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Mo 26.05.1794

Heute war es Hrodwyn, die ihren freien Tag hatte. Sie ist wirklich, wirklich nett! Auch sie hat, anstatt sich auszuruhen, sich mit Abby und mir beschäftigt. Der Kleinen schien die Rolle der Prinzessin, die sie spielen durfte, wohl sehr zu gefallen... Zumindest würde ich das, dem Glanz ihrer Augen nach, als wir ihr aus einem alten Laken eine vornehme Robe knoteten und auch der Schnelligkeit nach, mit welcher sie, zum Mittagsschlaf in ihr Bett fiel behaupten... Hrodwyn und ich fingen, als eben das geschehen war, an, uns zu unterhalten und gelegentlich darüber zu lachen, was das Mädchen im Schlaf so murmelte: "Was fällt euch nur ein, ausgerechnet mich, eure Prinzessin, bestehlen zu wollen?" Wir mussten wohl überzeugend als Räuberstöchter gewirkt haben, wenn wir sie damit sogar noch in die Träume begleiteten...

Wir sprachen über allen möglichen Sinn und Unsinn und ich merke jetzt erst, wie sehr es mir wirklich gefehlt hat, einmal ein ausgiebiges Gespräch mit einer Gleichaltrigen zu führen. Und auch sie musste sich in dieser Situation wohl sehr wohl fühlen. Plötzlich erschien mir Hrodwyn statt schüchtern und verschlossen weitaus glücklicher und gesprächiger als je zuvor. Aber vielleicht hatte es auch nur Abigail einmal öfter geschafft, mit ihrer liebsten aller Persönlichkeiten anderer Leute Herzen zu öffnen... Wie Aelfred war auch sie, selbst in ihren so viel jüngeren Jahren, sehr charismatisch! Aber zurück zu meinem Gespräch mit Hrodwyn. Wie über sovieles anderes, hatten wir auch über Carter und James gesprochen und sie bestätigte meine Vermutung, dass es sich bei Carter um den geliebten Erstgeborenen, und bei James um den nach Zuneigung strebenden, herzensguten und lieben und netten ewigen Zweiten handelt... Das Hrodwyn und Faye als Mädchen aus der Reihe fallen, obwohl sie von vier Kindern schließlich die exakte Hälfte bilden, sprach sie zwar nicht aus, war allerdings zwischen den Zeilen deutlich herauszuhören. Wenn ich darüber nachdenke, glaube ich, dass die beiden deswegen so wenig sprechen, einzig, weil sie nie jemand anhören wollte und will... Aldwyn ist wohl sehr traditionell in seinem Denken, was die alltägliche Rollenverteilung betrifft. Mit keinem ihrer Worte, aber mit ihrer Stimmlage ließ Hrodwyn in ihren Phrasen einen leichten Vorwurf klingen. Er war nicht wie Vater oder gar wie Broderick, nein... Nicht so... liebend...? Ich glaube dieses Wort trifft es und beschreibt nicht nur Brodericks Wirkung, sondern sein gesamtes Sein. Leider kam er heute mit etwas fahlerer Gesichtsfarbe als normalerweise zum Abendbrot. Oder besser der Abendsuppe. Nicht lange brauchte seine Frau, um ihm Fieber zu diagnostizieren. "Ach Aethel, wozu die Besorgnis? Ich war schon so lange nicht krank, ich bin mir sicher, es wird nichts Ernstes sein!", sprach er mit seinem beruhigenden Bariton. "Solange du mir später nicht zu jammern beginnst..." "Solange du dir nicht deinen hübschen Kopf daran zerbrichst... Einen sehr hübschen Kopf übrigens, ein ausgesprochen interessantes Exemplar! Höchstens vielleicht etwas störrisch." Auf diesen Kommentar hin erhielt er, zur allgemeinen Erheiterung, einen Klaps auf den Hinterkopf. Wie ich es schon geschrieben habe er liebt alles was er hat und vor allem seine Aethel wohl sehr.

Ich glaube zumindest, dass das Liebe ist. Ich weiß es nicht, aber... Es scheint mir so! In keinster Weise, käme einer der beiden je auf die Idee, dem anderen nicht mit vollstem Respekt und offen liegendem Herzen zu begegnen. Nicht einmal Vater geht so mit Mutter um, wie Broderick es mit der ihm angetrauten Aethel tut und das obwohl ich mir nie ein perfekteres Ehepaar vorstellen hatte können. Denn auch meine Eltern lieben sich! Zumindest glaube ich das.

Ich möchte meine Wunschliste nicht überstrapazieren, möchte bescheiden sein, aber an erster Stelle, steht seit eigentlich schon immer, dass ich irgendwann einen Mann finden - oder mich von einem solchen finden lassen - möchte, der mich so ansieht, wie mein Vater meine Mutter. Nein, ich möchte mir eigentlich wirklich nicht zuviel erhoffen! Möchte mir keine Ehe, wie die der zwei glücklichen Mr. B. und Mrs. A. Hawkins wünschen...

Ich tue es trotzdem!