7.Close your eyes (der Sturm beginnt)

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"There are these voices in my head - They are screaming words I should have said, but I don't know - I can't let go" - The All-American Rejects.

Bei meiner ersten Therapiestunde bei Mrs. Harper erklärte ich ihr, es gäbe kein einziges Mittel zu verhindern, dass ich mich wieder selbst verletze. Ich bin ein hoffnungsloser Fall, habe ich gesagt. Damit hatte ich allerdings nicht gemeint, ich würde nicht gegen meine Magersucht oder meinen Schneidedruck ankämpfen können, denn das hatte ich erfolgreich getan und gesiegt.
Nein, damals habe ich den Schmerz gemeint den ich mir zufügte indem ich Jassica weiter liebte, sah und küsste. Ein Teil von mir wusste, sie benutzt mich nur und unser Verhältnis würde zu nichts führen. Doch ich wollte es nicht richtig wahrhaben, dass jedes ihrer Worte gelogen sein könnten, weshalb der andere Teil in mir fantasierte, sie würde mich irgendwann genauso wollen wie ich sie.
Also ließ ich den Schmerz zu. Jeden Tag. Jede Stunde, Minute und Sekunde.
Sie war die größte Selbstverletzung die ich mir jemals zugefügt hatte. Sie war der größte Schmerz, einen, den ich immer wieder spüren wollte. Von dem ich abhängig wurde. Wenn da kein Schmerz war, bedeutet es, sie ist nicht da und ohne sie konnte ich nicht leben.

Nachdem ich den Ort den ich Zuhause nennen durfte verließ und mit meinem Vater zu Regina zog hatte ich von Jassica Green geträumt. Sie spielte die Hauptrolle in jedem einzelnen Traum. Da war immer ihr Duft, diese feurigen Haare, diese weichen Hände an meiner Hüfte. Den Blick den sie mir zu geworfen hat, wenn ich sie leidenschaftlich küsste oder ihre Hand nahm. Er war wild gewesen und voller Lust darauf, für immer mit mir zusammen zu sein. Für diesen, hätte ich alles getan. Ich wäre für sie gestorben ohne nochmals darüber nachzudenken.

Diese Träume wurden weniger als ich Elizabeth Price zum ersten Mal sah.
Es war, als hätte dieses Mädchen mir eine neue Perspektive auf dieses Leben gegeben. Ein Hoffnungsschimmer in dieser Dunkelheit, in der ich gefangen bin.
Die Abneigung die sie mir gezeigt hat, hat mich daran erinnert, dass ich noch lebe. Jassica Green und die Probleme die mit ihr kamen haben mich nicht ausgelöscht. Der Schmerz hat mich nicht ausgelöscht. Ich habe überlebt. Und das ist etwas, das ich weiterhin tun werde.

Es stellt sich nun heraus, dass es definitiv ein Mittel gibt diesen Schmerz loszuwerden. Die Lösung bestand darin meine erste Liebe nie wieder zu sehen.

Und nun steht sie vor mir. Bricht all die Versprechen die ich mir gab, nämlich, sie nicht zu treffen.
In ihrer ganzen Schönheit, in diesem Sturm steht sie jetzt vor mir und fragt mich, ob ich sie vermisst hätte. Als ob sie die Antwort nicht wüsste, als ob sie nicht sehen würde, wie anders ich in ihrer Gegenwart bin.

Jassica Green ist zu dir zurückgekehrt.

Nein! Das darf nicht sein. Ich bin dabei gewesen sie zu vergessen. Sie aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

"Jass", flüstere ich in den Wind. Ihren Namen auszusprechen ist vertraut und beängstigend zugleich. Erinnern mich an eine Zeit in der ich es gewagt hatte groß zu träumen.
Ihre dunklen Augen suchen meine. Sie schenkt mir die Wärme, nach der ich mich so sehr sehne. Siegessicher lächelt sie. Sie hat einen atemberaubenden Auftritt hingelegt - das weiß sie, obgleich ich mich frage ob ich nicht vielleicht doch träume. Steht sie wirklich vor mir? Oder werde ich wahnsinnig?
Ich habe das plötzliche starke Verlangen mit meinen Fingern die Strähne zur Seite zu streichen, die sich durch den Wind zwischen ihren vollen, rosanen Lippen verfangen hat.
Da bemerke ich, dass sie die selbe Macht auf mich ausübt, wie vor einem Jahr. Nichts hat sich geändert. Sie ist der Jäger und ich bin in ihre Falle getappt.

Plötzlich macht sie Anstalten mich zu umarmen.
"Halt", schreie ich verstört. Ich habe meine Hände schützend vor mich gelegt. Ihre Berührung wäre einfach zu viel. "Wage es ja nicht mich jemals wieder anzufassen".

The lies we live | GxGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt