noch ein letztes Mal, für heute morgen betrete ich das Bad um Zähne zu putzen und um nochmal zu kontrollieren, ob man irgendwelche Spuren von meinem Elend sieht. Zufrieden, wenn man das so nennen kann, greifte ich nach meinem Handy und verließ die kleine Wohnung. Natürlich zog ich vorher noch meine Schuhe an. Unterwegs zog ich die Kapuze von dem Pulli tief nach vorne. So kann man gut sein Gesicht verstecken. Meine Hände vergrub ich in den Hosentaschen und setzte ein Fuß nach dem anderen auf dem Boden. Ab zur Schule. Auch diesen Tag werde ich überstehen.

Ich weiß garnicht wieso ich es mir so sehr wünsche erst zu sterben, wenn ER ES weiß. Es wäre viel einfacher, wenn ich einfach von der nächstbesten Brücke springe oder vor ein Auto renne. Bei meinem Glück würde ich das letztere auch noch überleben. Wieder verließ ein gekrächztes Seufzen meine Kehle. Sagte ich schon, dass jeder Schritt den ich setze anstrengender ist, als der andere. Ich kann nicht mehr, ich hab keine Kraft mehr. Kurzzeitig spielte ich Mal wieder mit dem Gedanken alles zu beenden. Auf meinem Schulweg kommen soviele Möglichkeiten womit ich in Sekunden alles beenden kann, aber im letzten Moment entscheide ich mich dann doch um. Ich bin so feige und erbärmlich. Kein Wunder, dass alle nichts mit mir zu tun haben wollen.

Als ich den Pausenhof betratt waren, zu meiner Verwunderung keine Schüler zu sehen. Was ist jetzt los? Haben wir heute keine Schule oder hab ich irgendwas verpasst? Meine Gedanken wurden durch einen Gong unterbrochen, kurz erschrickte ich, bis ich es verstand, dass es der Schulgong zum Schulbeginn war. Wie lang hab ich bitte gebraucht? Nebenbei ich mir die Frage stellte rannte ich zu meinem Klassenzimmer. Besser gesagt ich versuchte es. Ich glaube ich hab ein bisschen mehr, als nur eine Erkältung. Erschöpft stand ich unschlüssig vor der Tür. Ich hoffe mein Lehrer ist nicht allzu streng. Wenn haben wir jetzt gleich nochmal?
Ohne jeglichen Gedanken zu verschwenden drückte ich die Tür auf und wollte ohne ein Wort auf meinen Platz, aber da wurde mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Kim Taehyung! Sie sind zu spät", keifte Frau Eumin.
Och nein, ich hab vergessen, dass wir jetzt Mathe haben.

Entschuldigend verbeugte ich mich vor ihr. "Es tut mir leid, es wird nicht mehr vorkommen." Ich versuchte so gut, wie möglich gesund zu wirken und nicht zu krächzen. Es muss ja nicht jeder gleich wissen, dass ich krank bin. Sie stöhnte genervt und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Nachdem sie nichts mehr dazu sagte und ich nicht weiter im Mittelpunkt stehen wollte, schwankte ich zu meinem Platz. Kraftlos ließ ich mich auf dem Stuhl nieder und wartete auf die Pause.

Nicht ein einziges Mal linste ich zu Jungkook rüber. Mir reicht schon das ständige Gekicher von ihm und seiner achso tollen Freundin, die viel zu viel Schminke in der Fresse hat. So unnatürlich. Seit wann steht mein Keks auf sowas gefaktes? Jimin und Yoongi sind auch noch in meiner Klasse, sie sitzen neben Jungkook.

Früher versuchten Jungkook und ich die zwei immer zu verkuppeln, was immer im Chaos endete, denn entweder durchschaute Yoongi uns oder Jimin rannte schreiend weg, eigentlich hatte er immer einen hochroten Kopf bekommen und ist dann weggerannt. Wenn das passierte, vielen Jungkook und ich immer vor lachen auf'n Boden. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.

Das waren echt noch tolle Zeiten und jetzt? Jetzt behandeln sie mich, als wenn ich nicht einmal existieren würde, schlimmer sogar. Aber nochmal zu Yoonmin, wie es bei den beiden jetzt steht weiß ich nicht. Manchmal beobachte ich sie und da hat Jimin immernoch rote Backen, wie früher. Wenn sie zusammen wären, würde ich mich für sie freuen, immerhin schippe ich die zwei, seit dem sie sich Mal geküsst haben. Seit dem wird auch Jimin immer rot in seiner Gegend oder wenn man nur seinen Namen nennt. Suga sagte dazu nur, dass es ausversehen passiert ist und niemals was zu bedeuten hätte, aber man weiß ja nie, oder?

Als es endlich zur Pause klingelte, lief ich nicht wie gewohnt in die Mensa oder raus auf den Hof, sondern hoch aufs Schuldach. Hier oben hat man den Vorteil, hier ist nie jemand, weil es verboten ist. Mir aber ist das egal. Hier oben ist mein Lieblingsplatz. Es ist so schön ruhig hier oben und man bekommt nichts von den Schülern da unten mit, wie schon gesagt, hier ist niemand, der Wind streift an dir vorbei, das ist so ein tolles Gefühl und vorallem, wenn es soweit sein sollte, dann möchte ich von diesem Dach runterspringen. Genau an meinem Lieblingplatz zu sterben, war schon immer mein Wunsch. Ich muss nur noch überlegen, wie ich das mache ohne, dass jemand hier ist, aber ich glaube das wird nicht gehen, denn die Schule wird, sobald niemand mehr im Haus ist, abgesperrt und die wird täglich gründlich kontrolliert, denn Schüler haben sich Mal einen Spaß erlaubt und sind übernacht in der Schule geblieben. Wie auch immer sie das geschafft haben, aber sie haben die komplette Schule abgefackelt und das war um ehrlich zu sein nicht so schön, wie sich das alle Schüler immer erhoffen. Man muss ja trotzdem in die Schule, bloß in eine andere und wir mussten uns richtig reinquetschen. Es war so dermaßen eng, das war so unangenehm.

Ich laufe an den Rand und schaue runter. In welchem Stock bin ich jetzt? 5? 6? Oder sogar 7? Das würde ich niemals überleben, vorallem weil da unten auch noch geteert ist.

Mein Blick wanderte zu einem Baum, an dem das Mädchen - von dem ich nicht Mal dem Namen weiß - von Jungkook an den Baum gedrückt wird und er sie innig küsst. Wenn man das innig nennen kann, es sieht eher aus, als wenn sie sich gegenseitig auffressen, so widerlich. Das kann ich sogar von hier oben erkennen.

Irgendwann wirst du dich von ihr trennen oder sie von dich und was machst du dann? Kommst du dann bei deinen Freunden angekrochen, die du gerade im Stich lässt oder kommst du sogar zu mir? Wenn du dich nicht trennst, dann mach ich das! Verlass dich darauf!

𝐎𝐔𝐓𝐑𝐎: 𝐓𝐄𝐀𝐑 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt