1. Kapitel

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Völlig genervt schulterte ich meine Sporttasche und schwang mich auf mein Rad.
Das letzte Training vor den Ferien und ein totaler Reinfall.
Es zeigte mir aufs neue, wie verdammt langweilig es war in einer Mädchenmanschaft zu spielen. Es drehte sich alles nur um Taktik. Es gab mir keine Möglichkeit, mein können wirklich zu zeigen.
Daher hatte ich nun mein Entschluss gefasst und habe das Team verlassen.
Lieber suchte ich mir ein neues Team, dessen meine Fähigkeiten anerkannte. Doch diese, musste ich erst einmal finden.

Mein Weg führte zum Fluss, wo ich meine Tasche in einem holen Baum verstaute und nahm einen Fußball hinaus. Mit diesem unter dem Arm, lief ich ein wenig in den Wald hinein, bis ich nur noch von Bäumen umringt war.
Kurz ließ ich meinen Blick über diese schweifen, atmete einmal tief ein, warf den Ball in die Luft und begann zu trainieren.
Immer wieder schoss ich den Ball gegen die Bäume, darauf achtent, schnell genug zu sein, damit dieser nicht zu Boden fiel.
Doch meine Konzentration reichte nicht einmal aus, die Hälfte meines Rekordes zu erreichten.
Viel zu sehr war ich gedanklich bei ganz anderen Dingen, als mich auf das hier und jetzt zu fokussieren.
So saß ich bereits zum Sonnenuntergang wieder am Fluss, starrte penetrant auf das Wasser, dessen die farbigen Strahlen der Sonne wieder gaben.
Jedoch war ich wohl zu sehr in meinen Gedanken vertieft, als das ich die eine Person bemerkte, die sich hinter mir auf den Baum niedergelassen hatte.

"Verdammt. Du siehst aus als würdest du jeden Moment anfangen zu heulen."

Mein Körper versteifte sich bei den plötzlichen Worten und drehte mich ruckartig herum. Als ich jedoch Malon erkannte, entspannte ich mich wieder.
Um ehrlich zu sein, wäre mir eine andere Person lieber gewesen.

"Was willst du?", fragte ich eher schnippisch und wandte meinen Blick wieder zum Wasser.

Malon herhob sich, setzte sich neben mich auf die Erde.

"Ich hab' dich beim Training gesehen. Scheinst ja nicht sonderlich gut mit den Mädchen klar zu kommen."

"Und das erzählst du mir weil?"

"Weil du Potenzial hast. Für ein Mädchen spielst du verdammt Wild."

Ich lachte auf.

"Das sagt ausgerechnet jemand, der Mädchen nicht einmal mit dem Arsch ansieht."

"Ne, ernsthaft. Du bist nicht nur gut, sondern unglaublich. Wie du deine Gegner umspielt ist beeindruckend. Wie ein Schatten."

Unwillkürlich zog ich meine Beine an mich, schlang die Arme um die Knie.
Schatten.
So wurde ich von meinen Freunden immer genannt.
Von ihnen hatte ich auch den Beinnamen.
Die, die im Schatten tanzt.

"Nein. Das war ich mal."

Ich merkte wie die Stimmung immer weiter hinunter gezogen wurde. Doch es war mir einfach nur noch egal. Malon hatte recht, mir war vollkommen zum Heulen zumute.
Kacke verdammte!

"Wie meinst du das?"

Er schien nichts von meinem inneren Kampf zu bemerken, was auf einer Seite für mich gut war.

"Ich war nicht immer in einer Mädchenmanschaft. Vor einem Jahr hatten wir ein Team, die mir diesen Namen gegeben haben."

"Was ist passiert?"

Er zog eines seiner Beine an, lehnte sich mit einem Arm auf diese.

"Ich weiß es nicht. Es kam ein rießen Streit, als unser Anführer zwei von uns aus dem Team warf. Er meinte, sie seien zu schlecht und wären nur ein Klotz am Bein. Es artete völlig aus, als er sich dann noch mit seinem besten Freund anlegte. Das Team hatte sich aufgelöst und ich sah sie nie wieder."

"Ich weiß wie du dich fühlst.", sprach er ruhig, den Blick gesenkt.

"Bei uns war es nicht anders. Leon, mein Bruder, hatte ebenfalls zwei hinaus geworfen und sie ersetzt. Zwar kamen wir am Ende wieder zusammen. Doch ohne deine Idee mit dem Baggersee, wären wir nie wieder zu den geworden, die wir waren."

Erneut schweiften meine Gedanken wieder zu ihnen.
Sein Verhalten und die Art.
Er erinnerte mich so stark an meine besten Freunden.
Verflixt!

"Ich muss hier weg."

Desinteressiert von seiner Reaktion, holte ich meine Tasche aus dem Baum hervor und lief den Hang hinauf zu meinem Fahrrad.

"Warte! Wo willst du hin?"

Malon war ebenfalls aufgesprungen, stand nur wenige Meter von mir entfernt.
Dieser Ausdruck in seinen Augen. Ich konnte sie nicht deuten, dennoch waren sie mir allzu vertraut.

"Ich sollte gehen. Du weißt schon zu viel über mich."

"Was ist daran so schlimm, sich jemanden anzuvertrauen?"

Ich hielt in meiner Bewegung inne, richtete meinen Blick zu ihm.

"Vertrauen bedeutet nichts gutes. Es macht dich angreifbar und schwach."

"Kacke verdammte! Kater!"

Noch lange lag ich an diesem Abend in meinem Bett, starte die dunkle Decke an, während die Wolken den gesamten Himmel verdeckten.
Immer wieder ließ ich mir das Gespräch mit Malon durch den Kopf gehen.
Warum hatte ich es ihm auch erzählt?
Ich kannte ihn nicht mal!
Ich verfluchte mich selber wegen diesem Verhalten.

Doch an meisten machte mir der Brief sorgen, der vor zwei Tagen bei mir ankam. Dieser war von jemanden aus meinem altem Team. Er schrieb, dass er wieder in der Stadt war und das ich ihn doch mal besuchen solle.
Ich streubte mich zwar dagegen, dennoch zerrte in mir auch die Neugierde.

Die Wilden Kerle - KaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt