×Step Three×

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Freitag Nachmittag.
Ich hab' keine Lust. Meine Mutter bereitet das Abendessen vor. Keith und seine Familie kommen dazu. Ich habe es vermieden mit ihm zu reden, wenn ich in der Schule war. Aber dem ganzen werde ich heute wohl nicht entkommen.
Damn.
- Haha, du Loser. Heute musst du wohl mit ihm reden!
> Schnauze. Ich weiß das. <
Ich seufze. Ja, seufzen tue ich viel. Ist mein Hobby. Nein, so schnell werde ich damit nicht aufhören.
Ich sitze in meinem Zimmer, an meinem Schreibtisch und schreibe meine Gedanken nieder.
„Ich habe es nicht verdient hier zu sein. Der einzige Grund meiner Existenz ist es für andere die Hure zu spielen, ihr Fickmaterial zu sein. Aber nicht die Person zu sein, die man aus positiven Gründen gerne fickt. Nein. Mich fickt man, weil ich da bin. Weil ich schwach bin und mich nicht wehre. Würde ich mich wehren, würde man mich verprügeln. Das will ich nicht. Weil ich Angst habe. Ich habe Angst danach keinen Grund mehr habe hier zu sein. Ich kann meine Mama nicht im Stich lassen. Obwohl sie mich bestimmt hasst. Immerhin sehe ich aus wie mein Dad. Er hat es geschafft. Er hat es geschafft zu gehen. Er ist nicht so feige wie ich. Und trotzdem bin ich wie er. Ich habe die gleiche Krankheit. Meine Mama weiß es aber nicht. Sonst würde sie mich bestimmt einweisen.
Ich fühle mich leer. Die meiste Zeit fühle ich mich leer. Bin nicht dazu in der Lage, etwas anderes zu fühlen. Kann ich das überhaupt? Ich glaube nicht. Meine Fröhlichkeit ist gefaket. Aber niemand merkt es. Niemand merkt, wie nah ich an der Klippe stehe. Ich habe Angst vorm fallen. Dabei fühlt es sich bestimmt befreiend an. Zu wissen, dass man niemanden mehr zur Last fällt. Dass sich jeder besser auf sein Leben konzentrieren kann und endlich ein besseres führen kann. Warum springe ich nicht? Weil ich Angst habe. Ich bin egoistisch.“
Ich lege den Stift beiseite. Ich höre die Klingel. Familie Kogane ist da. Ich klappe mein Notizbuch zu. Oder wie ich es nenne 'Gedankenbuch'. Kreativ, oder?
Ich stehe auf, gehe zu meinem Schrank und ziehe aus diesem eine frische Weste. Niemand soll sehen, was ich mit meinen Armen anstelle. Ich schaue in den Spiegel, welcher an einer der Türen ist. Drei, zwei, eins, lächeln. Ich verlasse mein Zimmer und gehe die Treppen runter. Ich höre wie meine Mutter bereits fröhlich mit unserem Besuch am reden ist. Ich betrete die Küche. Niemand hier. Dafür stehen noch einige Sachen hier, welche für das Abendessen benötigt werden. Ich nehme in jede Hand eine Schüssel und betrete das Esszimmer, welches direkt neben der Küche ist. Im Esszimmer herrscht eine muntere stimmung. Kein Wunder - wenn meine Mutter da ist, herrscht selten eine schlechte Stimmung.
Sie nimmt mir die Schüsseln ab, als sie mich den Raum betreten sieht. „Holst du noch den Rest, Lance?“ Ich nicke und gehe in die Küche, um die nächsten Sachen zu holen. Als ich mich umdrehe steht auch schon Keith vor mir. Dank ihm lasse ich vor Schreck beinahe die Schüsseln fallen. Ich ziehe leicht verärgert meine Augenbrauen zusammen. „Was willst du?“, murre ich und bin drauf und dran an ihm vorbei zu gehen. Er ist allerdings der Meinung mir den Weg zu versperren und stellt sich vor mich. „Wir müssen mal reden.“ Ich rolle mit den Augen. „Später, ich hab' Hunger.“ Mit diesen Worten schaffe ich es an ihm vorbei und betrete erneut das Esszimmer. Meine Mutter hatte in der Zeit meine Geschwister gerufen.
Chloe (23)  - meine Ältere Schwester - sitzt am Kopfende, Kira (15) - meine jüngere Schwester - links neben ihr, Arthur (12) - mein jüngerer Bruder - rechts neben Chloe  und Benjin (4) - mein jüngerer Halbbruder - am anderen Ende des Tisches. Neben ihm sitzt natürlich meine Mutter. Ihr Gegenüber sitzt ihr Freund Jason. Er ist ganz nett. Ich bin nie mit ihm aneinander gerasselt, aber man merkt, dass nur Benjin für ihn zählt neben meiner Mutter. Kein Wunder, immerhin ist Benjin sein leiblicher Sohn. Neben Jason haben sich die Eltern von Keith niedergelassen, sodass ich neben meiner Mutter und Keith sitze.
Na toll.
Spürt man meine Begeisterung? Bestimmt. Ich spüre zumindest nichts davon.
Es dauert noch einen Moment, bis wir alle sitzen, da dort Sachen fehlen und mal dort. Bevor wir anfangen zu essen, holt sich erst jeder etwas auf den Teller. Bei uns eine Art Ritual. Denn wir fangen erst zu essen, wenn jeder etwas hat. Nachdem dieser Fall dann eingetreten ist, wird es recht still. Bis Chloe davon anfängt, dass sie auf der Arbeit heute schreckliche Kunden hatte.
Sie arbeitet in einem Hotel an der Rezeption. Wie genau man ihren Job nennt weiß ich nicht. Eine ganze Weile reden alle darüber.
„Wie ist es momentan eigentlich bei dir in der Schule, Lance?“, fragt meine Mutter irgendwann.
> Noch gut... <
- Ja, noch. Sagst du ihr, was für eine Schwuppe du bist?
> Halt's Maul... <
„So wie immer...von den Noten her hat sich nichts verändert und sonst auch nichts“, antworte ich ihr, woraufhin meine Mutter puren Stolz veströmt. Die Eltern von Keith schauen sich kurz an, dann zu Keith und dann zu mir. „Wie gut bist du denn in der Schule, Lance?“, fragt mich die Mutter meines Sitznachbarn. „Ehm...ich stehe überall auf eins. Und in Leichtathletik bin ich auch recht gut.“ Erneut schaut sich das Elternpaar gegenseitig an, ehe sie mich wieder ansehen. „Würdest du auch Nachhilfe geben? Natürlich bezahlt.“ Ich überlege kurz.
„Ja, warum nicht.“
„Würdest du auch Keith Nachhilfe geben? Ihm liegen nur die technischen Fächer.“
Mein Sitznachbar, der gerade etwas am trinken war, verteilte nun seinen Mundinhalt vor sich auf dem Platz, da er sein Wasser ausgespuckt hatte. Ich war erschrocken zu meiner Mutter gerutscht, die nun aufsprang um einen feuchten Lappen und ein Handtuch zu holen. „Keith!“, ertönte nun die Mutter des Schwarzhaarigen. Wie hieß sie nochmal? Ach, keine Ahnung. Ist mir auch egal. Keith fängt beschämt an den Platz sauber zu wischen, nachdem meine Mutter mit dem Lappen und Handtuch kam.
Nachdem dies erledigt war, fingen wir an den Tisch abzuräumen. Jeder half mit, wodurch wir binnen von Minuten fertig waren. „Lance, zeig Keith doch mal dein Zimmer“, bat meine Mutter mich. Aber ich wusste, dass es vielmehr ein Befehl war. Ich nickte, wandte mich meinem Mitschüler zu und bat ihn darum mit in die erste Etage zu gehen. Er schien auch nicht sonderlich begeistert davon zu sein. In meinem Zimmer angekommen, schaltete ich das Licht ein und ließ mich auf meinem Stuhl nieder. Keith hingegen setzte sich auf mein Bett, wobei er sehr zurückhaltend wirkte. Er wusste wahrscheinlich nicht, ob es für mich okay war. Mir war es jedoch egal, wo er saß.
Eine ganze Weile schwiegen wir uns an, bis er das Wort ergriff. „Weiß deine Mum von diesem Typen? Und was zwischen euch läuft?“ Ich schlucke. „Nein, weiß sie nicht...und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du es für dich behältst.“
„Was hätte ich davon, dass anderen zu erzählen?“
Ich sehe ihn perplex an. „Keine...keine Ahnung.“ Ein kurzes schmunzeln bildet sich auf seinen Lippen. „Ich behalte es für mich, keine Sorge. Wie kam es überhaupt zu eurem...sagen wir mal Verhältnis.“
„Wie das ganze angefangen hat, weiß ich nicht mehr...aber wir haben irgendwann einen Deal gemacht...er darf mich vögeln und lässt mich dafür in Ruhe und ich halte für ihn meinen Arsch hin und erzähle dafür niemanden, dass er schwul ist.“
„Ah, achso...solange er einem nicht weh tut ist es ja irgendwie zu verkraften..denke ich.“
„Joa...er ist jetzt nicht allzu grob, also ist das okay.“
„Bist du denn schwul?“
Erneut schlucke ich, wobei ich ihn diesmal ziemlich ungläubig anschaue.
„Ich...ehm..eh...“
„Mir kannst du glaube ich so was sagen. Ich bin immerhin Bisexuell.“
Okay, damit dass er sich so offen vor mir outete hatte ich nicht gerechnet. In keinster Art und Weise. Und vor allem wirkte es nicht so, als würde er spaßen. Man merkte, dass er es ernst meinte. „Na ja...ich denke schon, dass ich schwul bin...ah, ne. Ich bin es definitiv, ich denke es nicht nur. Frauen sind mir viel zu nervig und Brüste finde ich nur als Kissen gut...außerdem sind Brustmuskeln oder ein Sixpack viel attraktiver.“ Keith lacht etwas. „So ähnlich geht es mir auch. Ich fühle mich eher zu Männern hingezogen, als zu Frauen, aber es gibt auch ein paar Frauen, die ich echt attraktiv finde“, erzählt er mir. Ich lache etwas.
Er ist anders, als andere. Das merke ich sofort. Denn es war schon Ewigkeiten her, dass mich jemand zum lachen gebracht hatte.
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Teil drei und wir sind einen Schritt näher.
Wie gefällt euch dieses Kapitel? Es ist nicht sonderlich spektakulär, aber storytechnisch wichtig. Immerhin soll man auch verstehen, wie Keith und Lance sich wirklich kennen lernen. Und dies ist der Anfang.

Ich werde versuchen regelmäßig ein neues Kapitel hochzuladen, aber ich kann nichts versprechen, da ich nun mit meiner Ausbildung begonnen habe und ein Serienjunkie bin. Da hat man dann nicht immer Zeit für.~
Bis demnächst.~

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