Nachdem ich die Bäckerei verlassen hatte, sprang ich sofort in die Vergangenheit, damit die Regierung mich nicht finden konnte. Ich hatte schon eine Idee, wo ich hin wollte und machte mich auf den Weg.
Nach kurzer Zeit erreichte ich das alte Ziegelhaus auf der Hennestraße, wo ich mein Messer abgeholt hatte. Ich war in einer Zeit gelandet, in der hier niemand mehr wohnte und die Tür nicht abgeschlossen war. In der Gegenwart konnte man es nicht mehr betreten, was mir eine perfekte Wohngelegenheit bot. Na ja, fast perfekt. Natürlich gab es hier keine Möbel, sodass ich auf dem Boden schlafen musste. Aber ich war sogar noch schlimmeres gewohnt.
Ich reiste zurück in die Gegenwart und vergewisserte mich, dass die Tür zu war. Danach schaute ich mich etwas im Haus um und stellte erfreut fest, dass es fließendes Wasser gab. Ich wusch mir kurz das Gesicht und blickte in den stark verschmutzen Spiegel über dem Waschbecken. Ich fand, dass ich ein bisschen angespannt wirkte. Aber wer wäre das nicht an meiner Stelle. Wenn man als Jikan den Verlauf der Geschichte änderte und die Regierung das mitbekam, musste man in jedem Fall mit der Todesstrafe rechnen.
Plötzlich klingelte mein Handy in meiner Hosentasche. Ich zog es heraus. "Anonym" las ich, bevor ich den Anruf entgegen nahm.
"Sevratyo Jhonja Eztyubo", hörte ich.
"Ujentyo Grivonsis Mosenghi. Numenjato 5-0-6-2-7-6-4", war meine Antwort.
"Es ist ein Notfall! Jemand hat uns an die Regierung verraten."
"Ich habs schon gemerkt. Ich musste schon umziehen, weil die wissen, wo ich wohne."
"Das habe ich heute schon oft gehört. Jedenfalls haben wir mehrere Jikan aus unserer Agentur in Verdacht und haben unsere besten Leute auf sie angesetzt. Bei einer Person sind wir uns ziemlich sicher, dass sie der Maulwurf ist. Deshalb bitten wir Sie darum, der Sache nachzugehen. Was sagen Sie?"
"Was meinen Sie mit 'der Sache nachgehen'?"
"Sie sollen die Person ausspionieren."
"In Ordnung. Wen denn?"
"Ein Mädchen namens Jalanya, ehemals Marianne Ashford." Ein Jikan konnte zu jeder Zeit und überall auf der Welt geboren werden, ganz unabhängig von den Genen. Allerdings fand man erst innerhalb des vierten und achten Lebensjahres heraus, dass man in der Zeit reisen konnte. Das war auch die Zeit, in der sich die Augen in diesem typischen Grün färbten. Dann bekam man Besuch von der Regierung, die einem alles erklärte, was man wissen musste und dem neuen Zeitreisenden einen jikanischen Namen gab.
"Sie ist sechzehn Jahre alt, hat indische Wurzeln und lange, schwarze Haare, die sie oft in einem Zopf trägt. Sie wohnt in einem Hotel auf der Neptunstraße." Die Neptunstraße lag nur ca. fünfzehn Kilometer entfernt, und ich bezweifelte, dass ihr Hotel so heruntergekommen war wie meins. Die Straße war für die Nobel-Häuser bekannt.
"Es wäre gut, wenn du sie unauffällig bewachen könntest. Du musst heute nicht unbedingt anfangen, aber spätestens morgen früh."
"In Ordnung. Kyimoga Estromanji."
"Kyimoga Estromanji."
Nach dem Telefonat wartete ich, bis ich mich auf den Weg zur Kirche machen konnte. Ich holte meine Jacke und tastete in der Tasche nach dem Messer von der Hennestraße. Glücklicherweise fand ich es schnell und holte es kurz hervor, um es noch einmal zu betrachten. Das besiegelte Ende. Gedankenverloren fuhr ich mit meinem Finger die Gravur nach. Plötzlich viel mir jedoch wieder ein, was ich vorhatte und packte es schnell wieder weg. Ich schloss die Augen und landete wieder in der Vergangenheit. Dann verließ ich das Gebäude und ging die Straßen entlang, bis ich die Kirche erreichte. Die Eingangstür sah sehr schwer und erdrückend aus. Ich warf einen letzten Blick über meine Schulter, bevor ich eintrat und mich direkt nach links wandte, wo sich eine Wendeltreppe befand. Ich stieg hinauf und kam in einem großen, dunklen Raum an. Dort atmete ich einmal tief durch, dann schloss ich die Augen und war wenige Sekunden später wieder in der Gegenwart.
Hier war der Boden um einiges dreckiger. Ich drehte mich um meine eigene Achse und sah eine Gestalt im Staub sitzen, die mich mit großen Augen anstarrte.
"Jessica!", freute ich mich.
"Sajpyato!" Das klang eher entsetzt als glücklich. "Wie hast du das gemacht?"
"Ich bin gerade aus der Vergangenheit gejumped", antwortete ich mit einem Lächeln und hockte mich neben sie. Jessica atmete einmal tief ein.
"Okay." Für einige Sekunden herrschte Stille. Dann fragte sie: "Und jetzt? Was machst du jetzt? Musst du für immer untertauchen?"
"Nein, wahrscheinlich nicht. Ich gucke ab morgen, ob die Verdachtsperson der Verräter ist."
"Der Verräter von was?", wollte sie wissen. Diese Frage schien sie schon länger zu beschäftigen.
"Von... mir", wich ich zögerlich aus. Ich musste die Agentur geheim halten, besonders in so einer Lage.
"Achso", seufzte sie. Wahrscheinlich war sie ein bisschen traurig, dass ich ihr nie die komplette Wahrheit sagte.
Wieder einmal schwiegen wir eine Weile. Dann kam sie plötzlich näher und schmiegte ihren Kopf an meine Brust. Sanft legte ich einen Arm auf ihren Rücken und strich mit der Hand darüber.
"Kann ich dich was fragen?", meinte sie.
"Klar. Du kannst mich alles fragen."
"Wird es je wieder gut werden? Ich meine, wirst du je... so wie vorher leben können? Und bitte sei ehrlich."
"Ich... Ich weiß es nicht genau."
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Jikan - Unglaublich Unwiderruflich Unwiderstehlich
ParanormalSajpyato ist ein drogensüchtiger Junge im Alter von 18 Jahren, der in der Zeit reisen kann. Er verdient sein Geld mit dem Ausführen von geheimen Aufträgen in der Vergangenheit, obwohl dies eigentlich verboten ist. Der Junge ist ziemlich alleine, bis...