Kapitel 3

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~Wer dein Schweigen nicht versteht, versteht deine Worte auch nicht~

Leise schlich ich in den 3. Stock des Waisenhauses, in mein kleines aber feines Turmzimmer, um niemanden aufzuwecken. Als ich gerade in mein Zimmer gehen wollte hörte ich Geräusche daraus und blieb ruckartig stehen.

„Nein. Nein. Ja mache ich. Alles klar."

Da man klar erkennen konnte dass der- oder diejenige in meinem Zimmer telefonierte, machte ich leise die Tür auf. Als ich sah, wer da in meinem Zimmer auf meinem Bett lag, wurde ich wütend wie noch nie:

„RAUS!"

„Hey ich hab dir nix getan!"

„Oh doch und wie du das hast, Stephen! Du bist definitiv der dümmste Mensch dem ich je begegnet bin."

„Nicht so laut. Du weckst hier noch alle auf." ,
flüsterte Stephen, der nach meiner Meinung nach nicht mehr alle hatte.
Mit geschlossenen Augen stellte ich mich neben die Tür und zeigte klar und deutlich auf den Gang.

„Geh sofort aus meinem Zimmer, oder..."

„Oder was? Willst du mich umbringen?"

„Ja!"

„Okay, dann gehe ich jetzt mal aber dann erfährst du eben nicht was ich dir sagen wollte."

„Als ob es mich juckt was aus deiner Fresse kommt. Da kommen eh nur Beleidigungen oder scheiße raus!"

Als ich das sagte wurde ich immer leiser, da ich merkte wie Stephen seine Hände zu Fäusten ballte und alle seine Muskeln nacheinander anspannte. Ich hatte aber keine Angst, nein, ich beobachtete ihn einfach nur dabei.
„Wenn du wütend bist schaust du aus, wie ein kleiner Junge der gleich mit seinem Fuß auf den Boden stampft und schreit.", lachte ich ihn aus.
Er kam langsam auf mich zu und flüsterte mir dann ins Ohr: „Schlampe." Worauf ich gespielt enttäuscht einen meiner Mundwinkel nach oben zucken ließ, und dann gespielt traurig zu ihn sagte: „War das schon alles? Schaaaade."

Kurz dachte ich er sei kein so schlechter Mensch, wie ich immer dachte.

Aber nein.
Er ist und bleibt scheiße.

Er sah mir in die Augen und ich sah darin nichts, wirklich kein bisschen Gefühl.
Das schaffte noch nicht einmal ich. Und ich, war in sowas gut.

Obwohl ich sonst nie Gefühle zeigte, schaute ich traurig in seine Augen, mit der ganzen Enttäuschung die ich gerade spürte.

Als mir dann eine Träne die Wange herunter lief, zuckte er leicht zusammen.

Zu weiteren Reaktionen bekam er aber leider keine Gelegenheit, da ich ihn mit all meiner Kraft durch die Tür schob und sie so leise wie möglich zuschmiss.
Langsam ließ ich mich die Türe runter gleiten und ließ meinen Tränen freien lauf.

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Schnell trottete ich ins Bad um fertig zu machen. Als ich duschte ließ ich mir kaltes Wasser über mein Gesicht laufen und dachte über den  Brief nach, welchen mir die alte Frau gegeben hatte:

Liebes Kind,
ich kenne dich ganz genau, selbst, wenn du mich wahrscheinlich nicht kennst.
Ich weiß genau wann du aufstehst, wann du schlafen gehst. Ich weiß, wenn es dir gut und wenn es dir schlecht geht.
Ich kenne all deine Wege, dein Denken.
Ich allein habe den Zeitpunkt und Ort deiner Geburt bestimmt, und wo genau du leben wirst. Wen du treffen wirst.
Ich habe Pläne für dich, Pläne, welche voller Hoffnung und Zukunft sind.
Meine guten Gedanken über dich sind wie Sandkörner am Sandstrand.
Ich freue mich sehr, dir nun mitteilen zu können, dass du mir nun dienen wirst; als einer meiner Boten.
Du wirst ab jetzt Menschenleben retten und helfen, wo du kannst. Und das alles als Naturinstinkt.
Voller Erwartungen und Liebe,
Dein, wie die Menschen es nennen würden, Gott.

Wahrscheinlich war das auch noch Stephen, der eine arme alte Frau beauftragt hat mir diesen Brief zu geben. Ich sollte ihn zur Rede stellen.

Als ich fertig war, kuschelte ich mich in mein Bett und schlief ein.

Fallen Angel*BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt