Kapitel 2:

5.2K 129 56
                                    

Gemeinsam mit Juli saß ich nun angelehnt an einem Baum und schaute genervt zu meinem Bruder der gerade Raban erklärte wie man das Auto fuhr, während Marlon, Michi den Anzug zurechtzupfte den er heute morgen von Papa geklaut hatte. Der Chauffeur war mit einem Eisbecher abgelenkt und Markus band ihm gerade die Schnürsenkel zusammen. Der Plan würde sowas von in die Hose gehen und ich glaube Juli sah das genauso. Kopfschüttelnd beobachtete ich nun wie Raban, schlenkernd das Auto zur Nebelburg fuhr. Die anderen setzten sich zu uns und der Chauffeur tobte. Eine halbe Stunde später bewahrheitete sich meine Vermutung. Raban kam so schnell er mit den Backsteinen an seinen Füßen laufen konnte aus der Burg gerannt, die wir in der Ferne sehen konnte. Michi kam ein wenig später mit einem komplett zerfetzten Anzug nach Raban bei uns zum Stehen. "Meine Fresse. Wenn die das mit dem Anzug gemacht haben will ich später gar nicht die Limousine sehen." meinte ich. "Kommt. Wir gehen jetzt erstmal in die Eisdiele. Da können wir dann weiter überlegen." schlug ich nun noch vor und ging zu meinem Fahrrad. Die anderen folgten mir bedrückt und gemeinsam fuhren wir zur Eisdiele. Die anderen ließen sich verteilt auf den Tischen und Stühlen nieder, während ich mir einen Schokobecher von Papa bringen ließ. Ich setzte mich neben Marlon an den Rand und aß in Ruhe mein Eis. "Wie kannst du eigentlich so ruhig bleiben? Wir haben morgen ein sehr wichtiges Spiel und wir haben Vanessa immer noch nicht zurück." ich lachte leicht. "Naja es ist ja so. Ihr habt den Mist gebaut und versucht jetzt sie zurückzubringen, aber ihr versucht das mit Lügen. Das klappt natürlich nicht bei ihr. Ich weiss wie sie wieder zurückkommen würde." Augenblicklich hatte ich die Aufmerksamkeit der Kerle. "Luisa Emma Lucia! Sag uns wie wir sie zurückbekommen." ich stellte meinen leeren Eisbecher weg und dachte nach. "Meine Güte ist ja gut. Überlegt doch mal. Sie ist ein Mädchen. Wie ich. Und sie hat sich in Gonzo verliebt, aber ich bin mir relativ sicher dass sie in einen anderen verliebt ist. Das wäre nämlich gerade ganz praktisch. Außerdem müsst ihr sie von euch überzeugen, sie verzaubern. Und jetzt denkt mal, was würde sie umstimmen?" ich hoffte das die Jungs auf die Richtige Antwort kamen aber ich zweifelte ein bisschen. "Ein Liebesbrief" flüsterte Leon aber wir alle konnten es verstehen. "Aber muss ich denn? Ich meine... ist..." ich brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Wir alle wussten das zwischen Leon und Vani etwas war. Nur er selber hatte das noch nicht so ganz gecheckt. "Du schreibst aber wir helfen dir. Okay?" er nickte und so machten wir uns auf den Weg nach Camelot. Wir hatten jetzt ein zweites Camelot über einem relativ tiefem See. Wir alle hatten das während der Schulzeit zusammen gebaut, da wir einen eigenen Ort wollten. Den hatten wir jetzt. Wir gingen über die Brücke zu dem kleinen Häuschen und wie immer musste ich mich überwinden über den kleinen See zu laufen, da ich ja nicht schwimmen konnte. Ich atmete erst wieder aus als ich mich in einen der Sitzsäcke fallen ließ. Leon setzte sich an ein kleines Tischchen auf dem wir einen Block und einen Stift gelegt hatten. Alle ließen sich irgendwo nieder und schauten gespannt zu Leon, der nachdenklich auf das noch leere Blatt guckte. Raban und Joschka sagten sie kommen gleich, da Raban noch etwas von sich holen wollte. Ich hörte die beiden jüngsten schon wie sie über die Brücke liefen und etwas ins Wasser flog. Raban motzte und dann standen die beiden auch schon mit Liebesbüchern in der Tür die Raban von seiner Mutter hatte. "Und die hat deine Mutter alle gelesen?"fragte Juli und betrachtete misstrauisch die Bücher. "Natürlich" antwortete Raban. "Und warum ist sie dann immer noch single?" fragte Maxi und lachte genauso wie die anderen außer Leon. Der schaute genervt durch den Raum und sagte schließlich "Jetzt seid dich mal still. Ich muss einen Brief schreiben. Ich meine, einen Brief. Ach ich hab doch keine Ahnung wie man das macht." frustriert seufzte er und hoffte wahrscheinlich Mitleid von mir zu bekommen, aber ich würde kein Wort sagen. Wir hatten ein bisschen hinter dem Tisch an dem Leon saß, eine breite Fensterbank. Ich setzte mich auf diese und lehnte meinen Kopf an die Scheibe und schaute nach draußen in den Wald. Ich hörte wie Leon versuchte Anfänge zu machen, doch scheiterte. Die Sonne verschwand hinter einer Wolke und es fing an immer stärker zu Winden als Leon mit den ersten Zeilen begann.
"Geliebte Vanessa, ohne dich ist die ganze Welt nur noch schwarz und weiß." "Weil deine Augen wenn du gehst, die Farben mitnehmen." machte Marlon weiter und er schaute abweisend nach draußen, da er an der Tür saß. "Weil ohne dein Lachen, die Sonne nicht mehr scheint" sagte Juli und guckte auf den Boden den er wohl interessanter fand.
"und der Wind zum Sturmregen wird." ergänzte Maxi und guckte nun auch nach draußen. Der immer stärker werdende Wind rüttelte an der Hütte und die Jungs fuhren fort. "Ohne dich, fehlt jedem Kampf den ich kämpfe der Grund." sagte nun Deniz und schaute auf Leons Hand die alle Wörter in geschwungener Schrift auf das Blatt brachten." Und meinem Herzen das Feuer." machte nun Markus weiter und unsere Blicke verhackten sich ineinander. Meine Grünen Augen schienen in seinen braunen Augen zu verschwinden. Ich spürte bei diesem Blick wie das Kribbeln meinen ganzen Körper erreichte. Ich löste meinen Blick von ihm als Leon seine letzten Sätze auf das Papier brachte. "Ich kann dich nicht zwingen das du zurück kommst, aber ich bitte dich mit allem was ich habe und was mir etwas bedeutet.
Dein Leon."
Damit war der Brief zu Ende geschrieben und ich musste ehrlich sagen, das ich sehr stolz auf die Jungs war. "Und davon ist nix gelogen?" fragte Joschka der noch gar keine Ahnung von solchen Gefühlen hatte. "So also ich würde sagen du und Deniz bringt Vanessa den Brief und wir anderen warten hier. " die beiden nickten und machten sich auf den Weg. Auch Joschka fiel kurze Zeit später etwas ein und er eilte schnell zu sich nach Hause. Die anderen Jungs unterhalteten sich doch ich blieb an meinem Platz und schaute immer noch stumm nach draußen. Irgendwann kam Leon außer sich reingestürmt und ließ sich auf einen Sitzsack fallen. "Leon, wie soll sie dir glauben wenn es dir nur um das Spiel geht?" Es hatte wohl nicht geklappt. Aber das war komisch. Vermutlich war sie einfach zu lange bei diesem Typ gewesen und war nun komplett verknallt. Mist! "Lu? Was ist?" ich hatte wohl was verpasst. Ich behielt meinen Blick noch immer auf den Wald und antwortete "Wenn sie nach so einem Brief nicht zurückkommt, dann weiss ich auch nicht. Sie ist glaub ich einfach viel zu lange bei ihm geblieben. Er hat sie. Und ich glaube nicht dass er sie so schnell wieder gehen lässt. Das schlimmste ist aber, das ich glaube das sie gar nicht mehr gehen will." geschockt schauten die Jungs zu mir doch ich behielt meinen Blick stur nach draußen. "Wie soll ich auch gegen den ankommen? Ich meine der ist 15 und ich bin erst 12." "Und außerdem ist er echt cool." meinte Marlon. "Wir beide haben glaub ich eine andere Auffassung davon was cool ist." sagte ich augenverdrehend. " Das ich nicht lache wenn der 15 ist, dann bin ich 33." sagte Joschka der durch die Tür gerannt kam und gleich mal auf die Fresse flog. " Das ist absolut babyisch aber der große Gonzo glaubt immer noch daran." sagte er lachend. "Los Raban ließ vor." ich konnte mich nicht mehr ganz an den Text erinnern, den er vorlaß. Aber ich weiss das wir Abend hatten und nur ein par Kerzen das Licht spendeten. Der Wind fing an zu heulen und die Angst machte sich breit. Über uns rumpelte es und man hörte Schritte auf dem Dach. Ich saß schon nicht mehr auf der Fensterbank sondern hatte mich zwischen Marlon und Markus gequetscht, da ich es langsam mit der Angst zu tun bekam. Marlon nahm meine Hand und drückte sie aber es beruhigte mich nicht, da ich spürte das auch er Angst hatte. "Leon was ist das?" fragte Raban und meinte die Schritte von oben die nun verstummt waren. "Da ist nichts das war nur Geschichte." sagte er aber auch nicht ganz überzeugt. Er ging zu einer Luke, stellte sich darunter auf einen Stuhl und öffnete die Luke erst einen Spalt dann komplett. "Seht ihr. Da oben ist nichts. Leute das war nur eine Geschichte." Schon wieder hörten wir Schritte und nun brach die Panik in uns aus. Raban und Joschka stürmten direkt nach draußen über die Brücke und kletterten runter. Wir anderen kamen hinterher, blieben aber auf der Brücke stehen. Mein Puls raste und wir drehten uns zu Leon um der nun aus der Tür kam. "Da oben ist doch nichts." "Ach was du nicht sagst." damit sprang Gonzo vom Dach und stellte sich vor uns. Leon war zu uns gewichen und hielt unseren pechschwarzen Fußball in den Händen. "Und Vanessa glaubt euch kein Wort. Das soll ich euch sagen. Das soll ich dir sagen, Leon. Und sie freut sich schon euch morgen verlieren zu sehen." " Und warum sagt sie uns das nicht selber?" "Das wird sie. Kann ich den haben?" er wollte sich schon den Ball nehmen, aber ich stellte mich dazwischen. "Komm geh doch einfach wieder zu deiner komischen Freundin Staraja Riba und nerv uns nicht weiter." sagte ich während ich sah wie sein Blick immer düsterer wurde. "Beleidige nicht meine Freundin!" und dann geschah es. Er schubste mich von der Brücke und mit einem platsch landete ich im Wasser, was meinen Schrei verstummen ließ. Ich hörte nichts mehr und versuchte mich nach oben zu kämpfen. Ich würde ertrinken! Oh mein Gott ich würde mit zwölf Jahren unter nem Baumhaus ertrinken! Ich hielt meine Augen geschlossen und bewegte mich nicht mehr. Dann spürte ich wie sich eine Hand um meine schloss und ich hochgezogen wurde. An der Wasseroberfläche schnappte ich nach Luft und klammerte mich an meinen Retter, in dem Fall, Juli. Ich hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen und weinte in seine Schulter. Glücklicherweise hatte er mich fast an den Rand gezogen und ich konnte somit schon stehen. Ich hörte wie Juli schrie "Maxi ich hab sie!" dann spürte ich wie ich aus Julis Armen gezogen wurde und in Maxis Armen landete. Ich klammerte mich an ihn, da es mir echt egal war bei wem ich war. Er drückte mich fest an sich während ich weiter weinte. In dem ganzen Aufwand, da Joschka sogar schnell nach Hause gelaufen war und Handtücher geholt hatte, hatte ich nicht bemerkt das Markus und Leon auf Gonzo einschlugen. Ich konnte durch meine verschleierte Sicht erkennen wie Marlon versuchte die beiden wegzuziehen, doch er scheiterte kläglich. Maxi hielt mich in seinen Armen und versuchte, mich von dem ganzen Drama abzulenken. Juli und Deniz halfen nun Marlon und kurz darauf verschwand Gonzo, ziemlich verunstaltet im dunkeln des Waldes. Zuerst kam Joschka zu mir und drückte mir auch ein Handtuch in die Hand. Ich wickelte es um mich und rannte noch immer heulend in die Arme meines Bruders. Leon drückte mich fest an sich und vergrub sein Gesicht in meinen klitsch nassen Haaren. "Ich dachte du stirbst." murmelte er und ich schluchzte noch lauter. Als ich ihn sanft von mir wegdrückte, sah ich zuerst mal ein leicht blaues Auge. Es sah nicht wirklich schlimm aus, aber Markus sah um einiges schlimmer aus. Seine Nase blutete und ich weiss zwar echt nicht was mich in diesem Moment dazu brachte, aber ich rannte heulend zu Markus und schmiss mich ihm in die Arme. Anders als erwartet schlang er sofort seine Arme um mich und vergrub wie Leon seinen Kopf in meinen Haaren. Es war mir egal das nun ein bisschen Blut in meinen Haaren klebte. Was zählte war in diesem Augenblick der Moment. Meine Tränen liefen immer weiter. Ich war noch zu geschockt. Ich meine klar konnte Gonzo nicht wissen dass ich nicht schwimmen konnte, aber trotzdem wirft man doch niemanden in einen See. Ich löste mich leicht von Markus und sah in seine braunen Augen. "Geht's mit deiner Nase?" fragte ich leise. Er nickte leicht. Seine Augen bohrten sich in meine und ich hatte das Gefühl das niemals irgendetwas wichtiger sein konnte als mit diesem Jungen zusammen zu sein. Jemand räusperte sich hinter mir und ich drehte mich ruckartig um. Etwas weiter hinter uns, standen die anderen mit verschränkten Armen und grinsten uns schief an. Ich schaute ein bisschen verlegen zu Boden und plötzlich wurde meine Sicht schummrig. Ich kam nicht mehr ins Gleichgewicht und drohte umzukippen doch zwei Arme fingen mich auf und ich schaute direkt in diese braunen Augen. Meine Augen fielen immer wieder zu und ich hörte nur noch nebenbei wie Markus die anderen rief. Es fühlte sich an, als ob ich in ein Loch fallen würde, als mich die schwärze einholte.

Die Wilden Kerle 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt