„Bereit? Jetzt gibt's gleich kein Zurück mehr. Sie werden dich an sich reißen und dich nie mehr hergeben wollen. Oder, nein, schlimmer. Sie werden dich zu einer von ihnen machen."
„Ganz ruhig, Ben", meinte Ally grinsend. „Deine Eltern werden mich schon nicht auffressen."
Ich bemühte mich um meinen ernstesten Blick und schüttelte den Kopf. „Du hast ja keine Ahnung."
Schulterzuckend ging sie die letzten paar Meter zur Haustür, ich folgte dicht hinter ihr. Untypischerweise standen meine Eltern bereits hinter der Tür, als hätten sie es kaum abwarten können, dass ihr Sohn nach Hause kam. Aber ich machte mir nichts vor. Sie wollten Ally sehen, sie war der Grund für dieses Theater.
„Ben!", rief meine Mutter dennoch freudig, als sie mich sah. „Und du bist bestimmt Ally."
„Natürlich ist sie das. Ich sag ja nicht, dass ich Ally mitbringe und tauche dann mit Hannah auf", gab ich ein wenig genervt von mir. Aber mein Kommentar wurde einfach ignoriert.
„Freut mich, Sie kennenzulernen." Allys Wangen waren leicht gerötet und als sie Mum ihre Hand reichte, wirkte sie so nervös, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte. So viel zu ihrer Gelassenheit von vorhin.
Jedoch kam Mum mir zuvor. „Ach, komm her, meine Liebe", wies sie sie strahlend an und umarmte sie.
Dad, der sich derweil im Hintergrund gehalten hatte, begrüßte sie nun mit einem freundlichen „Hallo", verzichtete aber auf Körperkontakt, wie er es so oft tat. Er wischte sich die Hände an der Schürze ab, die er um die Hüfte trug und ich vermutete, dass auch er nervös war. „Ich hoffe, du magst Waffeln?"
„Ähm, ja", stammelte Ally. Ich griff nach ihrer Hand und verschränkte unsere Finger ineinander, was dafür sorgte, dass Mum mich noch übertriebener angrinste als ohnehin schon.
„Kaffee ist auch schon fertig", verkündete meine Mutter, klatschte in die Hände und befahl uns, ihr zu folgen. Ein kleiner Blick durch das Haus genügte und mir wurde klar, dass sie extra aufgeräumt hatte. Alles war blitzeblank und an seinem Platz. Mum schien es wirklich wichtig zu sein, einen guten Eindruck auf Ally zu machen und irgendwie wurde mir bei dem Gedanken daran angenehm warm.
„Alles wird gut, Allison", flüsterte ich im Gehen an ihr Ohr. „Ich glaube, sie lieben dich jetzt schon, allein, weil du dich mit mir abgibst und ich nicht mit dreißig Katzen ende."
Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Ich mag Katzen."
„Und ich mag dich. Also entspann dich." Es war schon irgendwie lustig, dass ich sie jetzt beruhigen musste, wo sie mir doch gerade noch selbst versichert hatte, dass es weniger schlimm werden würde, als ich befürchtete.
Auch als wir alle am Tisch saßen und meine Eltern Ally baten, mehr über sich zu erzählen, hielt ich ihre Hand, die zu meiner gehörte wie ein Schlüssel zu seinem Schloss. Sie verstärkte den Druck kaum merklich und ich begann, mit meinem Daumen über ihren Handrücken zu streichen.
„Ben hat schon erzählt, dass du Literatur studierst, aber fangen wir doch noch ein Stückchen davor an. Bist du in der Stadt aufgewachsen?", versuchte meine Mutter, ihr das Reden leichter zu machen.
„Nein. Ich bin in Bradbury geboren und hab dort gelebt, bis ich fürs Studium umgezogen bin. Meine Eltern wohnen immer noch dort."
„Was machen deine Eltern denn beruflich?", wollte mein Vater wissen, der gerade an den Tisch kam und einen weiteren Teller mit duftenden Waffeln vor uns abstellte. Es war bereits der dritte, auf dem sich nun sieben Waffeln stapelten. Ich fragte mich, wer zum Teufel das alles essen sollte. Aber das war typisch für Dad. Immer in Sorge, dass unsere Gäste verhungern könnten.
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Pistazieneis zum Frühstück
Romansa„Wieso isst du jeden Tag Pistazieneis?", fragte ich (...). „Ich mag keine andere Sorte", sagte sie, als wäre es die einzig logische Antwort. „Keine einzige?" „Keine einzige." --------------------------- Jeden Tag kommt Ally auf dem Weg zu...