Kapitel 9

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Wackelpfote blinzelte aufgeregt. Sie war von Starenflug für die Große Versammlung eingeteilt worden!
Rost- und Nebelpfote waren ebenfalls dabei.
Der silberne Schein des Mondes ließ das graue Fell von Dunststern in einem starken silbernen Schimmer glitzern, als er sich an die Spitze der Patroullie stellte. Dann rief er laut: "MondClan! Wir gehen los!" Und er setzte sich in Bewegung.
Die Gruppe lief unter dem Schein des Monde durch das Territorium des Clans. Das feuchte Laub fühlte sich kalt unter ihren Pfoten an. Es hatte geregnet. Sie genoss das Gefühl für einen kurzen Moment und atmete tief durch. Einmal nicht konzentriert, da war es passiert. Sie machte einen falschen Schritt, da quiekte sie erschrocken auf, als sie über eine, im Laub verborgene, Wurzel stolperte. Mit einem ungeschickten Satz nach vorn, versuchte sie ihr Glichgewicht zu halten, nur um in Rostpfote zu knallen, der sie erschrocken anfauchte. "Pass doch auf!", knurrte er. Plötzlich merkte Wackelpfote, wie Nebelpfote  auf ihrer anderen Seite auftauchte. "Genau, pass doch auf, Wackelpfote", lachte sie hämisch, was Wackelpfote zusammenzucken ließ. Doch bevor Nebelpfote noch etwas böseres sagen konnte, tauchte Luftpfote hinter ihnen auf und knurrte einmal herausfordernd. Nebel- und Rostpfote sahen die ältere Schülerin böse an, doch erwiderten nichts und zogen an die Spitze der Katzengruppe.

Luftpfote lief nun neben Wackelpfote, welche die ältere Schülerin erleichtert ansah. "Danke, Luftpfote", miaute sie leise. Diese drückte sich an Wackelpfote und leckte ihr einmal über den Kopf. "Dafür sind Freundinnen doch da!", schnurrte sie, nun wieder typisch gut gelaunt. Wackelpfote beobachtete die hellgraue Katze, deren Fell im Mondlicht fast silbern wirkte. Für sie schien dieser Marsch zur Großen Versammlung total normal. Die schwarze Schülerin wusste, dass sie vermutlich aufgeregt sein sollte. Aber in ihrem Bauch bahnte sich eher eine große Welle von Angst an. Angst, wie die fremden Katzen aus den anderen Clans auf sie reagieren würden. Ob deren Reaktionen ähnlich waren, wie die von Rost- und Nebelpfote?

"Hab keine Angst, verstanden Wackelpfote? Rost- und Nebelpfote sind riesige Mäusehirne! Aber ich kann dir garantieren, dass in den anderen Clans nicht alle Katzen so sind." Bei Luftpfotes Antwort, merkte sie erst, dass sie ihre Gedanken laut geäußert hatte. Doch Luftpfote war noch nicht fertig und so sahen die tiefblauen Augen der Katze in Wackelpfotes und sie murmelte leise und innig: "Versteck dich nicht, Wackelpfote, versprich es mir." Doch ehe Wackelpfote darauf antworten konnte, sah sie zwischen den anderen Katzen hindurch den riesigen von silberenem Licht durchfluteten Felskessel.

Das Mondlicht tauchte die steinernen, kargen Wände in einen wunderschönen, weißlichen Glanz. An der einen Seite des Kessels befand sich eine Öffnung, durch die Katzen in den Kessel hinunter gelaufen kamen. An den Seiten befanden sich mehrere, dicht übereinander platzierte, Felssprünge, die Dunststern bereits elegant hinunterzuspringen begann.  In der Mitte des Kessels konnte Wackelpfote einen riesigen Stein erkennen, der über die Katzenmengen ragte. Die Schülerin erkannte Katzen in so vielen Farben und ihr stiegen unbekannte Gerüche in die Nase. Und plötzlich machte sich in ihrem Magen die bereits ersehnte Aufregung breit und die Angst war verschwunden.

Mit Luftpfote an ihrer Seite und vollster Konzentration gelang es ihr, die Felsvorsprüche hinabzuspringen, auch wenn es sie viel Mühe kostete, dennoch war sie etwas stolz auf sich. Doch sofort war dieser Stolz nur noch zweitwichtig, denn die Fastzination, die sie hier durchdrang, stellte sich an erste Stelle. So bemerkte sie Elfenblatt auch erst gar nicht, die neben ihr auftauchte und zuckte erschrocken etwas zusammen. Dies entlockte ihrer Mentorin ein kleines Lächeln und sie murmelte: "Unterhalte dich ruhig etwas mit den anderen Schülern. Eine solche Gelegenheit wirst du nur selten bekommen." Dann entfernte sich Elfenblatt und Wackelpfote sah, wie Dunststern direkt auf den Hochfelsen zusteuerte und mit einem riesigen Satz hinaufsprang. Er setzte sich neben einen großen, hellbraunen Kater. Auch die feuerfarbene Katze, die sie bei der Patroullie getroffen hatte war da. Wackelpfote glaubte, sich an den Namen Funkenbrand erinnern zu können.

Da fiel ihr etwas ein. Hatte der Kater, Fuchspfote, der mit Funkenbrand gegangen war, nicht  gesagt, dass sie sich auf der Großen Versammlung wiedersehen würden? Aufgeregt suchte sie die Menge ab, doch es waren zu viele Katzen und sie konnte ihn nicht entdecken. So sah sie sich um und sah eine Gruppe von relativ jungen Katzen. Sie zögerte. Da kamen ihr Luftpfotes Worte in den Sinn. Versteck dich nicht, Wackelpfote! Also atmete sie tief durch und setzte sich zu der Gruppe von Schülern, die um einen schwarz, grauen Schüler gescharrt war, der nach RußClan roch. "Und plötzlich hat Knochensplitter diesem elenden Hund die Zähne in die Kehle gerammt und so den Clan gerettet", jaulte er enthusiastisch. Eine dunkelgraue Schülerin lehnte sich zu Wackelpfote hinüber und murmelte: "Ich wette, die Hälfte hat er nur erfunden, weil er Knochensplitters Sohn ist." Sie rollte mit den Augen. Wackelpfote lächelte amüsiert. "Und natürlich werden seine Geschichten jetzt ausgefallener, da Knochensplitter jetzt zweiter Anführer im RußClan ist", fügte eine weiße Katze hinzu. Die graue erste Katze schnaubte theatralisch. "Glaub diesen RußClan-Schülern nicht alles, Kleine. Nicht so, wie die da." Mit dem Schwanz deutete sie auf zwei Schüler, die dem RußClan-Kater gebannt zuhörten. Erst auf den zweiten Blick erkannte Wackelpfote, dass es sich bei denen um Rost- und Nebelpfote handelte und sie lächelte nur noch breiter.

Während der grau-schwarze Kater mit seinen heroischen Geschichten fortfuhr, fragte die graue Katze Wackelpfote: "Wie heißt du überhaupt?" Diese sah die beiden älteren Schülerinnen mit runden Augen an und antwortete dann leise: "Ich bin Wackelpfote. Aus dem MondClan." Die weiße Schülerin legte den Kopf schief. "Wieso denn Wackelpfote?", maunzte sie, doch als sie sah, dass Wackelpfote diese Frage höchst unangenehm war, fuhr sie einfach fort. "Ich bin Lilienpfote. Aus dem SeeClan. Und das hier", sie deutete mit dem Kopf auf die graue Schülerin, "ist Lorbeerpfote aus dem HeideClan. Und das Mäusehirn da", sie zeigte mit dem Schwanz auf den Kater aus dem RußClan, "heißt Dunkelpfote. Ist das deine erste große Versammlung?" Wackelpfote nickte, erleichtert, dass Lilienpfote nicht genauer über Wackelpfotes Einschränkung nachgefragt hatte. Die beiden Schülerinnen lächelten und Lorbeerpfote miaute: "Es ist fantastisch, nicht?" Ehe Wackelpfote antworten konnte, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.

"Da ist sie ja auch schon. Unsere kleine, ungeschickte, dumme Wackelpfote." Abrupt drehte sich die Katze um und sah in Rostpfotes stechend grüne Augen. "Ich habe Dunkelpfote gerade von dir erzählt und er wollte dich unbedingt kennenlernen." Der Kater machte einen Schritt zur Seite und gab den Weg für Dunkelpfote frei. Dieser musterte Wackelpfote mit einem herablassenden Blick. Und ohne Vorwarnung warf er sich gegen Wackelpfote, die mit einem erschrockenen Quietschen zur Seite fiel, da sie ihr Gleichgewicht nicht halten konnte. Sie wollte sich aufrichten, da war Dunkelpfote schon über ihr und lachte in ihr Gesicht. "Schwach!" Da fuhr er seine Krallen aus. Doch bevor Lorbeer- oder Lilienpfote ihn stoppen konnten, ertönte plötzlich eine, Wackelpfote bekannte, Stimme hinter Dunkelpfote. "Dunkelpfote, lass sie sofort los!"

Doch da Dunkelpfote keine Anstalten machte sich zu rühren, merkte Wackelpfote auf einmal, wie sich ein Gewicht gegen Dunkelpfote warf und als sie sich aufrichtete, erblickte sie den fuchsfarbenen Kater, der über Dunkelpfote stand und ihn auf dem Boden festnagelte. "Lass sie in Ruhe!" fauchte er und gab Dunkelpfote einen leichten, verwarnenden Biss in die Schulter. Dann ließ er den Kater los, welcher sich mit Rost- und Nebelpfote zusammen entfernte. "Fuchspfote!", jaulte Wackelpfote und presste sich an den Kater. Doch als Dunkelpfote an Wackelpfote vorbeischritt, knurrte er noch leise: "Die Schwachen müssen sterben, ansonsten sind die Clans verloren." Dann war er in der Menge verschwunden.




Edit: Tut mir leid, dass ich so lange weg war. Dafür gibt es jetzt ein etwas längeres Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch. :D

Warrior Cats - Der schwarze SternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt