Prolog

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"Pass beim fahren auf, Dad!", sagte seine Tochter noch, ehe sie das Telefonat beendete.
Ihr Vater schmunzelte, als er das Handy wegsteckte und sich wieder der Straße widmete.

Wie sehr er seine Tochter doch vermisste. Seitdem sie vor knapp zwei Jahren umgezogen ist, hat ihr Vater seine Tochter nicht oft gesehen. Sie kam niemals zu Besuch, weshalb er und seine Frau sie so oft sie konnten besuchten. Neben der Arbeit erweist sich dies jedoch als recht schwierig, da entweder er keinen Urlaub von seinen Chef bekam, oder sie gerade mitten in den Prüfungen steckte. Es war hart. Das letzte mal hatten sie sich vor einem Jahr gesehen, als seine Tochter Semester Ferien hatte. Aber das leider auch nur kurz.
Sie war immer schon sehr fleißig gewesen, weshalb sie selbst in den Ferien noch lernte, was ihren Vater sehr stolz machte. Er erinnerte sich an die frühere Zeit, als sie noch zur High School ging und sich so gut wie jeden Tag mit ihren Freunden traf. Das waren nette Leute gewesen, doch leider hat seine Tochter keinen Kontakt mehr zu ihnen. Zu niemanden, um genau zu sein.
Ihr ging es nach einer Zeit nicht mehr gut und es brach ihren Eltern schier das Herz sie so unglücklich zu sehen, weshalb ihrem Vater keine andere Wahl blieb, als sie dazu zu ermutigen, neu anzufangen. Seit her sind zwei Jahre vergangen. Man fragt oft nach ihr, beispielsweise ihr Bruder, doch mit dem will sie nichts zutun haben. Ihr Vater hatte schon oft versucht sie dazu zu bringen mit ihrem Bruder zu reden, doch sie wollte davon nichts hören und irgendwann gab ihr Vater dann auch auf.

Die Gedanken an seine Tochter brachten ihm Tränen in die Augen, die er schnell wegwischte. Er war zu sehr in seinen Gedanken versunken gewesen, weshalb er den riesigen LKW, der plötzlich von Links kam nicht bemerkt hatte. Er hatte keine Chance auch nur irgendetwas zu machen, da der LKW zu schnell unterwegs war und keine Sekunde später in ihn hinein raste.

Der Wagen drehte und drehte sich, während die Fenster brachen und der Vater der Tochter schrie und schrie. Ein Stechen machte sich in seinem ganzen rechten Bein aus und er zischte vor Schmerz. Irgendwann blieb der Wagen endlich stehen, doch leider über Kopf. Der Atem des Vaters ging schnell und stoßweise und er hatte das Gefühl zu ersticken. Der Schmerz in seinem Bein hatte sich ausgebreitet und war jetzt auch stark in seiner Brust zu spüren.

Er hatte keine Zeit mehr, um die Ursache seiner Schmerzen und des Blutes, das plötzlich überall zu sein schien, zu verstehen. Seine Augenlider wurden schwer und die Welt um ihn herum drehte und drehte sich, wie der Wagen kurz zuvor. Er hörte Stimmen um ihn rum, doch er konnte nicht verstehen was sie sagten, denn vor seinen Augen verschwamm plötzlich alles.

Sein letzter Gedanke, bevor er die Augen schloss und sich der Dunkelheit gab, war der Gedanke an seine Tochter und die Hoffnung sie würde eines Tages zurückkehren, um alte Wunden wieder rein zu waschen.

Don't look backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt