Immer noch kommt sie näher. Mehr Wut staut sich an. Niemand von uns nimmt Vanessa wahr. Nur wir beide. Melina, ich und meine Wut. Als sie vor mir steht stoße ich sie weg. Ich will das sie wieder verschwindet. Dorthin zurück wo sie herkommt.
Doch sie gibt nicht auf sie redet Wörter vor sich hin wie 'Es tut mir leid' und 'Zusammen können wir das schaffen' natürlich weiß sie es nicht wie verletzt ich bin. Wie denn auch? Schließlich ist sie die Schuldige. Sie ist die, die alles zerstört hat.
Auch mein Herz. Mein Herz besteht nur aus Scherben. Scherben aus Erinnerungen. Scherben aus Gedanken. Scherben aus Glück. Immer noch bekomme ich kein Wort heraus. Wie denn auch? Es kommt so überraschend. Keine gute Überraschung. Eher diese 'Wie soll ich mich auf so eine Scheiße einstellen?'-Überraschung.
Vanessa versteht es. Auch nach dieser langen Zeit. Fünf Jahre. Sie kommt langsam auf mich zu. Will mich umarmen. Mich beruhigen. Doch ich lasse es nicht zu. Mein Herz lässt nichts mehr zu. Außer zu rennen. Ich renne bereits durch den ganzen Park. Keine Schritte hinter mir. Kein Atmen hinter mir. Kein Zeichen für einen Verfolger. Aber ich renne weiter. In der Dunkelheit der Nacht. Mitten im Schnee Regen.
Eine glatte Eisplatte habe ich jedoch übersehen. Ich rutsche aus und lande mit meinem Kinn hart am Betonboden. Erst dann bemerke ich eiskalte Tränen an meiner Wange. Also bleibe ich liegen und lasse alles raus. All den Schmerz, den ich zurück gehalten habe. All den Kummer den ich ertragen habe. Ich könnte förmlich schreien.
Eine warme Hand legt sich behutsam auf meine Schulter. Melina. Ihre Wärme erkenne ich immer noch. Oder eher ihre Art. Ich versuche diese abzuschütteln. Doch vergeblich. Sie gibt nicht auf. Vorsichtig hebt sie mich hoch. Eine Hand an meinen Rücken, die andere in meine Kniekehlen.
Auch wenn ich es nicht will, schmiegt sich mein Körper an sie. Melina hat ein zärtliches lächeln aufgesetzt. Wegen meiner Reaktion? Oder weil ich dumm bin und ihr erneut vertraue? Vertrauen. Ein sehr tiefgründiges Wort. Aber auch bedeutsam. Melina verdient es nicht. Sie hat mit mir gespielt. Mit meinen Gefühlen. Doch mein Körper sehnt sich nach Wärme. Ihre Wärme.
Es ist Zeit aus dieser Eisigen Kälte zu erwachen.