-Noahs PoV.-
Ich stehe vor dem Badezimmer unseres Stockwerks, mein Bruder ist drin. Ich denke daran, was er gestern Abend zu mir sagte, als ich mich wegen Bastian mies fühlte. Er sagte zu mir, dass ich das nicht bräuchte, doch das tue ich trotzdem - auch wenn ich nicht der Schuldige an der Sache bin.
Bastian ist ein Mistkerl und das durfte und konnte ich erst durch Maurice erfahren.Schließlich klopfe ich, was wohl eher wie ein unentschlossener Versuch dazu klingt. Versonnen bemerke ich die aufgehende Tür. Seine Haare sind nass und gekämmt, keine Locke sticht hervor. Sofort ist da dieser besorgte Blick in seinen Augen, es bringt mich schier dazu, auf geradem Wege umzukehren. Ich verdränge das fürs erste, denn sein Mund scheint Worte zusammenzufassen, welche ich gewissenhaft überhöre und lediglich bestätigend nicke.
Am Tag als ich Basti zum ersten Mal begegnete, fing es langsam an, dass ausschließlich er mein einziger Gedanke war, genau wie gerade. Selbst mehrere Tage danach konnte ich ihn nicht verdrängen, er war wie ein netter Geist und finsterer Dämon zugleich, welche beide meinen Körper niemals verlassen wollten. Seine Tattoos brannten sich auf meine Haut und spürte sie förmlich, wenn ich mich abends auf das Sofa legte. Ich sah seinen Rücken, wo sich an seinem linken Schulterblatt bis hin zur rechten Brust mehrere Skelette und Leichen versammelten, und wo ein Baum mit Strick unter der Brustwarze gezeichnet war. Ich träumte, bis ich sie selbst dachte zu haben. Moment, das stimmt nicht ganz. Das mit der rechten Brust hatte ich erst danach erfahren.
Wenn ich schlafen wollte, da waren nur diese Haare, diese schwarzen Haare, dieses spitze Kinn und diese Augen. Ich erinnere mich daran, wie ich es noch kaum ertrug.
"Alles klar?" Ich schüttel sachte den Kopf, als ich gedankenverloren blinzle und meinen Bruder von oben bis unten mustre. Kurz darauf zieht er mich zu sich und umschlingt mich mit seinen Armen. "Ich versuch wieder zu schlafen", murmel ich soeben und verzieh mich gleich in mein Zimmer. Auf meinem Bett greife ich nach dem beigen Kissen neben mir und lege es auf mein Schoss.
In der Schule war ich nie sehr angesehen. Eher war ich der stille Typ in der Klasse, der nur zuhörte, das war schon immer so. Schüchtern würde ich das nicht nennen, die Leute waren mir einfach egal, vielleicht so in etwa.
Ich wollte keine Freunde, die mich ohnehin nicht mochten. Natürlich, es gab die ein oder andere Person, welche ich näher kennenlernen wollte, aber das war nie ausschlaggebend - oh Mann, abgesehen von Mario!In der siebten Klasse wollte ich mit ihm befreundet sein, er war ein richtiger Macho, oder er würde es, wenn er größer wäre, sicher sein. Er hatte immer seine Freunde um sich und hat auch niemanden mehr zu ihnen aufgenommen, seine Clique war bestimmt. Und das war das, was ihn auf einmal so wirklich interessant machte. Im Gegensatz zu anderen Menschen wusste er, was er wollte. Er trug Klamotten, die ich schrecklich fand, und seine Haare waren immer mit Haarspray vollgepumpt. Ich redete mir ein, Gegensätze ziehen sich an, und das stimmte.
Manchmal versuchte ich mich mit ihm zu unterhalten, und das war eine ziemlich Überraschung für alle die gerade in der Nähe waren. Ich redete nicht oft, und wenn doch, dann bestimmt nicht mit Leuten aus der Klasse, und erst recht nicht mit Mario. Dennoch war er sehr freundlich, er hat oft gelächelt und insgeheim wusste ich, dass dies nur eine Art Show war, aber mir war das in dieser Zeit gleich. Alles was ich wollte, war in seiner Gegend zu sein. In Bio setzte er sich einmal neben mich, das war nicht freiwillig. Sein eigentlicher Sitzpartner war beim Arzt und wir mussten einen Versuch durchführen, ich saß allein. Das klingt gerade sehr schicksalhaft, muss ich sagen. Wieder wirkte er freundlich und wieder lächelte er schier durchgehend, wenn er mit mir sprach oder etwas für den Versuch einbrachte. Ich kannte ihn selten so. Es brachte mir oft eine starke Gänsehaut ein und mein Herz pochte, wenn er wieder anfing so zu werden. Langsam nahm ich an, er würde womöglich wegen mir so lächeln.
Irgendwann, eventuell ein paar Wochen danach, haben wir uns getroffen. Mario hat mich eingeladen und ich erfuhr, dass er kiffte. Er rauchte und kiffte - Bastian macht das auch.
Und je länger ich neben ihm auf der Bank am Waldspielplatz saß, desto mehr begriff ich, wie sehr ich ihn mochte. Ich begriff zum ersten Mal, was in mir abspielte und wieso ich so hinter ihm her war. Er war so anders als ich und hoffte gleichzeitig in einem Aspekt würde er mir ähneln, ich wusste allerdings nicht welchem. Wollte ich, dass er mich auch als Kumpel will, dass er mich mag?
Als ich ihn so ansah und ihn immer wieder abscannte, wir über verschiedene Dinge diskutierten, da sprach er es an, er sprach das heikle Thema an, wodurch es in mir einen Wirbelwind auslöste und Verwirrung, vollkommene Verwirrung. Er fragte mich, was ich von Homosexuellen hielte. Ich wusste es nicht, und das sagte ich auch, denn ich hatte mich zuvor noch nie damit befasst.
Immer weiter dachte ich darüber nach und plötzlich glich ich einer Statue, war bleich gestrichen und versteinert. Marios Augen glänzten und mir wurde bewusst, dass ich ihn wohl wirklich mochte. Ich mochte ihn, ich mochte ihn wie es in einer Beziehung die Leute tun und das war mir unglaublich unheimlich. Ich wollte nicht mehr an diesem Fleck sein, ich wollte einfach weg. In mir stieg die Panik hoch, dass er es deshalb ansprach, weil er dachte, ich wäre einer. Ein Schwuler. Irgendwie war ich das ja auf einmal auch. Gleich würde einer aus der Hecke springen und lachen, eventuell mich verprügeln, dachte ich. Gleich würde mich Mario ansehen, er würde mir sagen, dass er es vortäuschte, die liebe Art. Gleich wäre ich nicht mehr der stille, kaum angesehene Kerl, ich wäre tot, unsichtbar. In meinen Augen spiegelte sich die Angst wider, er wusste es.
"Du bist es also auch?", fragte er. Mario sah mich vertraut an. Ich war verwirrt. Was meinte er? Du bist es also auch? Der Funken der hoffte, er würde sich mir in einem Aspekt ähneln, wurde bestätigt. Keine Minute nachdem ich mein innerliches Coming Out hatte, erfuhr ich seines. An diesem Tag hatte ich meinen ersten Kuss mit einem Jungen. Siebte Klasse, 13 Jahre, Waldspielplatz.
Diese Erfahrung bleibt wohl für immer ein Individuum, aber trotzdem denke ich gerade jetzt daran, jetzt wo ich Streit mit Basti habe. Vielleicht weil ich früher noch offenherziger war, unschuldiger und entfernt von jedem Unheil, das mir zurzeit geschieht. Ich wusste erst dann von meiner Homosexualität und hatte mir noch keine Sorgen darüber gemacht, was meine Familie davon hält. Ich war frei, jetzt bin ich in Gedanken und Zweifeln gefangen.
Vor allem was Bastian und sein Doppelleben als Edwin alias Fabians Bruder betrifft. Ich verstehe das nicht, wieso hat er mir das nie gesagt? Ich weiß, dass er mit Maurice und Fabian unterwegs war, schließlich empfand ich das kurzzeitig gut, es war immerhin riskant, weil Basti wusste, dass ich noch nicht bereit für ein Coming Out war. Es war allerdings nötig, sein Bruder bestand anscheinend darauf, dass er mitkommt. Durch Maurice weiß ich seit vorgestern jedoch, dass Bastian nicht Bastian heißt, er heißt Edwin und hat mich belogen. Und seit daher will ich gar nichts mehr glauben, ich fühle mich gedemütigt und verarscht. So wie damals mit Mario, als ich dachte er hätte mich nur vorgeführt. Am liebsten will ich den Menschenkontakt vermeiden und das für immer. Bastian - pff, was soll der Kack? Und dann versucht er es sogar noch über meine Mutter.
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Lange Pause, sorry :D Geht mit den eigentlichen Shippings demnächst voran, keine Sorge. Fabi ist ja bereits voll dran, zumindest in meiner und seiner Vorstellung ;D
Zomdado kommt auch nicht zu kurz; hoffe ihr habt noch für wenige Kapitel Geduld. Ich will nichts versprechen!-M/TheMonsters
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Herr Doll... Zomdado & Dadosaft
FanfictionFan-Fiction über maudado, Zombey und Osaft - Zomdado & Dadosaft Maurice ist Student einer Uni. Er bewirbt sich spontan für einen Nebenjob, für den er auch recht schleunig eine Zustimmung erhält. Dort muss er bereits an seinem zweiten Tag einen Gru...