Kapitel 7: Unverhoffter Besuch

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Ein weiteres Mal wurde ich durch den Handy-Wecker wach. Mein Herz begann erneut wie wild zu klopfen, als ich an Jessica dachte. Seit dem Tag im Park waren nun fast drei Wochen vergangen, in denen wir uns immer näher gekommen waren. Blitzschnell stand ich auf, schluckte eine Tablette und machte mich fertig. Vorher hatte ich mir nie Gedanken über mein Aussehen gemacht, es hatte einfach wichtigeres gegeben. Aber seit ich Jessica kennen gelernt hatte, war das anders. Wenn ich an sie dachte, hatte ich endlich einen wirklichen Grund zu leben. Ich warf einen Blick in den Spiegel, in dem ich nicht nur mich, sondern auch das Fenster sehen konnte. Plötzlich bemerkte ich dort eine Bewegung, wie ein Schatten, der vorbeihuschte. Ich wandte mich auf der Stelle um und schritt zum Fenster. Angestrengt suchte ich die Umgebung ab, konnte aber nichts entdecken. Wahrscheinlich war es nur ein Vogel gewesen. Wahrscheinlich.

In freudiger Erwartung ging ich die Treppen hinunter, bis ich fast im Forum stand. Dort hielten sich immer mehr Leute auf, weil sich viele hier aus dem Hotel kannten und dort trafen. Von der Treppe aus konnte ich durch die gläserne Front nach draußen schauen. Als mein Blick auf drei große Gestalten mit grünen Augen viel, setzte mein Herz einen Schlag aus. Die Männer waren alle gleich gekleidet: eine schwarze Hose und ein dunkelbrauner Mantel mit einem kleinen, vierblättrigen Kleeblatt auf der linken Seite der Brust. Oh scheisse. Die Regierung. Die wussten bestimmt, dass ich hier wohnte und waren hinter mir her. Jetzt musste ich schnell handeln. Ich schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete, befand ich mich inmitten einer Menschenmasse. Dann rannte ich aus dem Hotel, die Straße entlang und bog um die Ecke. Keuchend lehnte ich mich an die Wand. Verdammte Scheisse! Jetzt war die Regierung der Jikan hinter mir her. Und wahrscheinlich war nicht nur ich betroffen, sondern die ganze Agentur. Ich rieb mir die schweißnasse Stirn. Sie wussten, dass wir das Gesetz brachen. Aber woher? Irgendjemand musste ihnen Informationen beschafft haben. Vielleicht jemand aus den eigenen Reihen.

Ich sah mich kurz um, obwohl ich hier in der Vergangenheit eigentlich sicher war, bevor ich mich auf den Weg zu dem Geschäft machte, in dem später Jessica arbeiten würde. Kurz davor verließ ich die Vergangenheit und landete in der Gegenwart. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, aber die Regierung war nicht zu sehen. Dann betrat ich den Laden.

"Sajpyato!", hörte ich Jessicas freudige Stimme. Kurz darauf erblickte ich sie. Ein Gefühl großer Erleichterung überwältigte mich. Ich konnte nichts sagen. Ich nahm sie ganz fest in die Arme, denn wir wurde eines klar: Sie war das einzige, was ich hatte und ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustoßen würde.

"Sajpyato! Was ist denn passiert?"

Ich löste mich von ihr und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis er zu ihr wanderte. Niemand außer uns war da. Jessica sah sehr besorgt aus.

"Ich bin froh, dass es dir gut geht." Das beantwortete zwar nicht wirklich ihre Frage, aber ich wollte es mal gesagt haben.

"Sajpyato. Was ist los?", fragte sie nochmal langsam. Ich holte tief Luft.

"Ich muss untertauchen. Es gibt da Leute, die sind hinter mir her."

"Was?!"

Unwillkürlich musste ich lächeln.

"Du bist wirklich einzigartig. Ich sage dir, dass ich Zeitreisen kann und du meinst nur: 'Cool.' Dann sage ich, dass Leute hinter mir her sind und bist total geschockt."

"Das kannst du mir aber nicht verdenken. Und jetzt sprich endlich weiter!"

"Na ja, also viel gibt es da nicht zu erzählen. Ich muss mich irgendwo verstecken, darum kann ich die nächste Zeit nicht mehr hierher kommen."

Jessica sagte erstmal nichts. Sie schien nachzudenken.

"Heißt das... Wir können uns nicht mehr sehen?", fragte sie traurig.

"Doch, nur nicht hier. Wir bräuchten einen Ort, von dem niemand weiß."

Sie nickte daraufhin.

"Und du ziehst jetzt aus dem Hotel aus?"

"Muss ich. Sie wissen, wo ich wohne. Ich wäre ihnen schutzlos ausgeliefert." Mal abgesehen von meinem Schrank voller Waffen. Aber die Regierung war nicht umsonst die Regierung. Die waren alle von der Super-Elite. Gegen die hatte ich keine Chance.

"Dann zieh doch zu mir!", bot Jessica an.

Ich lächelte gequält. Wie gern hätte ich dieses Angebot angenommen.

"Ich würde ja gerne, aber das geht leider nicht. Ich würde dich dadurch nämlich in noch größere Gefahr bringen, als in die, in der du dich sowieso schon befindest. Ich vermute, dass ich beschattet wurde. Somit bist du ihnen wohl auch irgendwie bekannt. Aber keine Angst, sie werden dir nichts tun, wenn ich alles richtig mache."

"Als ob ich Angst um mich hätte", murmelte sie so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte.

"Ich sehe mich jetzt nach einer neuen Unterkunft um. Weißt du eigentlich, wo die Kirche ist?"

"Natürlich, die ist schwer zu übersehen", antwortete sie mit freundlicher Stimme.

"Gut. Schaffst du es so um fünf nach oben auf den Dachboden?

"Ähh... Ja, ich denke schon. Willst du etwa da einziehen?"

"Nein, das könnte nur ein guter Treffpunkt sein. Ich muss jetzt los, bevor sie mich sehen. Bis später."

"Bis dann. Pass auf dich auf." Jessica umarmte mich zum Abschied und ich gab ihr einen tröstenden Kuss auf die Stirn.

Jikan - Unglaublich Unwiderruflich UnwiderstehlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt