Kapitel 7

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Finn's P.o.V.

Die fremden Männer hatten sich zum Schlafen hingelegt. Jetzt war seine Chance gekommen. Wie jedes Mal, wenn sie ihn fest banden, versuchte Finn, sich aus den Stricken, die um seine Hände gebunden waren, zu befreien. Wenigstens die Eine musste er freibekommen...

Nach schier endlosem hin und her schaffte er es, seine linke Hand los zu binden. Die Männer waren nicht dumm, sie hatten ihn an einem Baumstamm fest gebunden und zwar so, das es für Finn unmöglich war, beide Hände los zu bekommen. Er versuchte, nach dem Stein in seiner Jackentasche zu greifen. 

Und dann begann er, den Baum zu bearbeiten. 

Finn hoffte das sein Vater diese Zeichen entdecken würde. Aus dem Gedächtnis heraus ritzte er mit den spitzen Stein immer wieder das selbe Muster in den Baum, Zeit hatte er ja schließlich. Denn auch wenn er frei kommen sollte, wüsste er sonst nicht den Weg zurück. 

Finn hatte vieles aufgeschnappt, was die Männer gesagt hatten.

Sie sprachen viel über einen Namen: "Chino". Finn konnte sich nicht vorstellen, wer das sein konnte. Doch wie es aussah, liefen diese Männer geradewegs zu ihm. 

Der Anführer dieser Männer war ein böse drein blickender Mann, im Moment schnarchte genau dieser so laut, das wohl jede Maus im Umkreis von 3 Meilen das Weite suchte. 

Finn kannte die Namen der Männer nicht. Sie redeten sich nie mit den Namen an. Nur dieser Eine. Ein Junge, vielleicht 15, der musste Finn bewachen. Den nannten alle  Morgan. War wohl der Jüngste, muss alles für die machen, dachte sich Finn und schnitzte weiter an der Rinde des Baums. 



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,,Lass uns ihr übernachten.Bei Tagesanbruch werden wir weiter reiten." Jack stieg von seinem Pferd. 

 Mathew war, nachdem sie die beiden nächsten Schnitzereien von Finn gefunden hatten, zurück geritten, um die Anderen zu benachrichtigen, sie würden nach kommen. 


Als die Brüder einige Zeit später am knisternden Feuer saßen und Trockenfleisch aßen fragte Charlie: ,,Du liebst Finn sehr, nicht wahr?"

Jack nickte, sein Blick blieb weiter auf das Feuer gerichtet. 

,,Wie kam es dazu, dass ihr ihn zu euch nahmt?"

,,Wir sahen ihn einmal in der Stadt. Er war aus dem Waisenhaus weg gelaufen. Seine Eltern hatten ihn dort als kleines Kind abgegeben und man hat sie nie wieder gesehen. Finn war damals acht Jahre alt. Kein gutes Alter, um alleine auf der Straße zu leben. Ich ging ihm nach, lud den kleinen Mann auf eine Limonade ein und versuchte ihn zu überreden, zurück ins Waisenhaus zu gehen."

Charlie schmiss einen neuen Holzscheit in die Flammen. ,,Und dann?"

,,Damals wussten wir schon, das Elena keine Kinder mehr bekommen würde. Mir kam die verrückte Idee, ihn mit zu uns zu nehmen. Also schlug ich ihm vor, das er bei uns arbeiten konnte und dafür Verpflegung und Unterkunft bekommen sollte. Er sagte ja. Nach einer Weile adoptierten wir ihn dann."

,,Der Kleine musste viel durch machen. Wenn er wirklich so schlau ist wie du sagst wird es ihm gut gehen, Jack. Da bin ich mir sicher." 

,,Das Hoffe ich. Nachdem Lisbeth und dann du weg warst, war es nicht leicht. Aber wir hatten es geschafft, uns unser Leben hier auf zu bauen. Die Leute im Dorf meinen aber immer noch, das du jetzt ein Engländer bist, wo du doch dort lebst." Jack lachte in sich hinein und wechselte damit das Thema. 

Charlie grinste. ,,Ja, diese Abneigung gegen die Engländer wird wohl ewig bestehen bleiben." 



The End of tearsWhere stories live. Discover now