» New York - Stadt der Träume

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Seine Füße brannten wie die Hölle höchstpersönlich.
Seine Beine waren inzwischen taub und seine Arme schmerzten an Stellen, an denen er nicht einmal gewusst hatte, dass es dort so höllisch schmerzen konnte.
“MJ,MJ.”, rief er seinem Freund, welcher einige Meter vor ihm durch die Schaufenster der Läden blickte, zu. “MJ, können wir bitte eine Pause machen?”.
Seine ganzer Körper schmerzte von den vielen Tüten, welche an seinen Schultern und Armen hingen.
Der Brünette vor ihm wandte seinen Blick von den Sachen hinter der Glasscheibe ab und schenkte seinem Freund seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
“MJ, bitte. Nur kurz.”.
Seufzend warf der Ältere dem Schaufenster einen sehnsüchtigen Blick zu, eh er die wenigen Meter zu seinem schwer bepackten Freund zurücklegte.
“Wir sind doch noch gar nicht lange unterwegs.”, murrte Myungjun und folgte seinem Verlobten zur nächstbesten Bank in der Nähe.
“Du musst ja auch nicht alles tragen, Schatz.”, murmelte JinJin.
Mit einem erleichterten Seufzer ließ Jinwoo sich auf der Bank nieder, ließ die Tüten neben sich auf den Boden fallen.
Während Jinwoo seinen schmerzenden Rücken gegen die Bank lehnte, warf MJ dem Schaufenster einen erneuten Blick zu.
Hinter dem dreckigen Glas hing das wahrscheinlich schönste Hemd, dass er jemals gesehen hatte und es kribbelte ihm in den Finger ebendieses anzuprobieren und zu kaufen.
“Geh es kaufen.”.
MJ sah verwirrt zurück zu seinem Freund.
“Geh es kaufen, MJ.”, wiederholte Jinwoo seine Worte.
Ein breites Lächeln breitete sich auf MJ's Gesicht aus.
Blitzschnell drückte er seinem sitzenden Freund einen Kuss auf die Wange, bevor er in Richtung des Ladens lief.
Mit einem müden Lächeln sah Jinwoo seinem Verlobten nach.
Doch trotz, dass dieser Urlaub perfekt war, fühlte es sich im Moment nicht perfekt an.
Er vermisste seine Familie.
Und auch wenn MJ ihn allein mit seiner Anwesenheit tröstete, konnte er die Lücke in seinem Herzen nicht ganz ausfüllen.
“Jinie?”.
MJ's besorgte Stimme ließ ihn aufblicken.
Mit in Falten gelegter Stirn stand er über ihn gebeugt, studierte Jinwoo's Gesichtszüge eingehend.
“Ist alles okay bei dir, Jinie?”, fragte MJ besorgt, stemmte seine Hände in die Hüfte und wartete gespannt auf eine Antwort.
“Mir geht's gut, MJ.”.
“Jinwoo, du kannst mir nichts vormachen.”, mit diesen Worten ließ sich MJ neben ihm nieder.
“Du hast nichts gekauft?”, versuchte Jinwoo vom Thema abzulenken.
Er hatte keine Lust über seine Sorgen zu reden, schon gar nicht wenn sie sich mitten in einer fremden Stadt befanden.
“Lenk bloß nicht vom Thema ab, Jinwoo!”, mahnte Myungjun. “Und jetzt sag mir was los ist.”.
Mit jedem Wort wurde MJ's Stimme sanfter, während er einen Arm um die Schultern seines Freundes zulegte.
“Es ist...”, begann Jinwoo erneut, wurde jedoch mitten im Satz von Jin unterbrochen: “Jinwoo!”.
“Na gut.”, murrte dieser. “Ich habe letzte Nacht von meiner Familie geträumt und seit dem vermisse ich sie noch schlimmer als vorher.”.
Ein leises “Oh” entfuhr MJ.
“Aber es ist wirklich keine große Sache, MJ. Mach dir keine Sorgen, Schatz.”, meinte JinJin und wollte wieder von der Bank aufstehen. “Komm, wir sollten weitergehen.”.
Sofort drückte MJ seinen Freund wieder auf die Bank.
“Keine große Sache, Jin, keine große Sache?”, fragte MJ mit ernster Mine. “Natürlich ist das eine große Sache.”.
Jinwoo seufzte, fuhr sich durch das braune Haar.
Er wollte nicht darüber reden.
Nicht jetzt.
Nicht hier.
“MJ, ich kann jetzt nicht darüber reden.”, schüttelte Jinwoo den Kopf.
“Babe, ich sage ja nicht, dass du darüber reden sollst. Nur, dass du es nicht als 'keine große Sache' abstempeln sollst.”.
Da war sie wieder.
MJ's Mutterolle kam wieder zum Vorschein und ließ JinJin für einen kurzen Augenblick schmunzeln.
Er fand es unheimlich süß, wenn MJ sich so benahm.
Es zeigte ihm, dass er sich wirklich Sorgen und Gedanken um ihn machte.
“Vielleicht sollten wir deiner Familie einen kleinen Besuch abstatten.”, überlegte Myungjun laut,  was JinJin dazu brachte ihn ungläubig an zublinzeln. “Wir könnten einfach ein oder zwei Tage eher abreisen und sie überraschen.
Was meinst du?”.
Er war sprachlos.
Vollkommen überwältigt von dieser grandiosen Idee sah er ihn an, unfähig auch nur ein einziges Wort über seine Lippen zubringen.
Es war einfach fantastisch.
Myungjun war fantastisch.
Womit hatte er diesen Mann nur verdient?
“Ich liebe dich, Kim Myungjun, ich hoffe das weißt du.”.
“Natürlich, weiß ich das. Sonst würdest du mich wohl kaum heiraten.”, lachte MJ. “Aber, ich liebe dich auch, Park Jinwoo. Ich liebe dich, mehr als du es dir jemals vorstellen könntest, denn du bist alles was ich mir jemals erträumt habe und noch viel mehr.”.
Gott, dieser Mann war einfach unglaublich.
“Und jetzt komm, bevor wir noch anfangen wirklich emotional zu werden.”, mit diesen Worten erhob sich MJ. “Ich wollte nämlich unbedingt noch ein paar Bilder mit der neuen Kamera schießen.”.
Lächelnd tat Jinwoo es seinem Freund gleich und griff nach den Tüten.
Doch genau in dem Moment, in dem er diese anhob rissen einige der Henkel und Tüten flogen zu Boden.
MJ beobachtete das Spektakel mit einem leisen Seufzer. “Vielleicht nicht alles was ich mir erträumt habe.”.
Hastig ergriff Jinwoo die kaputten Tüten, während er leise fluchte.
Wie schaffte er das bloß immer?
“Du hast wirklich Glück, dass ich dich liebe.”, lachte MJ, verschränkte ihre Finger miteinander und zog JinJin mit sich.

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