Prolog

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Nervös rutschte ich auf dem alten Stuhl herum, der bei jeder meiner Bewegungen ein quitschendes Geräusch von sich gab. Schon seit zehn Minuten saß ich im Büro unseres Direktors und fragte mich,was ich angestellt hatte.

Es musste was wichtiges sein. Immerhin hat er mich mitten aus dem Unterricht geholt. Obwohl ich nicht wusste, warum ich hier saß, wurde ich immer nervöser.

,,Natalia. Schön, dass Sie gekommen sind."begrüßte mich der Direktor, als sich die Tür endlich öffnete. Ja, er bestand darauf alle Abiturienten zu Siezen. Ich nickte kurz und sah ihn verwirrt an, als hinter ihm mein Theaterlehrer Herr Schmidt den Raum betrat. ,,Hallo Talia."
Wieder nickte ich.

,,Wir haben was wichtiges mit Ihnen zu bereden." Wollte er mich aus der Theater-AG schmeißen? Das konnte er nicht bringen! Beide setzten sich mir gegenüber.

,,Weißt du, es fällt mir nicht leicht, aber ich weiß das du großes Talent hast."fing Herr Schmidt an. Ok, das klang nicht wirklich nach was Schlimmen. ,,Außerdem ist es ja nur dieses eine Jahr."
Er schmunzelte leicht, als er mein verwirrtes Gesicht sah.

,,Ich möchte dir gerne die Führung der diesjährigen Aufführung überlassen. Natürlich mit meinem Drehbuch, aber den Rest überlasse ich dir."klärte er mich dann endlich auf.

Mir klappte die Kinnlade runter.
,,I-Ich habe mich grade für die Hauptrolle eingetragen."stammelte ich. ,,Die musst du auch weiterhin spielen, weil das sonst niemand machen will." Entschuldigend zuckte er mit den Schultern.

Die jährlichen Theateraufführungen war ein sehr großes Ding an unsere Schule. Und desshalb traute sich kaum jemand eine Rolle zu spielen. Geschweige denn einer der Hauptrollen.

,,Ich weiß, dass das eine schwierige Aufgabe ist. Aber ich traue dir das zu und ich gebe dir damit eine riesen Chance dich zu beweisen. Du weiß, wer alles zu der Afführung kommen wird?"hackte er nochmal nach, während er seine Finger auf dem Tisch kreutzte.
Mit großen Augen nickte ich.

,,Wir wollen dich nicht überrumpeln. Lass dir das durch den Kopf gehen und antworte uns bitte bis Ende der Woche."

Schnell schüttelte ich den Kopf. Natürlich würde ich das Angebot annehmen. Das war meine Chance!

,,Nicht nötig. Ich mach es!" Auf dem Gesicht meines Lehrers breitete sich ein großes Lächeln aus. ,,Danke, Danke, Danke." Glücklich stand ich auf.

,,Vorrausgesetzt, ihr Abschluss wird darunter nicht leiden."mischte sich nun der Direktor ein. Wieder schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, natürlich nicht!"

,,Gut, ich bin sicher, du wirst mich nicht enttäuschen."

-

Breit lächelnd schloss ich die Tür zu unserer Wohnung auf. Gleich nachdem ich mir die Schuhe abgestreift hatte, ging ich in die kleine Küche.

Dort erblickte ich meinen kleinen Bruder, der am Esstisch saß und malte, wärend meine Mutter am Herd stand und kochte.

Glücklich hüpfte ich auf ihn zu und drückte ihn an mich. ,,Lia!"motzte er rum und versuchte mich von sich wegzudrücken, als ich ihn einen fetten Kuss auf die pummelige Wange drückte. Als Baby konnte er meinen Namen nicht aussprechen und hatte deshalb immer nur den letzten Teil gesagt. Das hatte er bis jetzt beibehalten.

,,Was ist denn mit dir los?"hackte meine Mutter schmunzelnd nach und drehte an den Knöpfen vom Herd. Langsam richtete ich mich wieder auf und schlenderte zum Kühlschrank, um mich dort anzulehnen. ,,Du wirst es nicht glauben!"

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie mich an. ,,Ist Papa noch auf der Arbeit?"fragte ich beiläufig und sah mich um, als würde er sich irgendwo verstecken. ,,Ja." Sie dehnte das Wort erwartungsvoll aus.

Eigentlich wollte ich es ihnen zusammen sagen, aber ich musste endlich mit jemanden darüber reden.

,,Oh."machte ich enttäuscht. ,,Mensch Talia! Jetzt spann mir nicht so auf die Folter. Raus mit der Sprache!"forderte sie mich auf und hielt grade noch an sich, um nicht verärgert mit dem Löffel nach mir zu schlagen.

,,Ich darf die Theateraufführung leiten!"stieß ich fröhlich aus. Mama klappte der Mund auf. Sie war sichlich sprachlos. So wie ich vorhin.

,,Stell dir doch mal vor wie viele Menschen dort sein werden. Welche wichtigen Menschen dort sein werden! Oh Gott, Mama! Ich darf das nicht vermasseln."fing ich an und sah sie mit großen Augen an. 

Meine Mutter schien sich langsam aus der Starre zu lösen. ,,Das ist doch super! Ich freue mich so für dich."flüsterte sie mir ins Ohr, nachdem sie mich in eine feste Umarmung gezogen hatte. Sie wusste, wie viel mir das bedeutete.

Theater war alles für mich. Meine größte Leidenschaft. Gott, ich war so aufgeregt.

,,Cool."hörte ich Dustins kindliche Stimme sagen. ,,Darf ich auch mit machen?" Mit großen Augen sah er zu mir auf und rutschte umständlich vom Stuhl. ,,Bitte Lia." Er stellte sich vor mich und ballte seine Hände bettelnd zu kleinen Fäustchen.

Er war so süß.

,,Tut mir leid, aber leider sind schon alle Rollen vergeben."versuchte ich ihm schonend beizubringen, während ich vor ihm in die Knie ging.

,,Aber ich würde mich riesig freue, wenn du zur Aufführung kommen würdest."

Es geht los! Ich bin so aufgeregt vor eurer Reaktion. Ich trau mich kaum, den Prolog zu veröffentlichen.

Damn actingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt