Kapitel 2

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Durch ein stupsen auf meiner Nase wurde ich wach und ich schlug verschlafen meine Augen auf, nur um einen lächelnden Liam vor mir zu sehen.

"Und ich dachte schon, ich bekomme dich nie wach." meinte er und hielt mir seine Hand hin, die ich dankend annahm.

Er zog mich von der Couch hoch und ich landete in seinen Armen. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atmete sein Aftershave ein.

Nach einiger Zeit löste er sich wieder von mir. "Ich bring dich mal nach Hause, deine Eltern machen sich bestimmt schon sorgen" meinte er und lächelte mich warm an.

Als ob sich meine Mutter für mich interessiert.

Als er sah, dass ich darauf nicht antwortete,  nahm er meine Hand und zog mich raus aus dem Haus und Richtung Auto.

Nach einer kürzeren Fahrt kamen wir vor meinem Haus an und ich stieg aus, was Liam mir gleich tat. Er nahm meinen Rucksack und folgte mir bis zur Haustür. "Falls was ist, ruf mich an ja?" sagte er und drückte mir einen Zettel mit seiner Handynummer in die Hand. Ich nickte kurz und umfasste den Zettel mit meiner Hand. 

Er gab mir noch meinen Rucksack und ich überlegte gerade, ob ich ihn zum Abschied umarmen sollte oder nicht, aber dieser Gedanke wurde mir abgenommen, da mich Liam in eine enge Umarmung zog. "Stell bitte nichts unüberlegtes an." murmelt der Junge, als er sich wieder von mir gelöst hatte und mich noch einmal ansah, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und zurück zu seinem Auto lief. 

Ich sah ihm dabei zu, wie er davon fuhr, dennoch blieb ich an der selben Stelle stehen. Irgendwann hatte ich mich wieder gefasst und sperrte die Haustüre auf, kickte meine Schuhe in's Eck und lief in die Küche, wo meine Mutter stand und mich desinteressiert anblickte. 

Ein kleines Stechen durch fuhr mein Herz. Ich murmelte ein kurzes "Hallo" und wollte schon in mein Zimmer verschwinden, als ich ein "Warte mal." hörte und mich sofort zu ihr umdrehte. Fast schon erleichtert sah ich sie an, doch meine Freude erlosch, als ich hörte was sie zu mir sagte.

"Wie läufts in der Schule?" Ich blickte wieder enttäuscht auf den Boden und gab ein "Gut" von mir und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Ich lief die Treppen nach oben in mein Zimmer und lies mich auf mein Bett fallen. 

Ich nannte meine Mutter schon lang nicht mehr Mama oder Mam, dazu hatte sie mich zu sehr verletzt. Sie interessierte sich einen Dreck für mich. Solange ich gute Noten in der Schule schrieb und sonst keine Straftaten begann, war alles ok. Sie interessierte sich überhaupt nicht dafür wie es mir ging, alles was zählte war die Schule. Dies war auch das einzigste, über was sie mit mir redete. Aber auch nur diese 5 Wörter. 

Ich unterdrückte ein Schluchzten und vergrub mein Kopf in meinem Kissen. Ich hatte keinen Vater mehr, der mich trösten könnte, denn der hat sich vor ein paar Jahren von meiner Mutter getrennt. Er war der einzige der mir zugehört hatte, doch jetzt lebt er in Irland mit seiner neuen Freundin und wir hatten so gut wie keinen Kontakt mehr. 

Immer noch weinend stand ich auf und lief in mein Badezimmer. Ich verschloss sicherheitshalber die Tür und suchte in einem meiner Schübe nach einer Rasierklinge. Als ich das scharfe Metall gefunden hatte, rutschte ich langsam die Wand hinunter. Immer mehr Tränen liefen mir über die mittlerweile roten Wangen und ich platzierte die Klinge an meinem nicht verbundenen Handgelenk.

Sofort musste ich an Liam und seine Worte denken. Schluchzend zog ich das Metall durch die Haut und die kleinen Punkte zogen sich zu einer Linie zusammen. Wieder platzierte ich die Rasierklinge und zog sie durch die dünne Haut. Das Blut tropfte auf die Fliesen und hinterließen rote Flecken.

Ich presste meine Lippen aufeinander und ich schmeckte Salzige Flüssigkeit auf ihnen. Ich setzte die Klinge ein letztes mal an und zog sie noch tiefer als sonst durch meine Haut. Das Blut floss heraus und ich verkniff es mir,  auf zu schreien.

Was Liam wohl dazu sagen würde? Würde er mich aufhalten? Ich legte die Rasierklinge beiseite und hielt meinen Arm unter das kalte Wasser. Wieder durfuhr mich der Schmerz, doch dieser sitzt nicht so tief, wie manch anderer. Ich trocknete meinen Arm und zog die Ärmel meines Pullovers herunter, bevor ich mich wieder ins Bett legte. 

Ich spielte schon mit den Gedanken, Liam anzurufen, doch meine schüchternheit ergriff die Überhand. Nach einem längeren Kampf mit mir selbst, raffte ich mich doch auf und nahm mein Handy vom Nachttisch. Mit zitternden Händen faltete ich den Zettel auseinander und speicherte die Nummer in mein Handy. Wieso bin ich eigentlich so aufgeregt? Es ist nur Liam. 

Ich suchte meine Kontakte ab und entschied mich doch dazu ihm eine Nachricht zu schreiben. Mit schnellen Fingerbewegungen tippte ich eine Nachricht ein und drückte auf den 'Versenden' Knopf. 

Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten, denn schon nach wenigen Minuten bekam ich eine Nachricht von ihm.

Von: Liam

Mir gehts gut und dir? 

Ich nehme dich morgen mit zur Schule, also sei um viertel 7 fertig.

Liam x

Ich schrieb ihm mit einem lächeln zurück, doch ich ich konnte seine Antwort nicht mehr lesen, da ich langsam in einen unruhigen Schlaf fiel. 

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Tut mir Leid, wenn es mit den Kapiteln länger dauert, aber mir liegt an der Story echt viel & mir fällt es manchmal nicht so leicht die Kapitel zu schreiben, also bitte nicht wundern wenn ich hier nicht so oft Update x

Help me, Liam!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt