Nebel versperrte mir meine Sicht. Es war noch immer dunkel, auch wenn ich sagen konnte, dass es in den frühen Morgenstunden war. Scheinbar hatte das Geschehen in tiefer Nacht stattgefunden. Ich erlangte wieder Besitz über meinen eigenen Körper, als die Männer, immer noch den jungen Mann in den Armen, schnellen Schrittes die Tore der Stadt öffneten. Sie waren aufgebaut, wie man aus Erzählungen Käfige beschrieben bekam. So etwas gab es heute nicht mehr.. zumindest sagte man das. Unsere Stadt kam dem ganzen nämlich ziemlich nahe.
Für
9,
8,
7 Sekunden fürchtete ich, dass ich die Männer verloren hatte. Das ich ihnen nicht hatte folgen können.
Lediglich das Geräusch von Schritten verriet mir, das sie noch immer vor mir waren.
Das der Nebel, der hinter den Gittern war, sie noch nicht verschlungen hatte. Das der Junge noch immer auf Rettung hoffen konnte. Aber was könnte ich alleine schon ausrichten? Zumal sie rein von der körperlichen Kraft aus gesehen weit überlegen waren-und ich auf mich alleine gestellt bin. Da fragte man sich selbst doch, was ein Mädchen wie man selbst gegen eine Drei-Mann Armee anrichten sollte.
Mein Leben lang hatte ich darauf gewartet, dass ein Abenteuer auf mich zukommt, und nun war ich dem nicht gewachsen. Was für eine seltsame Art von Ironie, mit der das Leben einem ein Geschenk macht, bei dem man nicht recht weiß, ob man es dann doch wirklich will. Sollte ich es wagen, dem Geschenk meine Hand hinzuhalten? Wie sollte ich es machen? War das etwas, was man behutsam anging, oder etwas, was man stürmisch und mit Neugierde erfüllt in Empfang nahm?Ich wusste, dass dies Fragen waren, auf die ich nie eine Antwort bekommen würde. Denn wenn man der Stille Fragen stellte, war die einzige Art Antwort, die man bekam, das Geräusch eines laut pochenden Herzens welches sich anhörte, als würden tausend Pferde galoppieren. Frustration fraß sich in mein Herz. Eins zu drei. Hörte sich doch garnicht so schlecht an. Solange ein kleiner Funken Hoffnung da war, gab es bestimmt auch einen Weg, oder? So War es zumindest immer.. Man musste nur genug hoffen, und schon schenkte die Hoffnung einem Mut und Kraft. Das versuchte mir zumindest mein Herz einzureden. Ein wenig riskant musste das Leben ab und zu sein, und diese Art zu denken War in wenigen Tagen zu meinem Lebensmotto geworden. Und was wäre ich doch für eine Person, wenn ich mich dem gewünschten Abenteuer nicht stellen würde? Das befriedigende Gefühl das ich bei der Vorstellung empfand ekelte mich an, doch zugleich forderte es mich dazu auf, weiterzugehen. Zu Kämpfen. Für mich. Und für eine Person, die ich nicht einmal kannte. Aber er schien mir von Bedeutung. Warum sollten sie ihm etwas antun, wenn er nicht gerade etwas getan hatte, was den Männern zuwider war? Er war ein Mysterium, das für mich zu entziffern galt. Etwas anderes blieb mir überhaupt nicht möglich. Für einen kleinen Moment fürchtete ich, entdeckt zu werden, als mein Fuß aus versehen auf einen kleinen Ast trat, der ein Knacksen von sich gab. Verdammter Ast.
Er hätte mich noch mein Leben kosten können. Oder wäre der Junge zuerst dran? Mein Blick fokussierte die Äste unter mir, während meine Ohren weiterhin den Geräuschen lauschten. "Der Penner ist nicht nur eine Gefahr, sondern auch noch gefährlich schwer.", äußerte einer von ihnen in dem Versuch, lustig zu sein. Der andere gab ein zustimmendes Grunzen von sich, das (wenn ich das so anmerken durfte) mehr einem Tier als einem Menschen glich. Aber da der Vergleich mit einem Tier viel zu weit hergeholt wäre und eine Beleidigung für Tiere, gehörte er wohl doch zu einer weit entfernten Rasse der Gattung Mensch. Mittlerweile war es hell. Das sagte mir, das ich mindestens zwei Stunden unterwegs gewesen war. Wie lange es wohl noch dauerte? Ich wusste nicht, ob meine Glieder weitere zwei Stunden aushalten würden. Meine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment unter meinem Gewicht nachgeben- von den Schmerzen in meinem Rücken ganz zu Schweigen!
Hoffentlich war es bald vorbei. Fuck, mittlerweile hoffte ich sogar mehr als ein Gläubiger auf eine erneute Auferstehung Jesu.. oder was auch immer sie hoffen. Die Männer in den dämlichen Anzügen grunzten aggressiv, bevor ein lautes, dumpfes Geräusch ertönte, als würde ein lebloser Körper auf harten Beton auftreffen. Sie waren nur noch wenige Schritte von mir entfernt, soviel konnte ich ausmachen- und sie schienen dort angekommen zu sein, wo sie hinwollten.
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The devil within
Teen FictionSie weiß, dass er ihre Gnade sein könnte. Ihre Hoffnung. Ihre letze Hilfe. Er ist Engel oder Dämon. Gut oder böse. Leben oder Tod...