3.Gefühle

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I like storms. They let me know that even the sky screams sometimes too.

Ich sitze unter einer großen Buche, in der Mitte des Parks, der unserer Schule gehört.
Schüler spielen an der Tischtennisplatte oder unterhalten sich in Gruppen. Einige spielen Fußball, andere gehen in die Bibliothek um zu lesen. Für einen kurzen Moment sieht es so aus, als wäre die Schule, ein guter, sicherer Ort.
Es ist Pause und Paul redet schon eine gute halbe Stunde auf mich ein und eigentlich höre ich ihm gar nicht mehr richtig zu. Nur Wortfetzen nehme ich auf.
Er ist sauer, dass ich Elizabeth' Angebot nicht angenommen habe. Er ist sauer, dass ich die Chance nicht nutze.
Ich verdrehe die Augen, als er mir zum fünften Mal erklärt, warum mein Entschluss so dumm war.

Ich habe keine Lust mehr, darüber zu diskutieren also willige ich ein. "Okay, okay. Ich habe es verstanden. Ich werde dort sein und die Fotos machen".

Paul klatscht triumphierend in die Hände. Seine Augen leuchten.

"Mach dir aber keine Hoffnungen", füge ich schnell hinzu.
Als es zur nächsten Stunde klingelt, stehe ich auf, klopfe mir die Hose ab und binde meine offenen Haare zu einem Zopf zusammen, denn jetzt steht Sport auf dem Stundenplan.

"Was machst du denn heute Abend?", frage ich meinen Kumpel, während wir Richtung Sporthalle schlendern. Ein paar Mädchen laufen an uns vorbei und werfen Paul Blicke zu, die er geflissentlich ignoriert.

"Nichts besonderes", murmelt er. Doch er wird rot. Auffällig rot. Ich weiß, was das bedeutet.
Spielerisch gebe ich ihm einen Stoß.
"Du hast also ein Date".

Paul legt seine Hände verlegen an seinen Nacken."Keine Ahnung. Es ist komisch. Vielleicht ist es kein Date".

Ich grinse nur, sage aber nichts mehr. Es ist Wahnsinn, dass ich überhaupt mit ihm rede und die paar Worte die ich heute mit ihm ausgetauscht hatte, sind ein riesiger Fortschritt zu denen, der letzten Tage. Ich frage mich schon wer sie ist, oder er. Doch Paul wird es mir erzählen, wenn er soweit ist, bis dahin, warte ich ab. Doch ich mag es, es fühlt sich an als wäre ich ein normaler Teenager mit normalen Problemen, die mit einem Kumpel über normale Dinge wie die Erste Liebe redet.

Ich hasse den Sportunterricht.
Ich liebe Sport, doch nicht den, den wir in der Schule ausüben.
Auf dem Spielfeld sind zu viele Menschen. Zu viele schwitzende Körper, zu viele laute Rufe, genug für mich um wahnsinnig zu werden.
Ich reiße mich allerdings zusammen und spiele den Ball ab, wann immer ich das Pech habe ihn zugeworfen zu bekommen.

In meinem jetzigen Fall geht das schlecht. Mein ganzes Team ist bereits draußen und ich scheine die einzige zu sein, die noch spielen darf. Ich sehe meinen Gegner an und mein Herz fällt mir in die Hose, als ich realisiere, dass es Beth ist.
"Das darf doch nicht wahr sein", fluche ich.
Doch genau das hätte ich erwarten sollen. Das Schicksal hasst mich, und ich tue es an Tagen wie diesen auch.
Sie steht mir gegenüber, ihren Blick auf den Ball gesenkt, den ich in meinen Händen halte. Ihr blondes Haar hat sie zu einem strengen Dutt gebunden, sodass ich ihr markantes Gesicht sehen kann.
Ich möchte es ihr beweisen, zeigen, dass ich stark bin und mich zur Wehr setzen kann, doch meine Hände zittern und mein Atem geht viel zu schnell.
Keine Panik, nicht hier, vor all den Leuten, herrsche ich mich an.

Mein Team, das am Rand des Feldes steht brüllt. Ich soll jetzt endlich werfen. Ich soll mich nicht so anstellen. Sie haben Recht, doch das alles ist zu viel für mich. Die neuen Menschen hier, mein neues Leben, meine Psyche, Beth, Jassica, mein Vater.. Das ist alles zu viel. Mein Puls beschleunigt sich. Ich verliere die Kontrolle und ehe ich mich versehe werfe ich, schleudere ich den Ball mit voller Wucht von mir und weiß gar nicht wie das Spiel ausgegangen ist, denn eine unkontrollierbare Panik übernimmt die Kontrolle über meinen zitternden Körper.

The lies we live | GxGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt