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Gwen war total aufgeregt. Heute würde sie erfahren, ob sie auf die Schule gehen durfte, auf die vorher schon ihr Bruder und ihr Vater gegangen waren. Sie wusste, dass dort die besten Krieger ausgebildet wurden. Sie hoffte einfach so sehr dort hin zu gehen. Aber heute war sie diesem Wunsch näher als je zuvor. Sie wusste allerdings nicht, auf was sie sich mehr freuen würde. Auf die Schule oder auf ihr Reittier. Das besondere an dieser Schule war nämlich, dass nicht wie auf normalen Schulen mit Pferden trainiert wurde. Auf dieser Schule bekam man je nachdem welchem der Häuser man angehörte, eine Raubkatze als Reittier. Gwen wusste aber, dass zwischen Tier und Reiter eine tiefe Verbundenheit und Freundschaft bestand. Meistens jedenfalls. Sie hatte das bei Nalu, dem Tiger ihres Vaters gesehen. Das Tier war nicht einfach nur ein Tier, es war ein Freund für ihren Vater. Gwen wollte soetwas auch. Also würde sie sich heute auf den großen Platz in der Dorfmitte begeben und hoffen, dass ihr Name auf der richtigen Liste stand. Ansonsten würde sie wohl oder übel auf eine der schlechteren Schulen gehen müssen. Aber sie wollte unbedingt auf diese eine Schule. Gwen hatte in Erfahrung gebracht, dass an dieser Schule es genau sechs Häuser gab. Das Schattenhaus, das Haus für die Krieger des Lichts, eins für Erde, eins für Feuer, eins für Luft und eins für Wasser. Darüber, in welches dieser Häuser sie wollte hatte Gwen sich noch nicht den Kopf zerbrochen. Das würde sie tun wenn sie auf die Schule kommen würde. Von den Reittieren der Häuser hatte sie allerdings keine Ahnung. Sie wusste, dass ihr Vater als Feuerkrieger einen Tiger bekommen hatte. Einen wunderschönen orangenen Tiger. Sie freute sich trotzdem." Komm Gwen, du musst noch etwas essen bevor es losgeht.", rief ihr Vater von unten." Alles klar ich komme.", antwortete Gwen und war auch schon auf dem Weg zur Treppe. Am Ende des Flurs hing ein riesiger Spiegel an der Wand. Gwen blieb kurz davor stehen und betrachtete ihr Spiegelbild. Ihre grünen Augen starrten sie aus einem mit braunen Haaren umrahmten Gesicht an. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und stolperte die Treppe hinunter wobei sie fast die letzte Stufe verpasst hätte. Dann stand sie auch schon im Türrahmen der Küche und schaute ihren Vater an. Er war ein mittelgroßer Mann mit blondem Haar und kurzem Bart." Hi Dad, was giebt es heute zum Essen?", wollte Gwen aufgekratzt wissen. " Setz dich doch erstmal und dann wirst du es erfahren.", meinte ihr Vater.
Schnell setzte Gwen sich auf ihren Platz und schaukelte mit dem Stuhl hin und her." Bleib doch mal still sitzen, du kleiner Wirbelwind.", sagte ihr Vater und musste dabei lachen." Dad ich kann nicht! Ich bin einfach so aufgeregt. Ich hoffe so sehr das ich es auf die Schule schaffe.", sagte Gwen.
"Ich bin mir fast sicher, dass du es geschafft hast.", meinte ihr Vater mit beruhigender Stimme." Aber bevor wir nicht auf dem Platz waren und die Listen verlesen wurden, wissen wir es nicht. Also kannst auch genauso gut bis dahin etwas essen." Und mit diesen Worten stellte er einen dampfenden Topf mit einer Suppe oder so etwas ähnlichem auf den Tisch. Egal was es war es schmeckte sehr lecker.
Nach dem Essen ging Gwen nach draußen und rief nach Nalu. Nach kurzer Zeit kam der große Tiger auf sie zugesprungen. Nalu stupste sie vorsichtig mit seinem breiten Kopf gegen die Schulter. Obwohl er sehr vorsichtig gewesen war schubste er Gwen damit um. Sie musste lachen. Sie fand es lustig wenn der Tiger vergaß, wie stark er war. Er schaute dann immer wie das unschuldigste und kleinste Kätzchen der Welt. Nalu lies sich neben Gwen ins Gras fallen und begann mit seiner Nase gegen ihre Hand zu stupsen. Gwen grinste und hob die Hand. Schnell steckte Nalu seinen Kopf darunter um auch ganz sicher zu gehen, dass Gwen vorhatte ihn zu kraulen. Gedanken verloren streichelte sie seinen Kopf. "Was meinst du Nalu? Glaubst du ich stehe auf der Liste für die Schule der Elementkrieger?" Der Tiger schnurrte einmal laut und Gwen hatte irgendwie das Gefühl, dass er ja gesagt hatte. Sie streichelte noch eine Weile Nalus Kopf. "Sag mal Nalu, hast du Lust auf einen kleinen Ausritt?", fragte Gwen ihn. Nalu hob seien Kopf und schaute ihr jetzt direkt in die Augen. Sein Blick schien zu sagen: Seh ich so aus? Gwen lachte"Okay dann nicht, war ja nur eine Idee." Der große Kopf senkte sich jetzt wieder neben Gwen auf den Boden und der Tiger begann laut und grollend zu schnurren. Gwen liebte es wenn er dieses Geräusch machte. Es hörte sich so rundum zufrieden an. Auch wenn der Tiger nicht ihr gehörte und lange nicht eine so tiefe Verbundenheit zwischen ihnen, wie zwischen dem Tier und ihrem Vater bestand, so hatte sie doch das Gefühl, dass der Tiger sie mochte. Sie mochte ihn jedenfalls sehr. Als ob Nalu ihre Gedanken gehört hätte rieb er seinen Kopf gegen ihr Bein. Sie hatte keine Lust mehr ihn zu kraulen und stattdessen schob sie mit einiger Anstrengung Nalus Kopf zu Seite. Der Tiger sprang auf. Er hatte die Geste verstanden. Nalu sprang durch die Gegend wie eine kleine Ziege und hatte jede Menge Spaß. Irgendwann brachte er Gwen ein dickes Tau. Er hatte jetzt Lust auf Tauziehen. Gwen ergriff das andere Ende und zog kräftig daran. Natürlich war Nalu stärker und zog sie einfach quer über die Wiese aber Gwen lachte und Nalu hatte auch seinen Spaß. Irgendwann rief Gwens Vater nach ihr und sie drehte sich um und zog nochmal kräftig am Seil. Dann lies sie los und der Tiger lief neben sie. Sie schwang ein Bein über seinen breiten Rücken und zog dann ihren restlichen Körper hinterher. Sie schmiegte sich an den Hals des Tigers und dieser rannte los. Wenige Sekunden später waren sie wieder zuhause angekommen und Gwen sprang von Nalus Rücken. Wenn sie schon nicht auf die Schule der Elementkrieger kam blieben ihr immer noch die wunderbaren Ritte auf Nalus Rücken. Glücklich lief sie ins Haus und der Tiger legte sich vor die Tür.

SchattenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt