Kapitel 6: Ein fröhlicher Tag

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Ein lautes Schrillen weckte mich aus meinem Schlaf. Es war mein Handy, jedoch kein Anruf. Gestern Abend hatte ich ein wenig auf den Tasten rumgedrückt und herausgefunden, dass es eine Weck-Funktion besaß, die ich sofort ausprobieren wollte. Es war halb elf, so hatte ich genug Zeit, Jessica zu besuchen. Ich stand auf und machte mich wie gewohnt fertig. Dann warf ich einen Blick in den Spiegel. Meine Haare lagen ein bisschen platt auf dem Kopf und meine leuchtend grünen Augen sahen etwas müde aus, darum spritzte ich mir im Bad ein wenig Wasser ins Gesicht und verbesserte meine Frisur mit den Fingern. Jetzt sah ich ganz akzeptabel aus. Den Verband um meinen Bauch und am Arm hatte ich schon abgemacht, nur meiner Hand traute ich das noch nicht zu.

Um zehn Minuten nach elf warf ich mir noch schnell eine Tablette ein und verließ das Hotel. Ich machte mich auf den Weg zum Bäcker und freute mich auf die Begegnung mit Jessica. Der Tag heute war sonnig, aber nicht zu warm, dafür sorgte ein leiser Wind.

Jessica war scheinbar auch froh, mich zu sehen, denn sie begrüßte mich mit einer Umarmung und meinte: "Hallo, Sajpyato! Schön, dass du kommst!"

"Hallo, Jessica." Nachdem sie mich losließ, schaute ich mich um. "Bist du alleine?"

"Nein, ist sie nicht!" Die Stimme kam von weiter hinten, aus der Backstube. "Guten, Tag. Du hast dich aber schön rausgeputzt!", rief Frau Kunan aus, als sie zu uns trat. Verlegen schaute ich zur Seite und murmelte eine Begrüßung.

"Wenn du willst, Jessica, könnt ihr jetzt wieder zusammen frühstücken. Es ist ja gerade nichts los." Jessica willigte ein und besorgte wieder ein Tablett mit einigen belegten Brötchen. Frau Kunan verschwand in der Backstube.

"Wie geht's dir?", fragte sie.

"Ganz gut. Meine Hand tut manchmal ein bisschen weh, aber es war schon mal schlimmer. Und bei dir?"

"Mir geht's gut."

"Schön. Hast du heute schon was vor?", fragte ich.

"Nein, eigentlich nicht. Du denn?"

"Nein." Wir grinsten.

"Und an was hattest du gedacht?", wollte sie wissen.

"Kennst du schon den Park?"

"Ich war ein paar Mal dort, mit dem Kind meiner Nachbarin. Aber nur auf dem Spielplatz."

"Na, dann wird es aber Zeit, dass du die schöne Wiese siehst. Das sollte man sich an so einem tollen Tag wie heute nicht entgehen lassen."

"Das wird sicher schön", meinte sie und lächelte herzlich.

Als wir aufgegessen hatten, half ich ihr aufräumen und bezahlte mein Frühstück. Jessica zwang mich dazu, ihres nicht zu bezahlen, sonst hätte ich das auch getan. Plötzlich klingelte mein Handy. Diesmal war es ein Anruf. Oh nein. Wenn jetzt einen Auftrag bekäme, könnte ich den Nachmittag mit Jessica knicken. Aber ich war dazu verpflichtet, anzunehmen, darum drückte ich den grünen Höhrer.

"Sevratyo Jhonja Eztyubo", hörte ich vom anderen Ende der Leitung.

"Ujentyo Grivonsis Mosenghi. Numenjato 5-0-6-2-7-6-4."

"Du sollst eine besondere Belohnung für deinen letzten Auftrag bekommen. Bei dem dritten Haus auf der Hennestraße ist ein Ziegel locker. Dahinter findest du eine Waffe. Einen neuen Auftrag haben wir vorerst nicht."

"Vielen Dank. Auch dafür, dass ihr mir mit meinen Wunden geholfen habt."

"Wir haben zu danken."

"Kyimoga Estromanji."

"Kyimoga Estromanji" war wie immer das letzte, was ich von der Agentur hörte. Das Telefonat war damit beendet.

Jessica sah mich ein wenig verwirrt an. Sie hatte ja kein Wort verstanden, weil die ganze Unterhaltung auf jikanisch war.

Jikan - Unglaublich Unwiderruflich UnwiderstehlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt