1st Day(Part 1)

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Spät in der Nacht, ich glaube, man konnte es schon als morgens bezeichnen, schlich ich mich auf leisen Sohlen zurück in unser Haus, darauf bedacht, kein Geräusch von mir zu geben. Es war noch immer am Regnen, doch der Nebel löste sich langsam, sodass man den sternenklaren Himmel in seiner ganzen Pracht betrachten konnte. In ein paar Tagen würde Vollmond sein.
Ich liebte es, wenn der Mond so schön rund aussah, es hatte etwas an sich, was mich beruhigte.
Ein,
Zwei
Treppen auf einmal nehmend machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Es war dunkel, so dunkel das ich nur erahnen konnte, wo sich mein Bett befand. Meine Finger strichen über die dicke Decke, welche auf meinem Bett ausgebreitet war.
Die Nächte hier waren kalt.
Sobald die Nacht hereinbrach, wichen die Sonnenstrahlen des Tages der eisigen Kälte der Nacht.
Ewiger Winter wurde dies einst genannt, doch ich verstand nicht, was damit gemeint war.
Vor vielen Generationen, als die alte, schwächere Rasse noch nicht ausgestorben war, existierte etwas, was unsere Ahnen Jahreszeiten nannten.
Da gab es den Frühling, wo Blumen blühten.
Den Sommer, wo es immer sehr warm war.
Herbst, wo alles von bunten Blättern geziert war.
Und den Winter. Kälte. Regen. Schnee.
Ich kannte all das nur aus den Erzählungen, die meine Vorfahren niedergeschrieben und uns auf wertvollem Paper hinterlassen hatten.
Jetzt war alles anders.
Jahreszeiten existierten nicht mehr.
Es gab nur noch heiße Tage und kalte Nächte.
Nur noch Licht- und Schattenmenschen, in die wir an unserer Geburt eingeteilt wurden und eine unvermeidbare Partnerschaft, die wir an unserem sechzehnten Geburtstag eingehen mussten.
Auch bei mir war es bald so weit.
Es wurde von mir erwartet, dass ich mich freute.
Doch das tat ich nicht.
Noch einundzwanzig Tage.
Drei Wochen.
Eine viel zu kurze Zeit.
Ich war nicht bereit, mich meinem Schicksal zu stellen.
Auch die warme Bettdecke, die mich nun umhüllte, gab mir keinen Trost.
Ich hatte Angst.
Furchtbare Angst.
Und die konnte mir niemand nehmen,
weil sie mich nicht verstanden.
Sie wussten nicht, was dieses Wort, Angst, war. Sie hatten nie Zweifel an dem System, welches über uns herrschte. Doch ich wusste, was passierte, wenn der Tag kam, vor dem ich mich so fürchtete.
Meine Unschuld würde mir ebenso wie meine Freiheit genommen werden.
Und ich konnte nichts dagegen tun.

The devil withinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt