Die nächsten Tage sind nur sehr langsam vergangen. Am Dienstag hatten meine Mitbewohner einen heftigen Streit. Sie haben sich wegen irgendwelchen Lappalien dermaßen angeschrien und die Türen geknallt, sodass am Ende sogar die Nachbarn bei uns geklingelt haben. Ich konnte diese ein Glück schnell wieder beruhigen und davon abhalten, die Polizei zu rufen. Seit dem sprechen die beiden nicht mehr miteinander und es herrscht eine Eiszeitstimmung in der WG. Ich muss sie dringend zu einer Aussprache bringen, diesen Zustand hält ja niemand aus.
Heute ist Samstag. Ich bin gerade aufgewacht und habe höllische Kopfschmerzen. Als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, dass mir Kati schon geschrieben hat. Um 7.10 Uhr, die hat Nerven.
Hey Mila, na alles fit?
Nicht wirklich, ich habe Kopfschmerzen :(, antworte ich ihr.
Ihre Antwort, keine 2 Minuten später:
Ausreden zählen nicht! Heute Abend ist Party-Time. Marvin und ich holen dich halb 8 ab.Jaja, ist ja gut. Dann bis heute Abend. ;)
Ich schäle mich langsam aus meinem Bett und schleppe mich ins Bad. Nach einer Dusche fühle ich mich viel besser. Ich werfe mir trotzdem eine Kopfschmerztablette ein.
Am Nachmittag beginne ich damit, mir schon mal mein Outfit zu recht zu legen. Ich durchforste meinen kompletten Schrank und schmeiße die Kleidungsstücke, die in Frage kommen würden, auf mein Bett. Ich probiere ein paar Kleider an, aber nichts sagt mir so richtig zu. Ich bekomme schlechte Laune. Ich habe wirklich null Bock auf diese Party heute. Ich kenne doch da so gut wie keinen. Aber wenn ich abgesagt hätte, wäre Kati bestimmt sauer gewesen. Ich habe sie letztes Mal schon versetzt, als sie feiern gehen wollte und ich keine Lust hatte.
Als wir das letzte Mal in einem Club waren, hat mich ein Typ penetrant angebaggert. Ich habe ihm dann eine Abfuhr erteilt, woraufhin er mir sein Bier über das Kleid gegossen hat. Ich habe noch immer ein leichtes Trauma davon. Hoffentlich sind heute Abend da nicht so betrunkene Idioten.
Nach einer halben Stunde gebe ich es auf und greife zu einem Standard-Outfit: Enge schwarze Jeans, weinrote Bluse und meine schwarzen Lieblingsboots. Danach zaubere ich aus meinen halblangen schwarzen Haaren leichte Wellen. Jetzt noch Makeup und ich bin fertig.
Oh nein, ich habe es die ganze Woche nicht geschafft, mir neues zu kaufen.Da meine Mitbewohnerin Cindy immer mindestens 5kg Schminke im Gesicht hat, bin ich mir sicher, dass sie mir aushelfen kann. Ich klopfe an ihre Tür und nach einem zerknirschten „Ja?" gehe ich hinein. Ihr Gesicht hellt sich auf.
„Mila, hi, du siehst ja Hammer aus. Hast du heute ein Date?", fragt sie mich begeistert.
„Nee, ich gehe mit Kati nachher zu einer Haus-Party.", antworte ich etwas weniger begeistert. „Mir ist meine Makeup-Flasche kaputt gegangen und daher wollte ich dich fragen, ob du mir vielleicht etwas von dir leihen kannst?!"
„Ja klar! Welchen Farbton brauchst du?"
„Eher so einen Gespensterfarbton."Ich bin selbst im Sommer ultra blass. Der einzige Unterschied ist, dass ich da mehr Sommersprossen bekomme, aber braun wurde ich noch nie richtig. Jetzt im März, nach dem langen Winter bin ich froh, dass ich noch nicht durchsichtig bin. Ich bekomme aus mir unverständlichen Gründen oft Komplimente deswegen. Die Leute sagen, ich sehe in der Kombination mit meinen schwarzen Haaren aus wie Schneewittchen.
Cindy lacht. „Setz dich mal hin! Ich mache dich noch hübscher, als du sowieso schon bist!"
Ich setze mich an ihren voll beladenen Schminktisch.„Aber bitte nicht so krass! Keinen pinken Lippenstift!", flehe ich. Mit gefühlt tausend verschiedenen Pinseln wedelt sie in meinem Gesicht herum. Sie trägt mir Lidschatten und Mascara auf. Danach hält sie mir zwei Lippenstifte entgegen.
„Den oder den?", fragt sie.
„Niemals den knallroten! Das ist viel zu heftig. Ich weiß ja nicht mal, was da für Leute kommen. Am Ende sind das alles so Asis in Jogginghosen.", protestiere ich.
„Ach bestimmt nicht. Was ist das denn für einer bei dem ihr eingeladen seid?"
„Irgendein Cousin von Katis Freund. Keine Ahnung, was genau das für einer ist." Während ich ihre Frage beantwortet habe, hat sie mir einen Lippenstift aufgetragen, der ungefähr die Farbe meiner Lippen hat. Der dürfte nicht zu stark auffallen.„So, fertig! Kannst gucken!"
Ich drehe mich zum Spiegel um. Wow, dass Cindy das so gut hinbekommt, hätte ich nicht erwartet! Mein Makeup ist ausdrucksstark, aber trotzdem noch dezent.
„Ich sehe ja wirklich super aus. Vielen vielen Dank, Cindy!", staune ich.
„Klar siehst du super aus! Also wenn du heute keinen Kerl mit nach Hause bringst, weiß ich auch nicht weiter.", grinst sie mich an.
„Ach halt die Klappe!", winke ich ebenfalls grinsend ab.
„Dann wenigstens die Handynummer von jemanden!", fordert sie während ich ihr Zimmer verlasse.
„Ja ja!"Warum mich alle unbedingt an den Mann bringen wollen. Ich bin jetzt fast ein Jahr Single und genieße es in vollen Zügen. Ich sehe ja bei Kati, was eine Beziehung für Probleme mit sich bringen kann. Und momentan bin ich mehr als genug ausgelastet mit Studium, Nebenjob und der WG. Da möchte ich mir nicht noch mehr aufhalsen.
Punkt halb 8 klingelt es. Ich ziehe meine Lederjacke an und schnappe mir meine Tasche.
„Viel Spaß, Schätzchen!", ruft mir Cindy aus ihrem Zimmer zu.
„Danke! Halte dich bereit, falls du mich in einer Stunde abholen musst.", antworte ich.
„Niemals! Du hast heute Spaß und betrinkst dich!"
Ich schüttele den Kopf und schließe die Wohnungstür.Unten angekommen, springe ich so schnell es geht auf die Rückbank von Marvins Golf. Es hat angefangen zu regnen.
„Wow, du siehst ja mega aus!", stellt Kati fest, als sie sich vom Beifahrersitz zu mir umdreht.
„Danke, ist Cindys Werk."
„Ach die Alte kann auch was anderes als den Schlampenlook?"
„Kati! Ich bitte dich!", rufe ich entsetzt. Kati ist nicht gut auf Cindy zu sprechen, seit diese mal mit Marvin geflirtet hat, als die beiden bei mir zu Hause waren.Nach 15 Minuten Fahrt frage ich Marvin, wie lange es noch dauert. Sind wir überhaupt noch in Bochum? Im Ruhrgebiet ist man ja schnell mal in einer anderen Stadt, wenn man nicht aufpasst.
„Wir sind in einer Minute da!", informiert mich Marvin.
„Was, hier wohnt der? Hier wohnen doch fast nur Reiche.", stelle ich fest.
„Er hat auch echt Kohle. Und eine fette Wohnung mit Dachterrasse.", antwortet Kati.
„Wie kann er sich das denn leisten?", frage ich interessiert.
„Er ist seit einem Jahr selbstständig mit einer IT-Firma. Krass oder? Mit jetzt gerade mal 23 Jahren.", erzählt Kati.
Oh man, hoffentlich ist er nicht so ein Snob.Das Haus in dem Daniel wohnt, ist wirklich Wahnsinn und kein Vergleich zu dem Plattenbau, in dem ich wohne. Die Haustür steht offen und wir gehen nach oben. Marvin klingelt an der Wohnungstür.
Ein muskulöser Typ mit blonden Haaren öffnet uns.
„Heeyy Daniel altes Haus. Alles Gute zum Geburtstag!", ruft Marvin zur Begrüßung.
Nachdem Kati und ich ihm gratuliert haben und ich mich vorgestellt habe, betreten wir die Wohnung. Allein der Eingangsbereich ist riesig.
„Wo kann ich das Geschenk hinstellen?", fragt Marvin.
„Einfach ins Wohnzimmer auf den Tisch rechts in der Ecke.", antwortet Daniel und Marvin verschwindet im Wohnzimmer aus dem schon Musik dröhnt.
„Mädels, wollt ihr was trinken?", fragt Daniel uns.
„Ja gerne, irgendwas mit Alkohol. Marvin ist heute derjenige, der fährt.", ruft Kati begeistert.Wir folgen Daniel in die große Küche. 3 Leute stehen an der Theke und unterhalten sich angeregt. Am Küchentisch sitzen weitere 4 und spielen ein Trinkspiel. Ich frage mich, wie viele Daniel eingeladen hat, wenn allein in der Küche so viele hocken.
Er reicht uns zwei Gläser Sekt und nimmt sich selbst ein Bier. Wir stoßen zusammen an und als ich gerade einen Schluck genommen habe, dreht sich einer der Typen, die sich an der Theke unterhalten haben, um und kommt auf uns zu. Ich verschlucke mich fast an meinem Sekt. Der Kerl kommt mir leider sehr bekannt vor.„Mädels, kennt ihr schon meinen besten Freund Leon?", fragt Daniel und klopft seinem Nebenmann auf die Schulter

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Spielerfrau wider Willen
FanfictionLeon wer? Leon Goretzka. Diesen Namen hat Mila noch nie gehört. Und wie der aussieht, weiß sie erst recht nicht. Er soll Publikumsliebling bei Schalke 04 sein. Aha... Ihre erste Begegnung läuft nicht optimal ab, Mila kann ihn von der ersten Sekunde...