Worten bleiben länger
als Schmerzen.Es war kein Problem für mich, dass Hope mich nach Hilfe gefragt hatte, Kyron allerdings schien es ein wenig anders zu sehen.
Etwas fassungslos sah ich ihn an, als Hope getroffen davonschlich.
"Was sollte das?", zischte ich dann leise und grub meine Finger in seinen Arm.
Wir standen mitten im Schulflur und ich war gerade dabei gewesen, die Sachen in meinem Spind zu sortieren. Kyron war wie immer in meiner Nähe gewesen, um wieder mal irgendetwas zu beweisen.
Und dann das.
Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass so etwas passierte, aber Hope hatte doch nichts anderes getan, als mich um Hilfe zu bitten.
Kyron sah nur irritiert auf meine Hand an seinem Arm herunter. "Was meinst du? Ich habe doch bloß den Freak vertrieben."
Abrupt ließ ich ihn los. "Freak? Seit wann ist Hope bitte ein Freak?"
Ein weiterer vollkommen verwirrter Blick folgte dem ersten. Diesesmal allerdings in mein Gesicht gerichtet.
"Na, ich bitte dich, hast du dir mal ihre Kleidung angesehen?" Kyron schnaubte abfällig.
Wütend schlug ich die Spindtür zu. "Schon mal daran gedacht, dass sie vielleicht einfach nicht so viel Geld hat oder vielleicht auch einfach nicht auf solche Klamotten steht?"
Er schnaubte wieder. "Bitte - wahrscheinlich ist die einfach nur arm." Offen sah er mir in die Augen. "Komm schon, Ley, warum solltest du mit solchen Leuten etwas zu tun haben?!"
Kurz atmete ich tief ein. "Kyron, es ist immer noch meine Sache, mit wem ich befreundet bin."
"Du bist aber nicht mit ihr befreundet", mischte sich eine genauso abfällig klingende Stimme in unser Gespräch ein.
Xenia.
Na toll.
Mit einem fetten Fakelächeln auf dem Gesicht drehte ich mich zu ihr um.
Sie lächelte genauso zurück. Falsche Schlange - na gut, ich verhielt mich im Moment ebenso.
"Xenia, hi, wie geht's dir denn so?", begann ich freundlich.
Und ich bemühte mich wirklich freundlich zu sein und ihr nicht nur etwas vorzuspielen.
Ein überraschter Ausdruck flog über ihr Gesicht. "Ehm, gut." Ihre Stimme klang leicht irritiert.
Dann fasste sie sich wieder. "Und? Wie geht's so eurer Beziehung?" Xenia nickte kurz zu Kyron und mir.
"Bestens." Kyron strahlte sie förmlich an.
Ich musste Hope hinterher.
Sie war eine schüchterne Person, aber gehörte dennoch zu den Klügsten der Schule.
Ich hatte mit ihr zusammen Unterricht in Spanisch und Mathe und in Mathe saß sie auch neben mir, da keiner meiner 'Freunde' mit mir gemeinsam Mathe hatte.
Hope war nett und sie hätte nie nach Hilfe gefragt, wenn es nicht nötig gewesen wäre, also musste ich ihr helfen.
Kurz sah ich wieder zu Xenia und Kyron. Sie waren beide in eine Unterhaltung über irgendein gemeinsames Fach vertieft, also die optimale Möglichkeit einfach ohne Aufsehen abzuhauen.
Und genau das tat ich dann auch.
Wie erwartet war Hope in die Bibliothek geflüchtet.
Ich hatte sie ziemlich schnell entdeckt, was aber auch nicht weiter schwer war, da sie sich als Einzige im Raum befand.
Aber gut, die Schule hatte noch nicht einmal begonnen.
"Hey", begrüßte ich sie leise und setzte mich dann neben sie.
Sie sah mich aus verheulten Augen an.
Unwillkürlich streckte ich die Hand aus, um sie zu umarmen, hielt dann aber inne. Durfte ich das überhaupt?
Hope schien diesbezüglich allerdings keine Gedanken zu haben, sondern stürzte sich direkt in meine Arme.
Kurz sah ich erschrocken auf sie hinunter, dann umarmte ich sie zurück und rieb ihr tröstend über dem Rücken.
"Tut mir Leid, was Kyron da eben abgezogen hat."
Meine Worte blieben im Raum hängen, quälten und verspotteten mich.
Warum hatte ich denn nichts dagegen getan?
Wieso? Wer tat denn so etwas?
Schuldbewusst drückte ich sie fester an mich.
"Bei was wolltest du denn meine Hilfe?", erkundigte ich mich dann leise.
Hope schniefte und hob dann ihren Kopf, um mich aus völlig verheulten Augen anzusehen.
"Also es ging um die Hausaufgaben ...
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Poisonous Perfection
Romance"Was sollte das?" Fragend sah ich ihn an. "Was meinst du?" "Das weißt du ganz genau! Du hast ihn geküsst! Vor der ganzen Cafeteria! Was glaubst du, denken die Leute jetzt von mir?!" Perfektion ist eine Illusion. Ein Schein. Niemand und jeder ist per...