Zweisamkeit statt Einsamkeit

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Wenn das Leben eine Brücke wäre, die dich durch das Leben trägt, wäre sie ein Drahtseil. Gespannt über einen unendlichen Abhang. Doch es gibt auch ein Netz, was dich bei einem Sturz auffängt. Doch auch dieses Netz kann reißen. Am Anfang des Lebens steht jeder vor diesem Abgrund, doch man ist klein und neugierig und kennt die Gefahren des Sturzes nicht. Doch den Anfang geht man selten allein. Links und rechts zwei starke Arme, die einen den Weg über das Drahtseil zeigen, sagen wie man zu laufen hat. Diese Menschen sind Vater und Mutter. Sie halten einen bis zu einem bestimmten Punkt. Ab da muss man selber weiterlaufen. Aber man kann das nicht alleine. Normalerweise stehen neben einem haufenweise andere Menschen, meist im gleichen Alter und halten sich an den Händen, jeder auf seinem eigenen Seil, aber dennoch zusammen.
Freunde.
Wichtige Personen in jedem Leben. Aber diese gehen ebenfalls nach und nach. Manche Seile gehen zu weit auseinander, um sich noch länger festzuhalten. Doch was ist, wenn auf beiden Seiten die Seile in einem dichten Nebel verschwinden, der sich von allen Seiten um einen zu schließen scheint? Nur der Weg zurück ist hell erleuchtet und wirkt einladend. Doch man will weiter, mit allen Anderen auf die andere Seite kommen. Doch nach einiger Zeit kommen Gestalten aus dem Nebel, ebenfalls auf Drahtseilen. Doch sie nehmen einen nicht an den Händen und laufen mit. Sie laufen von vornherein mit Anderen. Sie lachen einen aus, weil man zu langsam bist, schubsen einen, weil es ihnen gefällt. Sie wollen einen fallen sehen, denkst man sich, sie wollen, dass du nicht mehr bei Ihnen bist. Deswegen bleibt man stehen. Die Anderen gehen weiter, als würde man gar nicht existieren. Doch plötzlich erscheint eine Person, eine die einem verspricht mit dir zu laufen. Man müsstest nur kurz warten. Sie ginge schonmal vor. Doch sie kommt nicht wieder. Man ist vollkommen mutlos, fragt sich, was man denn so falsch macht. Man hat selbst vergessen wie man einen Schritt auf dem Drahtseil nach vorne macht. Doch wie zuvor erscheinen wieder Personen auf deinen Seiten aus dem Nebel. Sie kommen zögerlich und man hat Angst, sie würden wieder lachen und dich schubsen. Doch diese Menschen sind anders. Sie kommen langsam zu einem und wenn sie da sind greifen sie an die Hände und wollen einen mit sich ziehen. Doch man hast Angst herunterzufallen, denn die Hände halteneinen zwar fest, aber nur sachte. Doch mittendrin erscheint eine Person aus dem Nebel vor einem. Sie kommt auf dem gleichen Seil wie man selbst. Sie reicht ihre Hand entgegen, stark und beschützend. Man nimmt sie dankend an. Man fühlst sich wohl und  denkt gar nicht groß darüber nach. Man läuft mit, als hätte man nie das Gehen verlernt. Man macht große Schritte, man versucht mit der Person Schritt zu halten. Doch manches Mal ist man zu voreilig und rempelt die Person unabsichtlich an. Sie schaukelt, kämpft mit dem Gleichgewicht und den Füßen, damit sie nicht abrutschen. Man fühlt sich schuldig, hat Angst, sie damit verschreckt oder gar vergrault zu haben. Sie schaut misstrauisch, woraufhin man versucht, sie wieder froh zu stimmen. Doch dann lächelt sie und sagt freudig, dass doch alles gut sei. Doch man sah das Misstrauen in den Augen und mit jedem Stolpern, mit jedem Abrutschen an dem man Schuld hat, macht man sich Gedanken, ob sie die Hand nicht doch irgendwann loslässt.  Doch sie geht weiter, mutig, tapfer und mit dem Willen einen voran zu bringen. Aber man sieht, dass sie bei jedem eigenen Straucheln immer mehr zusammenzuckt, die Schritte schwerer werden und man das Gefühl hat, dass man selbst von ihr nur gezogen wird. Und dann die Angst, dass die Hand wieder loslässt. Man selbst stolpert und ohne, dass man von der Hand gehalten wird. Man fällt in die endlose Tiefe. Man weiß dort ist ein Netz, doch durch die Messer, die die Menschen die schubsten, lachten und weiterginge dabei haben fallen lassen, ist dort ein großes Loch. Das Netz gleicht einem Schlund, der einen zu verschlingen scheint. Und oben läuft die Person weiter. Freudig und ohne die Last von einem selbst. Und noch bevor man durch das Loch im Netz fällt und man die Erde riechen kann, die einen nun für immer umgibt, denkt man daran, dass die Person vielleicht die Hand von einem anderen findet.

Gewidmet BIuestar

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