Kapitel 4: Jonathan Lakehill

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Wieder einmal wurde ich von dem Klingeln meines Handys geweckt. Ein wenig benommen setzte ich mich auf. Der Auftrag mit Thomas Greystone war jetzt zwei Tage her. Letzte Nacht war viel Alkohol geflossen, was ich plötzlich schmerzlich zu spüren bekam. Oh. Mein. Gott. War mein Handy schon immer so laut gewesen?! Innerlich fluchend nahm ich den Anruf entgegen.

"Sevratyo Jhonja Eztyubo", sprach der Anrufer.

"Ujentyo Grivonsis Mosenghi. Numenjato 5-0-6-2-7-6-4", brummte ich.

"Diesmal ist es ein besonderer Auftrag, für den wir extra Sie ausgewählt haben. Es geht um Jonathan Lakehill."

Wow. Jonathan Lakehill, auch bekannt als Lakill, war einer der berüchtigsten Serienkiller der Vergangenheit. Man konnte ihn gut mit Jack the Ripper vergleichen.

"Wir haben keine Informationen darüber, wo er her kommt, deshalb müssen Sie ihn als Erwachsenen an einer guten Stelle erwischen. Wir haben schon eine für Sie herausgesucht. Am 13. August 1734 ermordete er um viertel vor drei, mitten am Tag, 15 Menschen im Park. Es wäre gut, wenn Sie ihn vorher töten. Fragen dazu?"

"Ist er alleine oder hat er Komplizen?"

"Lakehill war immer alleine unterwegs. Sonst noch was?"

"Nein."

"Gut. Wir haben nachgeprüft, ob sie ihren letzten Auftrag ausgeführt haben. Ihre Bezahlung befindet sich in einem Umschlag, der in einem Baum im Park liegt. Sie können ihn durch die gelben Blumen, die um ihn herum wachsen, unterscheiden."

"Ich danke. Kyimoga Estromanji."

"Kyimoga Estromanji."

Damit hatte mein Gesprächspartner aufgelegt. Mein Kopf schwirrte immer noch ein bisschen. Ich musste das irgendwie in den Griff bekommen, wenn ich Lakill ausschalten wollte.

Ich stand auf und machte mich fertig. Als ich angezogen war, öffnete ich meinen Schrank. Viele unterschiedliche Waffen lagerte ich hier. An der linken Schranktür hingen z.B. Messer und Dolche in verschiedenen Größen und Formen, an der rechten Seite befanden sich einige Schwerter. In der Mitte lagen ein paar Schusswaffen, aber ich besaß auch so etwas wie kleine Bomben, Sprengstoff, besonders schnell brennendes Benzin, Hämmer, Äxte, Pfeil und Bogen, Seile und Handschuhe, damit man keine Fingerabdrücke erkennen konnte. Alle Waffen hatte ich nach und nach von der Agentur bekommen, wenn ich meine Aufträge besonders gut ausgeführt hatte. Bei der Agentur arbeiteten noch einige weitere Jikan, oder auch Zeitenwandler genannt. Aber ich denke, ich war einer der besten. Eigentlich war das alles verboten: in die Vergangenheit reisen, um den Verlauf der Geschichte zu ändern. Das war das oberste Gesetz der Jikan. Aber Regeln sind da, um gebrochen zu werden, oder nicht? Und solange es die Regierung nicht merkte...

Ich hatte in meiner Jacke genug Platz, um einen kleinen Revolver, zwei normale und fünf Wurfmesser, drei Dolche und ein Seil zu verstauen, ohne, dass man es von außen erkennen konnte. Meine Schuhe bekamen eine Schicht aus winzig kleinen, aber dennoch spitzen Nieten unter die Sohle und ich zog schwarze Lederhandschuhe an, die auf Knopfdruck jeweils vier scharfe Klingen hervorschnellen ließen.

Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel, dann verließ ich das alte Hotel.

Heute war das Wetter deutlich besser, als es vor zwei Tagen noch war. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es fünf vor zwölf war. Schnell rannte ich durch die versifften Straßen, atmete die für diesen Ort typisch riechende Luft. Leicht außer Atem kam ich bei meinem Lieblingsbäcker an. Sie machten immer um zwölf Uhr zu. Ich kaufte mir ein paar leckere, belegte Brötchen und verspeiste sie auf dem Weg zum Park.

Der Park war ein unsagbar schöner Ort. Er passte gar nicht zum Rest der Stadt. Die Wiesen waren saftig grün, die Bäume sahen frisch aus und es gab viele hübsche Bänke, auf die man sich setzen konnte. Hier liefen an normalen Tagen wie heute nicht viele Leute herum, an wärmeren Tagen war es schon voller. Ich schaute mich um und suchte den Baum mit gelben Blumen drum herum. Nach kurzer Zeit hatte ich ihn gefunden und untersuchte ihn. Er hatte eine glatte Rinde und einen breiten Stamm, in dem sich an einer Stelle ein kleines Loch befand. Ich griff mit meiner linken Hand hinein und - wurde von irgendwas gebissen. Ruckartig zog ich sie wieder heraus, zusammen mit einem frechen Eichhörnchen, das sich in meinem Finger festgebissen hatte. Zum Glück spürte ich durch die Handschuhe nicht allzu viel, aber das reichte mir schon. Energisch schüttelte ich das dämliche Vieh ab. Da hatte ich wohl den falschen Baum erwischt. Ganz in der Nähe stand noch einer mit gelben Blumen. Das musste er aber sein.

Jikan - Unglaublich Unwiderruflich UnwiderstehlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt