Da bist du ja Liebling! Bleib nicht so an der Tür stehen, komm herein. Aber zieh die Schuhe aus!" Elena strich sich die braune Strähne hinters Ohr.
Jack gehorchte brav und zog schmunzelnd seine Schuhe aus, während er seinen Blick suchend über die Gesichter seiner Familie streifen ließ.
Da waren Martha, die gerade erst neun geworden war, seine Tochter Emma, sein Bruder Gabriel und Haley. Sie hatte er gesucht. Die kleine blonde Lady lag in ihrem Bettchen und spielte mit ihrem Kuschelhasen. Haley hatten Jack Lefroy und seine Frau gleich nach der Geburt adoptiert. Das einjährige Mädchen bereitete ihnen viel Freude, aber leider auch Kummer und Sorgen. Haley hatte seit ihrer Geburt ein Herzleiden, und der Doc. meinte, sie hätte wohl nicht mehr lange zu leben. Die Medizin war noch nicht so weit fort geschritten, um eine richtige Diagnose zu stellen. So blieb der Familie nur das Hoffen und Beten. Jack nahm seine Tochter auf die Arme und wendete sich an seinen Bruder.
,,Wo ist Frederick? Ist er nicht mit dir gekommen?" Frederick war sein kleinerer Bruder, mit seinen jungen 17 Jahren war der Junge für eine Weile auf die Schule in der Stadt gegangen, von der er im letzten Jahr zurück kehrte um hier zu helfen.
Gabriel hingegen war bereits in eine kleinere Hütte umgezogen, um sein eigenes Land zu bebauen.
,,Nein, er wird bestimmt bald kommen. Er wollte dem Pfarrer noch irgendetwas helfen.."
Gabriel blickte seinen Bruder vielsagende an. Jack lächelte wissend. Freddy wollte wohl eher der jungen Tochter des Pfarrers zur Hand gehen. Doch da mischte sich Jack lieber nicht ein.
Er setzte sich.
Das brennende Holz in der Feuerstelle knackte, als man einige Tropfen auf das Dach fallen hörte. Schnell wurden daraus viele Tropfen und schon nach wenigen Augenblicken schüttete es wie aus Kübeln. Nicht zum ersten Mal war die Familie froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
,,Sie müssten in den nächsten Tagen eintreffen Jack." Elena stellte die Teller auf den Tisch und legte das besteck daneben. ,,Ob wohl alles gut gegangen ist? Ich habe Charlie schon so lange nicht mehr gesehen!"
Jack legte seiner Frau beruhigend die Hand auf den Arm und blickte sie an. ,,Es wird alles gut werden."
,,Meinst du? Und warum ist unser Junge dann nicht wieder hier? Warum tut Gott uns so etwas an?! Diese Ungewissheit bringt mich eines Tages noch um!" Elena wischte sich eine Träne aus ihrem Gesicht und wendete sich wieder dem Abendessen zu. Jack kannte seine Frau. Sie tat viel Stärker als sie es eigentlich war. Sie wollte aber auf keinen Fall auf geben. Und Jack ebenso wenig, sie würden den Jungen finden, ob lebendig oder...nicht.
Zwei Tage später
,,Bruder!", Charlie sprang vom Wagen hinab. Diesen Augenblick hatte er die letzten Stunden so sehnlichst herbei gewünscht. Er schloss Jack in die Arme während Mathew den Frauen vom Wagen hinab half.
,,Schön dich bei uns zu haben Lefroy", meinte Gabriel als er seinen Bruder begrüßte.
Charlie grinste. ,,Ebenfalls, Lefroy."
Er wandte sich an Jane. ,,Jane, darf ich vorstellen- Meine Familie."
Jane, die etwas eingeschüchtert von den vielen neuen Gesichtern war, gab Jack die Hand. ,,Guten Tag. Ich habe schon viel von Ihnen gehört", wandte sie sich an alle.
Ein Lächeln huschte über Janes Gesicht als sie die kleine Haley entdeckte. ,,Und du musst Haley sein", sie streichelte die Wange der Kleinen, die fröhlich gluckste.
Nachdem sich alle begrüßt hatten, meinte Elena: ,,Warum gehen wir nicht ins Haus und ich mache einen Kräutertee?"
,,Wir kommen gleich nach Elena, in Ordnung?" Jack warf einen Blick in ihre Richtung. Diese nickte ernst.
,,Kommt meine Damen!", forderte sie Lisbeth, Jane und die Kleine Anna auf.
Am selben Abend
,,Wir werden morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen. Gabriel, Freddy und ich haben schon die ganzen 40 Meilen um uns herum abgesucht. Keine Spur." Jack deutete auf die Karte, die auf dem Tisch im Schuppen lag. Eine alte Öllampe warf licht darauf. Die Männer, die um den Tisch versammelt standen, nickten zustimmend.
,,Und du glaubst, es..es hat einen Wert?", Mathew fuhr sich über seinen Bart.
Jack blickte ihn ernst an. ,,Wenn es deine Anna wäre, würdest du auch nicht aufgeben wollen oder? Nein, ich glaube einfach nicht das er bereits tot ist. Wir hätten ihn beim durchkämmen der Landschaft entdeckt. Es muss mehr dahinter stecken.."
Mathew nickte. ,,Ich bin auf jeden Fall beim suchen dabei."
,,Warum hätte er weg laufen sollen?" Charlie wandte sich um Schein der Lampe an seinen ältesten Bruder.
Jack schüttelte den Kopf. ,,,Ich weiß es nicht. Aber wenn das der Fall ist, wird er zurecht kommen bis wir ihn finden. Er ist ein schlauer Junge."
Gabriel ergriff das Wort. ,,Frederick, Joe und ich werden hier hin reiten", er deutete auf einen Punkt auf der Karte. ,,Jack, Mathew und Charlie, werden die entgegengesetzte Richtung durch suchen. Hier", er deutete auf den Südlichen Teil, ,,sind überall Städte. Dort werden wir anschließend suchen. Wir müssen erst die Wälder absuchen, bevor das Wetter umschlägt. Wir bekommen die Pferde und die Lampen von Joe. Nach drei Tagen kommt ihr her und füllt nach. Habt ihr das verstanden?" Jacks Miene war so ernst, wie es Charlie noch nie gesehen hatte. Er musste den Jungen wirklich mögen.
Als er und Mathew ins Haus gingen, erblickten sie Jane, die zwei Wassereimer in Richtung Haus schleppte.
,,Jane! Was machst du denn da? Lass dir helfen!", Charlie griff nach einem der rand gefüllten Eimer.
,,Ich wollte Elena ein bisschen zur Hand gehen. Die Arme hat mit uns so viel zu tun." Sie zuckte mit dem Achseln.
,,Wir machen das schon", Charlie gab den einen Eimer Mathew und wollte ihr den nächsten abnehmen, doch ihr Griff um den Eimer lockerte sich nicht.
,,Na komm schon Jane. Ich nehme ihn!"
,,Charlie Lefroy. Glaube ja nicht das ich nicht in der Lage bin, einen Eimer selbst zu tragen. Den zweiten, in Ordnung aber ich habe gesagt ich bringe das Wasser ins Haus, also werde ich das auch tun!" Jane hatte bereits ihre Trotzmiene aufgesetzt und drehte sich mit solch einer Kraft um, das etwas Wasser über den Eimerrand schwappte.
,,Jane sei vernünftig. Wir können dir doch helfen, wenn wir sowieso den gleichen Weg haben!" Charlie lief ihr schnell nach.
,,Nein. Diese kurze Strecke schaffe ich auch noch." Jane stapfte entschlossen weiter. Ihr heller Rock war bereits völlig durchnässt.
,,Also Gut", Charlie blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, ,,wie du willst." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. In dieser grotesken Situation konnte man nur eines tun, sie machen lassen. Sie würde die Folgen noch schon zu spüren bekommen.
Charlie schlenderte mit Mathew und Eimer Nummer zwei zum Haus hinauf. Mathew hatte diese Situation nur grinsend beobachtet.
,,Willst du ihr wirklich nicht helfen? Es ist sehr matschig um diese Jahreszeit."
,,Mathew, sie ist wie ein Kleinkind. Manchmal muss man sie einfach machen lassen, bis sie einsieht, das es eine dumme Idee war." Charlie schaute seinen Freund vergnügt an.
Plötzlich ertönte ein Schrei.
,,Jane!" Charlie sprintete los, durch die Dunkelheit in Richtung Haus..... und sah Jane rücklings im Matsch liegen. Ihr Kleid hatte sich nach oben geschoben und ihr Überrock reichte ihr nun bis zum Kinn. Man hörte nur ein leises Fluchen welches unter den Stoffbahnen erklang.
In diesem Augenblick konnte Charlie nicht anders, als herzzerreißend los zu lachen.
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The End of tears
Historische fictieZweiter Teil von "Die Liebe trotzt dem Sturm" Jane Harrison reist, geführt von dem Gedanken, um ihre Liebe zu kämpfen, ihrem Verlobten Charlie nach Irland hinterher. Gemeinsam sie in den endlosen weiten des Landes nach Charlies verschollenem Neffen...