Chapter 4

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Nach langem Überlegen lege ich mich schließlich wieder zurück in mein Bett.

Später wache ich auf und fühle mich komplett ausgeschlafen.
Ich nehme mein Handy in die Hand und gucke auf die Uhr. 15:46. Ich sollte mich mal fertig machen.
Also stehe ich langsam auf und bewege mich ins Badezimmer.
Ich Dusche mich und ziehe mir eine viel zu große Jogginghose und einen viel zu großen Pullover an.
Dann bewege ich mich die Treppe runter und mache mir Frühstück. Naja Frühstück machen ist übertrieben, ich nehme ein Toast und eine Birne und esse beides pur.
Wow dieses Frühstück war mein bestes seit Jahren.
Sarkasmus lässt grüßen.
Nach dem gigantischem Frühstück pflanze ich mich auf unsere Couch und schalte durch die Sender.
Es läuft nur Scheiße, sodass ich mich entscheide wieder in mein Zimmer zu gehen um schon mal für die nächste Mathearbeit zu lernen. Ich brauche dringend eine Beschäftigung sonst würde ich jetzt vor Langeweile wieder zur Klinge greifen. Als ich anfange zu lernen driften meine Gedanken wieder zu dem Jungen ab.
Doch ich verbiete es mir an ihn zu denken.
Erstens ist er eh genauso falsch wie alle anderen und zweitens erinnert er mich nur an die Clique.
Ich stürze mich praktisch in die Mathematik so das meine Gedanken praktisch von Formeln, Gleichungen, Variablen und Ergebnissen überquellen.
Zum Glück verstehe ich das Thema nicht besonders gut so dass ich bis Mitternacht dran sitze.
Weil ich befürchte das meine Eltern bald nach Hause kommen und ich nicht möchte das sie Verdacht schöpfen, lege ich mich zeitnah ins Bett.

Als mich das Geräusch des Weckers aus einem komischen Traum zieht, bin ich beinahe erleichtert.
Bis mir einfällt das ich heute wieder dem Versteckspiel und den Schikanen ausgesetzt bin.
Ich muss aber aufjedenfall wieder in die Schule gehen.
Meine Eltern arbeiten heute normal und den Unterichtsstoff von heute benötige ich dringend.
Also schleppe ich mich ins Badezimmer und gehe erstmal duschen.
Ich stelle fest das ich nur noch halb so schrecklich aussehe wie gestern, mein Aussehen aber trotzdem noch zum weglaufen ist.
Als ich mit Duschen und Schultasche packen fertig bin, gehe ich runter.
Dort begrüße ich kurz meine Eltern und nehme mir anschließend einen Apfel und einen Müsliriegel.
Ich laufe zur Schule.
Mit dem Bus zu fahren, wäre als würde ich mir ins eigene Fleisch schneiden.
Welch Ironie.
Mein Fußweg zur Schule ist aber auch nicht wirklich lang, 20 Minuten brauche ich in meine persönliche Hölle.

Als ich schließlich ankomme ist alles wie immer.
Zumindest denke ich das , bis ich in meiner ersten Unterrichtsstunde eines besseren belehrt werde.
Nichts ahnend sitze ich auf meinem Platz in der zweiten Reihe, mit gutem Blick auf die Tafel.
Als mein Lehrer schließlich in den Raum kommt, fällt mir das Atmen schwer.
Nicht wegen meinem Lehrer sondern wegen dem relativ kleinen, schmalen Jungen in meinem Alter.
Es ist der Typ von vorgestern, der Typ der so wirkte als würde er sich für mich interessieren.
'Der junge Mann hier neben mir heißt Logan Smith. Er ist gerade hier her gezogen und ich verlange von euch das ihr Logan gut integriert.'
Mit dieser kurzen Vorstellung von Logan unterbindet Mr. West das abfällige Tuscheln des Kurses.
'Da neben Mrs. Miller ist noch ein Platz frei. Logan setzt du dich bitte dort neben Avery?'
Moment.
Ich habe gerade meinen Namen gehört, neben mir ist ein Platz frei und wir haben jemanden neuen im Kurs... Das kann nichts gutes heißen.
'Ach und Avery? Würdest du Logan bitte heute ein wenig unter die Arme greifen und dafür sorgen das er sich gut zurechtfindet? Danke.'
Völlig überrumpelt nicke ich nur stumm.
Als Logan sich schließlich neben mich setzt fangen meine Hände an zu schwitzen und zu zittern. Das Zittern geht schnell auf meinen ganzen Körper über, doch ich versuche mich so gut es geht zusammen zu reißen.
Ich kann mich gar nicht mehr so richtig daran erinnern wann das letzte Mal jemand in der Schule neben mir saß und sich nicht lautstark beachwert hat.
Logan packt nur leise seine Sachen aus und versucht sich so gut wie möglich am Unterricht zu beteiligen.
Hinter uns wird getuschelt und gekichert.
Logan wird von allen Seiten angestarrt. Manchmal mitleidig, manchmal interessiert, manchmal abfällig, manchmal belustigt.
Aber es vergeht keine Sekunde in der er aus den Augen gelassen wird.

Als wir nach Ende der Stunde auf dem Flur stehen geht das Angestarre weiter, die Beschimpfungen bleiben allerdings größtenteils aus.
Schnell gehe ich vor zum nächsten Raum und achte darauf das Logan mir folgt.
Diese Blicke von allen Seiten machen mich total nervös auch wenn Logan eigentlich mehr angestarrt wird.
Ich bin es gewohnt beschimpft zu werden, aber das geschieht immer eher beiläufig.
Heute scheint es so als hätte kein Prinston Schüler etwas anderes zu tun außer uns anzustarren, dazu kommt das es Logan anscheinend nichts ausmacht.
Mit erhobenem Kopf geht er durch die Flure und blickt stur in die Augen der Gaffer, während ich krampfhaft versuche mich vom Boden verschlucken zu lassen.

Die Doppelstunde Geographie habe ich überstanden, jetzt beginnt die Pause.
Für mich immer das schlimmste des Tages, grade heute.
Ich muss mich wohl oder übel mit Logan unterhalten, was ich bis jetzt erfolgreich vermeiden konnte.
'Wie viele Stunden haben wir nach der Pause noch?'
fragt Logan mich plötzlich.
Offenbar will er ein Gespräch ins Laufen bringen.
'Ähm, noch eine Doppelstunde Physik'
Antworte ich leise.
'Okay, darin bin ich relativ gut'
sagt er leicht lachend,
'Sag mal, sind wir uns nicht vorgestern schonmal begegnet?'
fragt er mich wieder vollkommen ernst.
Mist! Genau vor dieser Frage hatte ich die ganze Zeit Angst.
Bestimmt wird er fragen wieso ich weggelaufen bin und geweint habe.
'Ich-ich... weiß nicht...'
erwiedere ich fast unhörbar.
'Doch ich bin mir ziemlich sicher das du das warst... Aber ist ja auch egal.'
Leicht lächelt er mich an.
Hat er gerade gesagt das es egal ist?
Das wäre doch die perfekte Möglichkeit mich zu demütigen...
Schüchtern hebe ich meinen Blick und schaue ihn prüfend an.
Ich warte förmlich darauf das er mich auslacht, mir wehtut oder sonst irgendwas tut um mich fertig zu machen.
Aber er schaut mich nur Seelenruhig an.
Logan ist nur ein kleines Stück größer als ich, fällt mir auf, und trotzdem kommt er sehr selbstbewusst rüber.
Zu gern könnte ich das auch.
Er entspricht wirklich überhaupt nicht dem Schönheitsideal, mir persönlich ist das Aussehen anderer ziemlich egal. Allerdings befinde ich mich auf der 'Prinston Highschool'.
Das Schönheitsideal ist hier sehr ausgeprägt und das Logan dann so stolz durch die Schule läuft finde ich beeindruckend.
Die Schulklingel reißt mich aus meinen Gedanken.

Nachdem Physik zu Ende ist gehe ich nach draußen.
Logan ist nach Ende der Stunde irgendwie verschwunden sodass ich jetzt wieder alleine bin.
Grade will ich mich auf den Weg nach hause machen, als eine Stimme mich aufhält.

Allein gegen mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt