Kapitel 3

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Eigentlich hätte ich erwartet, von hellen Sonnenstrahlen geweckt zu werden, jedoch war der Raum noch dunkel und stickig.

Und als ich also wach war, versuchte ich aufzustehen, was mir irgenwie misslang. Was ist denn jetzt los? Ich versuchte noch einmal, mich aufzurichten, was mir ein Stückchen gelang. Doch da wurde ich abprubt zurück gezogen, und ein tiefes Grummeln bescherrte mir eine Gänsehaut. Momentchen mal, was für ein Grummeln? Und was hat mich bitte zurückgezogen. Langsam glitt mein Blick auf meinen Bauch, auf dem ich plötzlichen Druck vernahm. Und tatsächlich, ein großer, muskulöser Arm war um mich geschlungen. Wie zur Hölle.. Oder eher wer zur Hölle? Ich wirbelte mit dem Kopf herum und blickte direkt auf Isaacs friedlich schlafendes Gesicht. Perplex starrte ich ihn einfach ein paar Minuten lang an. Und je länger ich ihn so anstarrte, desto wütender wurde ich. Ich meine, das gestern war ja wohl die Höhe, aber das er sich auch noch sowas traut! So ein perverses Schwein, sich einfach an mir zu vergreifen! Dem zeig ich's!
So gut es ging, drehte ich mich in seinem Schraubstockgriff zu ihm um und stemmte meine Hände gegen seine Brust. Nur bewirkt dies rein gar nichts, denn er drückte nur fester zu und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Meine Güte, so ein Arsch!
"Jetzt lass los du Dünnschissgurgler!", rief ich.
Erbost öffnete er seine verschlafenen Augen. Trotzig blickte ich zurück.
"Wer ist hier ein Dünschissgurgler?", fragte er, und Oh mein Gott, das nenn ich mal eine göttliche Morgenstimme. So tief und rau, wie ich es mir nie hätte ausmalen können.
Ich unterdrückte einen Schauer, und das Gefühl im Inneren zu schmelzen.
"Na du, du Pavianarsch!"
"Dünschissgurgler und Pavianarsch? Na das nenn ich mal ne Kombi", belustigt huschte sein Mundwinkel nach oben. Ach das findet er also witzig? Mal sehen wie witzig er das hier findet!
Ich guckte ihm in die Augen, darauf bedacht mein Knie so zu positionieren, das es genau da hintraf, wo ich es haben wollte.
Er schaute intensiv in meine Augen, und diese kleine Chance der Ablenkung nutzte ich.
Kurz überkamen mich Zweifel. Sollte ich das wirklich tuen? Ja. Ja, dass sollte ich! Ich mein, wer belästigt hier grad wen? Ich würde ihn nur belästigen, indem ich ihn die Treppe runterschubse. Zwei Mal.

Langsam zählte ich runter bis eins.
Drei.
'Er hat es verdient, du kannst das!', sprach ich zu mir.
Zwei.
Er ist ein Arschloch, er belästigt Leute beim Schlafen und schnarcht warscheinlich auch noch und sabbert mir die Haare voll.
Eins.
Wird schon schiefgehen.
Null.

Und Schwubs- Diwubs lag ein- zugegeben attraktiver- junger Mann auf dem Boden und hielt sich die Weichteile. Doch mehr konnte ich nicht sehen da ich schnell aus dem Raum rannte. Nur kannte ich mich hier nicht aus. Das Häuschen sah zwar klein aus, aber es war größer als man dachte, glaube ich zumindest. Verzweifelt zog ich an meinen Haaren.
Und so rannte ich in den einzigen Raum, den ich hier kannte. Die Küche.

Gisena war schon wach und machte gerade anscheinend Frühstück.
"Ach, Hallo Schätzchen. Hast d- huch!", ich lies sie nicht zuende reden, denn ich packte sie und drehte sie so, sodass sie wie ein Schutzschild vor mir stand. Ihr Pfannenwender noch immer haltend fragte sie:
"Was ist denn los? Ist was passiert?", hörte ich ihre besorgte Stimme.
"Er wird mich umbringen."
"Wer?"
"Na Er!"
"Wer Er, sprich deutlich Mädchen"
"Isaac", meine Antwort war nur ein leises Hauchen, denn ich musste zugeben: Ich hatte Angst!
Oh Mann, warum bin ich denn auch so blöd gewesen? Er wird mich kastrieren! Ich bin sowas von tot! Innerlich trat ich mir selbst in den Arsch, da hatte ja eine Walnuss mehr IQ als ich.

"Isaac? Wieso das denn?", sie musterte mich mit einem Seitenblick.
"Ich hab-"
Aber da kam schon Isaac höchstpersönlich reingestürmt und suchte den Raum ab. Als seine Augen an mir hingenblieben, starb ich genau 165,6348 Tode. Seine Augen waren wild, sein Blick dunkel, seine Augenfarbe kaum zu erkennen. Sein Atem ging stoßweise.
Ich drohte umzukippen.
Langsam kam er auf mich und mein Schild zu. Ein paar Schritte entfernt blieb er stehen.   Und da war es, das böseste Grinsen, was ich mir bei ihm hätte vorstellen konnte.

Da packte er mich schnell um mein Schutzschild herum und schmiss mich auf seine Schulter. Ich schrie, ich kreische und ich brauchte Hilfe!
"Gisenaaa! Hilf mir! Bitte, er bringt mich sonst noch um!", rieg ich weinerlich.
Sie aber schüttelte nur belustigt den Kopf und drehte sie wieder zu der bruzelnden Pfanne um, als wäre nichts gewesen. Und ich dachte, Schutzschilder sind da, um einen zu schützen? Ich musste mir wohl ein neues suchen.

Träge seufzte ich umd versuchte ihn abzulenken, indem ich auf seinen Rücken schlug.
"Lass mich los! Ich bin unschuldig!", versuchte ich meine Glück, aber nein. Der Spast lachte nur. Idiot, Kotzbrocken! Schleimiger  Dünschissgurgler! Boah dieser Karottenbesen!

Plötzlich war ich in der Luft, und mein Herz blieb kurz aus, bevor es doppelt so schnell weiter schlug, als ich auf einer weichen Matratze landete. Zumindest glaube ich das.
Und dann, ganz plötzlich fühlte ich Hände an meinem Bauch und meinen Seiten. Erschrocken blickte ich Isaacs Hände an. Er wollte doch nicht etwa..?

Und schon fing er an mich zu kitzeln und ich unterdrückte meine Lacher. Verzweifelt wollte ich seine Hände wegschlagen, konnte es aber nicht, da ich letztendlich doch noch anfing zu lachen. Und wie ich lachte. Und ich brüllte wie eine Verrückte, als seine Hände zu meinen Achseln wanderten. Nach Minuten konnte ich einfach nicht mehr und gab auf.
"Ist ja gut, ich geb auf! Du hast gewonnen!"
Er nickte zufrieden und lies von mir ab. Heilige Mutter Maria Christus! Nächstes Mal überleg ich lieber was für Methoden ich einsetze! Da kann ich ja gleich noch paar mal sterben an Atemnot.

Hektisch senkte sich meine Brustkorb auf und ab und man hörte unser beider Atem durch den Raumen hallen. Ich lag mit dem Rücken auf dem Bett, währen Isaac einfach nur dastand. Ich spürte seinen Blick auf mir. Es machte mich mal wieder so nervös. Gerade als ich ihn darauf hinweisen wollte, hörte ich ihn ein "Tut mir leid", nuscheln. Überrascht weiteten sich meine Augen. Was hatte er gesagt?
"Wie bitte?", fragte ich und hob meinen Kopf, um ihn ansehen zu können.
Er blickte in meine Augen.
"Es tut mir leid!"
Ich antwortete nicht. Ich weiß nicht was ich davon halten sollte. Sollte ich ihm verzeihen? Hatte er eine Chance verdient? Ich überlegte, mehrere Minuten. Und je länger ich Isaac zappeln ließ, desto verzweifelter und trauriger wurde sein Ausdruck, bis er schließlich den Kopf senkte und aus dem Raum treten wollte. Ich seufzte. Was soll's, vielleicht war das gestern nur ein Ausrutscher und er hatte einen schlechten Tag oder so. Vielleicht ist er gar nicht so übel. Vielleicht.
"In Ordnung", sagte ich laut genug, damit er es von der Tür aus noch hören konnte.
Sein Blick hob sich.
"Bitte?"
"Ich verzeihe dir.", jeder hatte eine zweite Chance verdient, ich hoffe er nutzt sie.
Er grinste breit und kam auf mich zu.
"Bild dir ja nichts drauf! Und bitte halt ein bisschen Abstand"
"Ist Okay. Danke, - ehm?", fragend schaute er mich an.
Ich zuckte mit den Schultern und sah weg.
"Nenn mich wie du willst"
"Hast du keinen Namen?"
Ich schüttelte den Kopf.
Überrascht schaute er mich an, hielt jedoch die Klappe und ersparte mir somit verletztende Kommentare.
"Ehm ja, na gut. Namenlose Schönheit. Ich lass mir was einfallen", er zwinkerte. Ich verdrehte die Augen über diesen Satz.

Ich ging an ihm vorbei zur Küche, wo das Essen schon bereitstand und Werner und Gisela schon am Tisch saßen. Ich setzte mich an den Tisch, von Jake keine Spur. Nur ein dumm grisender Isaac, direkt vor meinem Gesicht. Das war's wohl mit meiner schönen Wut. Und bye bye, meine  Nachtragenheit! Ich hab ihm verziehen. Meine Güte, dieser Dünnschissgurgler!


Schattenkinder~ Krieger Der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt