„Hey, wie geht's dir, Mann?"
Kurz nachdem Ally gegangen war, trat Mike in mein Zimmer. Ich zuckte bloß mit den Schultern und mied seinen Blick. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie ich mich fühlte. Dachte ein Ertrinkender denn gerne daran, dass er vom Wasser verschlungen wurde, wenn er es nicht mehr verhindern konnte?
Mike machte ein paar Schritte aufs Bett zu und legte seine Hand auf meine Schulter. „Es ist ihr Problem, wenn sie nicht sieht, was ihr ohne dich entgeht."
„Trotzdem falle ich gerade von Wolke sieben und breche mir dabei jeden einzelnen Knochen."
Und ich sollte feststellen, dass dieses Gefühl noch einige Wochen anhielt.
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„Sobald das Studium wieder begonnen hat, hab ich mich reingehängt wie nie zuvor. Wahrscheinlich wollte ich einfach dauerhaft beschäftigt sein." Ben schnaubte erschöpft. Es hatte ihn viel Kraft gekostet, in die Vergangenheit abzutauchen und halbwegs verständlich in Worte zu fassen, wie er sich fühlte.
„Das tut mir alles schrecklich leid, Ben", murmelte Nicky. Ein Gewicht drückte auf ihre Brust und machte das Atmen schwerer. Was würde sie tun, wenn sie sich neu verlieben würde und plötzlich Dean wieder vor ihr stand, um sich zu versöhnen? Hatte sie das mit ihm bereits abgehakt?
Eindeutig nicht. Sonst würde sie jetzt nicht zum gefühlt hundertsten Mal an ihn denken.
„Ironischerweise hab ich dadurch viel bessere Noten geschrieben und öfter zur Kamera gegriffen. Außerdem hab ich bei ein paar Hochzeiten und Events fotografiert – so gesehen war ich noch nie erfolgreicher."
„Hatte also doch was Gutes, hm?" Ein schmales Lächeln zierte Nickys Gesicht.
„Klar", spukte Ben das Wort förmlich aus. Es triefte geradezu vor Sarkasmus.
Die Luft in dem Pub schien immer dicker und dicker zu werden. Beinahe zähflüssig kam sie den beiden vor und ein Blick genügte, um zu wissen, dass sie dasselbe dachten.
„Lass uns mal an die frische Luft gehen", schlug die Barkeeperin also vor.
„Ich wollte gerade nach meinem Mantel greifen."
Er bedeutete ihr mit einer höflichen Handgeste, vorauszugehen, bereute es aber, als sein Blick über ihren Rücken und ihren Hintern glitt. Schnell wandte er die Augen ab und versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er wollte nicht an irgendwelche Frauen denken, wollte jetzt unter keinen Umständen Interesse an der Halbfremden mit dem violetten Haar zeigen.
Der kalte Winter schlug ihm entgegen und half dabei, den Kopf frei zu kriegen. Als sich die Kälte durch seine Kleidung und in die Haut hinein fraß, fragte er sich, was Ally wohl gerade tat. Da fiel ihm erst ein, dass es mitten in der Nacht war und sie in diesem Augenblick mit ziemlicher Sicherheit schlief.
„Es war keine schlechte Geschichte – im Großen und Ganzen. Sie hat so was Bittersüßes. Ich kenn mich vielleicht mit Büchern nicht so gut aus und weiß auch nicht, ob es Regeln fürs gute Erzählen gibt, aber ich mag es, dass deine Geschichte so realistisch wirkt." Nickys Worte überschlugen sich beinahe. Sie verspürte den Drang, jede stille Sekunde mit ihrer Stimme ausfüllen zu müssen und vor allem wollte sie verhindern, dass Ben verschwand, nun, wo er fertig war. „Okay, das war bescheuert. Tut mir leid. Ich glaub dir natürlich, dass das alles so passiert ist. Und nur zu deiner Info: Ich kann Allys Verhalten zwar irgendwie nachvollziehen, wenn ich mich in ihre Lage versetze – also ich verstehe, dass das alles nicht leicht für sie gewesen sein muss, aber... aber... Ich glaube, sie hat einen Fehler gemacht. Okay, tut mir leid." Nervös fuhr sie sich durch die Haare. Was war bloß los mit ihr? Sie lachte, um sich selbst ein wenig zu lockern. „Egal, was ich sage, es klingt immer bescheuerter."
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Pistazieneis zum Frühstück
Romance„Wieso isst du jeden Tag Pistazieneis?", fragte ich (...). „Ich mag keine andere Sorte", sagte sie, als wäre es die einzig logische Antwort. „Keine einzige?" „Keine einzige." --------------------------- Jeden Tag kommt Ally auf dem Weg zu...