4.Kapitel
»Driiing!!!«, wiederholte mein Handy zum gefühlt tausendsten mal. Verschlafen drückte ich auf 'Stop', rappelte mich dann aber auch sofort auf. Heute war das Treffen mit Zara und Evelyn. Ich freute mich und hopste runter ins Bad. Heute war Samstag und meine Mutter war noch im Bett. Es war für sie normal am Wochenende erst um eins aufzustehen. Ich putzte mir die Zähne und wusch mir besonders gründlich mein Gesicht. Warum wusste ich nicht, war aber auch egal. Ich strubbelte mir durch die Haare und dachte nicht einmal daran Wachs oder sowas darein zu schmieren. Das war eben nicht mein Stil. Ich zog mir mein grünes Lieblingsshirt und meine Lederjacke über und schloss ab. Ich zog die kühle Frühlingsluft ein und blickte zum Himmel. Er war strahlend blau und die Wolken zogen sich wie weiße Pinselstriche darüber. Ich schlenderte zu Thomsen rüber um ihn abzufangen. Tatsächlich schloss auch er grade ab. »Hey!«, rief ich. »Hey Jason, perfektes Timing!«, sagte er, als ich näher kam. Wir schlugen uns brüderlich auf die Schulter und gingen in (etwas zu) schnellen Schritten zum Drumt-Park. Es war erst halb eins und eigentlich hatten wir uns am Nachmittag verabredet. Aber wir konnten es eben nicht mehr abwarten. Also gingen wir - diesmal nicht mit Fahrrad - zum Drumt-Park. »Zara hat geschrieben, dass sie auch auf dem Weg sind.«, meinte Thomsen, als ich ihn wegen der Verfrühung ansprach. »Ach, sie hat den Zettel also gefunden.«, sagte ich. »Jo.«, antwortete er und grinste. Als wir ankamen nahmen wir wieder den Geheimgang beim H&M. Wir zwängten uns durch den Geheimgang und schritten den dunklen Flur zum Kellergeschoss hinunter. Unten gingen wir dann zu dem Restaurant, wo wir schon Zara und Evelyn entdeckten. Zara winkte uns zu und wir setzten uns gegenüber der Beiden, da diese auf der Bank vorlieb nahmen. »Hi Leute!«, rief Zara. »Hey.«, sagte Thomsen. »Also. Gründen wir jetzt einen Clan?«, Evelyn kam gleich zur Sache. »Mann Eve, mach doch mal langsam!«, sagte Zara und lachte. »Was wollt ihr trinken? Ich lade euch ein.«, sagte sie. »Ich hätte gerne einen Kaffee.«, sagte ich. »Vielen Dank. Ich auch bitte.«, sagte Thomsen. »Was willst du?«, fragte Zara und wandt sich an Evelyn. »Ich nehme auch einen.«, sagte sie und lächelte. »Gut.« Zara winkte die Kellnerin zu sich und bestellte vier Kaffee. »Nun.«, sagte sie langgezogen. »Ich bin auf jeden Fall dafür.« »Ich auch.«, stimmte Thomsen Zara zu. »Ich auch!«, sagte ich. »Ich natürlich ebenso.«, sagte Evelyn. »Supi!« Zara freute sich und nahm die vier Tassen heißen Kaffee entgegen, die die Kellnerin uns schon brachte. »Was muss man denn da jetzt noch festlegen?«, fragte Zara uns nachdenklich. Die Kellnerin blieb stehen und sagte: »Ach nanu? Wollt ihr einen Clan gründen oder wie?« »Ja richtig.«, sagte ich freundlich. »Okay, wartet mal eben...« Die Kellnerin stellte das Tablet auf einen Nebentisch, ging ein paar Schritte und griff hinter den Tresen. Sie holte ein Blatt Papier hervor und gab es Zara in die Hand. »Dies ist ein Anmeldeformular. Um als einen offiziellen Clan zu gelten, müsst ihr euch hier anmelden.« Sie lächelte und tippte mit ihrem manikürtem Fingernagel auf das Blatt Papier. »Oh alles klar, dankesehr.«, Zara nickte freundlich, holte einen Kuli aus ihrer knallgelben Handtasche und fing an unserere Namen einzutragen. Auch die Kellnerin nickte. Sie nahm das Tablet von dem Tisch und ging wieder in Richtung Küche. Evelyn schielte Zara über die Schulter. »Alsoo... Wie wollen wir uns nennen fragte Zara und schaute in die Runde. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und zuckte mit den Schultern. Auch Evelyn wollte, verschluckte sich aber prompt. Ich sprang auf und klopfte ihr hektisch auf den Rücken. »Danke, es geht schon wieder.«, sagte sie nach einer Weile mit heiserer Stimme. »War nur etwas heiß.«
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Er nickte freundlich, aber besorgt und setzte sich wieder. Ohne Vorwarnung merkte ich wie sich meine Wangen erhitzten und ich schaute betreten zu Boden. Thomsen zerriss die peinliche Stille am Tisch: »Müssen wir uns einen Namen geben?«, fragte er Zara. »Jupp. Sonst würden sie wahrscheinlich nicht danach fragen.«, sagte sie und lachte. Wieder war es eine Weile still, da jeder zu überlegen schien. »Wie wärs mit "Hope"?«, fragte ich dann. »Das ist schlicht und einfach.«, sagte ich und zuckte mit den Schultern. »Find ich gut.«, sagte Thomsen und schüttete ein Päckchen Zucker in seinen Kaffee. »Ich ebenso.«, meinte Jason. »Super dann trage ich "Hope" in die Spalte ein.«, schloss Zara und wendete sich dem Formular zu. »So.«, sagte sie, als sie fertig war. »Nun müssen wir die Positionen von jedem festlegen. Fangen wir bei dir an Thomsen. Was willst du machen?« Sie klickte mit dem Kuli und schaute Thomsen fragend an. »Ich bin Schütze und denke ich werde euch - falls was passiert - verarzten. Ich habe da mal nen Erste Hilfe Kurs und auch ein Praktikum bei einer Arztpraxis gemacht.« Thomsen nahm ein weiteren Schluck aus seinem Kaffee. »Alles klar...«, Zara klickte wieder mit dem Kuli und trug die Infos ein. Ich tippte ungeduldig mit dem Fingernagel auf der Tischplatte. »Wie lange brauchst du denn bitte um die paar Sachen da einzutragen?!«, fragte ich lachend. »Hey!! Lach doch nicht über mich!!«, sie kicherte und versetzte mir wieder einen unangenehmen Stoß in die Rippen. Ich grinste und verdrehte die Augen. »So!« Sie legte den Kuli wieder neben sich und schaute zu Jason. »Jetzt du.« Jason richtete sich auf und fing an zu erzählen. »Ich würde - wenns euch nichts aussmacht - einfach einer der Angreifer sein und offensiv schießen. Im Nahkampf bin ich nämlich auch nicht so schlecht.« Er strich sich durch seine braunen Haare und nahm einen Schluck aus der Porzellantasse. »Okay, jetzt du Evelyn.«, meinte sie zu mir als sie auch Jasons Position aufgeschrieben hatte. »Öhm..«, fing ich an. »Ich weiß es eigentlich nicht...«, verlegen zwirbeltete ich eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte. »Dann such ichs aus!« Zara grinste schelmisch und trug etwas in die Spalte ein. »Hey!!«, schnell rückte ich zu ihr und sah ihr über die Schulter. Angreiferin, ebenfalls gut in Nahkampf, Schützin und aktiv
Ich nickte zufrieden. »Was ist denn?«, fragte Jason. Zara las das Geschriebene vor und ich sah wie Jason ebenfalls lächelte. »Ich wär dann das Gleiche wie ihr. Außer natürlich Schützin. Stattedessen kämpfe ich ja noch mit Säbeln.«, sagte Zara und schrieb das was sie bei mir und Jason geschrieben hatte auch bei ihr hin. Sie schob das Blatt Papier zur Seite und trank einen Schluck Kaffee. »Wann wollen wir denn aufbrechen?«, fragte Jason ein paar Minuten später. »Ich denke so bald wie möglich nicht?«, sagte Thomsen. »Ich schlage vor wir machen und nächstes Wochenende auf den Weg. Vielleicht müssen manche von uns sich noch vorbereiten. Außerdem sollten wir uns von unseren Familien verabschieden.« Ich bemerkte wie Zara bei meinen Worten betreten zu Boden sah. Schnell versuchte ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Mein Schlafsack, den ich mitnehmen möchte kommt nämlich auch erst am Dienstag an. Ich wollte unbedingt so einen schönen Zusammklappbaren.« Hastig nahm ich wieder einen Schluck Kaffee und musste bemerken wie er alle war. »Das halte ich für eine gute Idee.«, stimmte Thomsen mir zu und sah auf seine Armbanduhr. »Oh, schon um fünf.«, murmelte er und sah dann in die Runde. »Sorry Leute, aber meine Mutter meinte ich solle noch rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein...«, er zog schnell seine Jacke über und winkte uns nochmal zu. »Tschau!«, rief er und auch Zara nahm ihre Tasche. »Ich sollte dann auch mal gehen... Tschüssi Eve!«, sie drückte mir einen Bussi auf die Stirn und lief Thomsen hinterher. »Machs gut!«, rief ich noch. Leise lachend sank ich in mich hinein. »Was ist denn?«, fragte der etwas überrumpelte Jason. »Na was glaubst du denn?«, fragte ich ihn und lachte noch mehr. Fragend hob er eine Augenbraue. Ich verdrehte die Augen und beugte mich näher zu ihm über den Tisch. »Zara ist verknallt und so wie ich das beobachtet habe beruht das auf Gegenseitigkeit.«, flüstertete ich und kicherte. Ich roch sein minziges Aftershave und verlor mich darin. Langsam fragte ich mich ob ich mich nicht doch etwas verliebt hatte. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich mochte es nicht, diese Liebe. Die bringt nur Schmerz und Leid. Das letzte Mal als ich mich verliebt hatte, hatte das böse geendet. Aber für diesen Moment verdrängte ich diesen Gedanken und gab mich dem Gefühl hin. »Und was bitte glaubst du machen die da jetzt?«, fragte ich ihn und konnte es nicht vermeiden noch näher zu ihm hin zu rutschen. Ich sah ihm in die wunderschönen grauen Augen. »Knutschen.«, antwortete er einsilbig und sah auf meine Lippen. Reflexartig rutschte ich wieder nach hinten umd kramte in meiner Jackentasche. Ich holte einen Zehn-Euro Schein heraus und legte ihn auf den Tisch. »Tschüss, ich muss dann auch mal.«, sagte ich und zog mir die Jacke an. »Wollte Zara nicht bezahlen?«, fragte er. Ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Wahrscheinlich hatte sie was anderes vor und hat's dann eben vergessen.« Ich drehte mich um und winkte ihm noch einmal zu. Dann ging ich wieder nach oben zu meinem Wagen. Ich setzte mich hinein und startete das Radio. Ich fuhr in die Nacht hinein und ehe ich mich versah kullerten Tränen über meine Wangen. Ich konnte es nicht leugnen. Ich hatte mich verliebt.