Di, 29.04.1794

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Sie sind wieder da!

Heute Nacht sind sie gekommen, obwohl es eigentlich ja schon morgen war und ist. Ich war schon fast eingeschlafen, als ich zwei, sich an unser Haus annähernde, mir sehr bekannte Männerstimmen hörte. Ich lief hinunter, mit nichts als meinem Nachthemdchen bekleidet, aber das war für mich unwichtig!

Es war kalt, viel kälter als die letzten Nächte und wir gingen schon auf Mai und somit den Sommer zu. Ich spürte die Kälte nicht, ich war einfach glücklich und erfüllt, Aelfred und Vater wieder zu sehen. Ich fiel ihnen regelrecht in die Arme, die mir Wärme und Geborgenheit zu spenden versprachen. Und das taten sie auch. Leider nur so lange, bis Vater mir erzählte, wo es in Zukunft für unsere Familie hingehen würde: nach Liverpool, 30 Meilen von hier, von zu Hause entfernt. Es würde ein langer Fußmarsch werden. Sieben Stunden brauchte man, wenn man straff ging. Doch wir hatten Abigail und Gepäck - in der Vorraussicht, dass wir eh bald weg müssten hat Mutter das wenige Bisschen, was wir mitnehmen können schon heute früh, vor der Ankunft der Männer gepackt - im Schlepptau. Es muss also viel länger dauern.

Bevor ich wieder in meine Kammer gegangen bin, habe ich mit Aelfred geredet. Er sieht so müde aus, plötzlich. Fast wie ein Geist. Er hat mir erklärt, dass er in einer Textilfabrik als Maschinenbauer angenommen wurde, für Mutter, Harriott und Timothy gäbe es in eben dieser Firma Plätze als Spinner und Vater war von einer Baufirma eingestellt worden. Wir würden in einer kleinen Wohnung gemeinsam mit einer Familie und einem Ehepaar wohnen. Meine Aufgabe würde es werden, den Haushalt führen und tagsüber auf Abigail aufpassen.

Ja, es würde anders werden, in der großen Stadt. Und er und ich waren uns einig: Wir wollten dort nicht hin...

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