Charlies P.o.V
,,Nein nein nein! Ich habe ihnen doch gesagt das diese Truhe unbedingt mit muss! Kommen sie schon Mann, hören sie mir einmal zu!" Charlie raufte sich durch seine ohnehin schon verstrubbelten Haare und blickte den Seemann bitterböse an. Seine Geduld war auch irgendwann zu Ende! Zum dritten Mal sagte er nun einem der Besatzungsmitglieder, das ihr Gepäck an Bord gebracht werden sollte, doch keiner von ihnen hielt es für Nötig, auf seine Worte zu hören!
,,Charlie beruhig dich doch. Es geht dir nicht gut, nicht wahr?" Lisbeth legte ihre zarte Hand beschwichtigend auf Charlies Arm. Seine Schwester war wieder einmal sein Ruhepol inmitten des Sturmes. Wenn man die blonde Frau vor ihm so anblickte, konnte man meinen, sie sei eine zimperliche Dame aus der Gesellschaft, die nie etwas anderes als Teestunden abgehalten hatte. Doch hinter ihrer zarten Figur steckte wahrlich eine Löwin. Sie hatte so viel durch gemacht, und gekämpft! Von niemandem war sie wirklich geliebt worden und so konnte Charlie auf seine kleine Schwester nur Stolz sein.
Nun schaltete sich auch Mathew ein, Lisbeths Mann. Er trug Anna, den kleinen blonden Engel auf seinem muskulösen Arm, als er beschwichtigend sagte: ,,Lisbeth. Es ist bestimmt wegen Jane. Nicht wahr Charlie? Fällt es dir wirklich so schwer Abschied zu nehmen. Du kommst doch wieder."
Charlie schluckte bei seinen Worten. Er hatte diesen einen wunden Punkt direkt angesprochen. Aber was konnte er anderes erwarten? Jeder merkte doch, dass Jane ihm fehlte. Diese widerspenstige, wunderschöne, junge Frau, die ihm sein Herz gestohlen hatte, verfolgte Charlie. Immer wenn er die Augen schloss, sah er Jane vor seinem inneren Auge lächeln. Seine Verlobte, seine Liebe, sein Wirbelwind. An nichts anderes konnte Charlie denken, als das er sie schon wieder alleine gelassen hatte. Was war er für ein Idiot! So eine Frau wie Jane durfte man keine Sekunde aus den Augen lassen! Aber er konnte es nicht ändern. Er musste seinen Neffen finden, sein Bruder und dessen Frau brauchten sie in Irland.
Charlie nickte nur beklommen und lief dann über die Brücke zum Schiff, das sie nach Irland bringen würde. Als er sich immer noch missmutig an die Reling stütze und in das dunkle Wasser hinab schaute, war er in Gedanken wieder bei Jane. Innerlich konnte er sie sogar reden hören! Wie liebeskrank er doch war! Ihr helles Lachen, wie sie nach ihm rief. „Charlie".
Moment.
Das hatte er sich nicht eingebildet!
Oder doch?
Schnell hob er seinen Kopf. Unten am Hafen, genau vor dem Schiff standen Mathew und Lisbeth und-
Das konnte nicht sein! Wie um alles in der Welt..?
,,JANE!"
Augenblicklich spürte er, wie sich seine Gesichtszüge aufhellten. Seine Verlobte blickte mit einem wunderschönen Lächeln im Gesicht zu ihm nach oben.
Ein Wunder.
Anders konnte er sich das nicht erklären. Seine unmöglichsten Gebete wurden erhört! Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden setzte sich Charlie in Bewegung und rannte hinunter. Er strauchelte, fast wäre er gestürzt, fing sich aber wieder und lief die letzten Meter, die ihn von Jane trennten.
,,Jane..", stammelte Charlie, immer noch perplex, und schloss sie in die Arme.
Janes P.o.V
,,JANE!"
Als sie Charlies Stimme hörte schaute Jane sofort in die Richtung, aus der sie kam. Charlie stand oben an der Reling. Er sah müde aus. Doch die Überraschung war ihm ins Gesicht geschrieben. Plötzlich lief Charlie über das Schiff und ehe Jane sich versah, lag sie in seinen Armen. Das fühlte sich richtig an, so musste es sein.Sofort fühlte sich Jane in Charlies Armen wieder wohl. Die ganze Anspannung wich von ihr. Jetzt würde sie hoffentlich niemand mehr auseinander reißen. Sie würde seine Frau werden. Endlich.
Charlie löste sich von der innigen Umarmung und blickte ihr tief in die Augen. Man sah ihm die Verwunderung immer noch an. Jane grinste in sich hinein. Die Überraschung war geglückt.
,,Wie ist das möglich?" hauchte er und steckte ihr eine lose Strähne hinter das Ohr.
Jane wurde ernst. ,,Ich konnte nicht ohne dich sein. Es hätte uns beide kaputt gemacht."
Nachdem Jane allen erklärt hatte, warum sie hier plötzlich vor ihnen stand, regelte Charlie alles mit dem Kapitän des Schiffes und schon wenige Stunden später setzte sich das große Handelsschiff in Bewegung. Die nächste Zeit würden die fünf wohl auf einem Schiff verbringen.
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The End of tears
Historical FictionZweiter Teil von "Die Liebe trotzt dem Sturm" Jane Harrison reist, geführt von dem Gedanken, um ihre Liebe zu kämpfen, ihrem Verlobten Charlie nach Irland hinterher. Gemeinsam sie in den endlosen weiten des Landes nach Charlies verschollenem Neffen...