Kapitel 3

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Der Wecker klingelt. Und klingelt. Und klingelt.
Als ich endlich wach werde, bin ich völlig neben der Spur. Ich muss an meine Träume von dieser Nacht denken. Ich stand nackt im VIP Bereich in der Veltins-Arena und alle haben mich ausgelacht. Leon Goretzka am allermeisten. Klingt nach einem prima Start in die neue Woche.

Es ist 7.30 Uhr und in einer Stunde beginnt meine Vorlesung in der Uni. Rechtliche Grundlagen in der Erziehungswissenschaft. Ich glaube, es kann nichts Schlimmeres am Montagmorgen geben.

Ich dusche schnell und ziehe mich an. Als ich mich zum Frühstücken in die Küche setze, kommt Johannes herein.
"Morgen.", nuschelt er verschlafen. Er hat ebenfalls montags eine frühe Vorlesung, sodass wir zusammen in die Uni fahren können.
"Hey. Möchtest du auch was essen?", frage ich.
"Ne, zu früh. Ich nehme nur einen Kaffee. ", antwortet er.
"Konntet ihr euren Konflikt gestern noch klären?", frage ich und esse einen Löffel Müsli.
"Nicht wirklich. Ich bin irgendwann in mein Zimmer gegangen, weil mir das einfach zu doof wurde. Die hat echt ständig was zu meckern. Mal ist meine Musik zu laut, mal hab ich das Bad nicht geputzt oder meine Kumpels nerven. Was erwartet die denn? Dass ich keinen Laut von mir gebe und nur putze oder was?"
"Ja, manchmal übertreibt sie etwas."
"Manchmal? Immer!"
Ich verdrehe die Augen. Ich glaube, die beiden werden keine Freunde mehr.

Eine halbe Stunde später sitzen wir in meinem Auto. Zur Uni sind es knapp 10 Minuten Fahrt.
"Sag mal Johannes, kennst du einen Leon Goretzka?", frage ich vorsichtig.
Er schnaubt. "Ja das ist ein Spieler von den Blauen. Spielt geil, aber ist beim falschen Verein. "
Johannes ist schon sein Leben lang BVB Fan. An seiner Zimmertür hängt eine riesige BVB-Fahne.
Ich schweige.
"Warum fragst du?", hakt er leider nach.
"Ach nur so. Den hab ich gestern bei der Arbeit gesehen."
"Wo wir schon mal dabei sind, was war denn genau los?"
Mit Johannes will ich da nun wirklich nicht drüber reden. Der wird mich auch nur auslachen.
"Ach so ein Kerl wollte partout seinen VIP Ausweis nicht zeigen und ist mir dann ein bisschen blöd gekommen. Herr Lang hatte das in den falschen Hals gekriegt und so weiter. Aber alles halb so schlimm. Wir haben das später noch geklärt. "

Er fragt ein Glück nicht noch weiter nach.
An der Uni angekommen, geht Johannes nach rechts zur Jurafakultät und ich gehe zu den Sozialwissenschaften.
"Bis nachher!", rufe ich.
"Jo, viel Spaß!"

Die Vorlesung ist alles andere als Spaß. Der Professor spricht undeutlich und hektisch in sein Mikro, das viel zu leise eingestellt ist. Es ist unmöglich hier aufmerksam zuzuhören. Bereits nach 30 Minuten habe ich Facebook, Instagram und Twitter durchgeguckt. Da mein Gehirn nun leider nichts mehr zu tun hat, schießt mir wieder Leon Goretzka in den Kopf. Bevor ich groß darüber nachdenken kann, habe ich seinen Namen auch schon bei Google eingegeben.

Er spielt sogar in der Nationalmannschaft und hat auch ein paar Spiele bei der letzten WM gemacht. Da habe ich doch alle Spiele gesehen, wie konnte ich ihn da nicht sehen? Na gut, ich war immer beim Public Viewing in irgendwelchen Bars. Da konnte man nicht alles so gut erkennen. Ob er auch Instagram hat? Ich prüfe es schnell nach und natürlich hat er dort einen Account. Über 200000 Follower. Für so einen Idioten?

Ich schaue mir die Bilder an. Die meisten sind von ihm beim Fußball spielen. Was auch sonst?! Die anderen zeigen ihn zu 90% beim Kaffee trinken. Kaffee im Auto, Kaffee auf dem Sofa, Kaffee im Cafe. Wenn man ihn zu einem Date zum Kaffee einladen würde, wäre man schon mal auf der sicheren Seite.
Mensch Mila, was denkst du da für einen Mist?, ermahne ich mich selbst.

Die nächste Vorlesung habe ich ein Glück mit meiner guten Freundin Kati. Sie wird mich bestimmt von meinen Gedanken ablenken.
„Hey, wie war dein Wochenende?", fragt sie mich direkt.
„Ach, nicht so spannend.", antworte ich.
„Dafür wird das nächste spannender!"
„Echt? Warum?"
„Da hat Marvins Cousin Daniel Geburtstag. Der macht eine Riesen-Party.", erzählt sie begeistert.
Marvin ist Katis Freund.
„Und warum betrifft mich das?", frage ich verwundert.
„Du begleitest uns zur Party!"
„Ne ne ne, lass mal. Da habe ich überhaupt keinen Bock drauf.", versuche ich sie abzuwimmeln.

„Ach bitte! Ich kenne außer Marvin und Daniel keinen da. Und wer weiß, ob da noch andere Frauen sind. Ich habe keine Lust da allein rumzustehen."
„Hm, ich weiß nicht."
„Bitte!!", sie schaut mich mit einem Hundeblick an.
„Na gut. Aber wenn es doof wird, bin ich nach einer Stunde wieder weg!"
„Super, ich freue mich!", Kati strahlt. „Vielleicht finden wir da jemand nettes für dich. Daniel hat viele Freunde."
Das glaube ich kaum, aber ich möchte ihr nicht widersprechen.

Spielerfrau wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt