Unschönes Erwachen

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Valkyrie schob sich einen weiteren Popcorn in den Mund und starrte auf den Fernseher. Es lief irgendeine Asi-Sendung, doch sie sah nicht wirklich zu. Obwohl sie mittlerweile recht ausgeruht und entspannt war, flogen die Gedanken in ihrem Kopf umher und der Inhalt der Sendung erreichte sie kaum.

„Isst du gerade Popcorn aus meinem Hut?", kam eine Stimme von unten. Sie blickte unbeeindruckt zu Skulduggery herunter, dessen Kopf neben ihr auf dem Sofa lag, die Beine über die Lehne gelegt, da er zu groß dafür war. Scheinbar war er aus seiner Ohnmacht erwacht und sah sie nun so vorwurfsvoll an, wie das bei einem Skelett möglich war.

Statt zu antworten drehte sie den Hut um und setzte ihn samt Inhalt auf Skulduggerys Gesicht. Dieser fuhr erschrocken hoch und versuchte mit Händen und Pust-Geräuschen das Popcorn aus seinen Augenhöhlen zu bekommen.

Sie grinste zufrieden, als er ein angewidertes Geräusch von sich gab und sich richtig hinsetzte.

„Vielen Dank dafür", murrte er und klopfte den Rest Süßigkeiten aus seinem Hut.

„Immer wieder gerne", feixte sie ihn an, nahm einen einzelnen Popcorn vom Sofa und warf ihn nach ihm. Diesmal war Skulduggery jedoch vorbereitet und fing ihn aus der Luft.

„Soll das eine neue Art der Strafe sein?", fragte er.

„Oh, das ist nur der Anfang." Sie verschränkte die Arme und Beine und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher.

„Du bist sauer", stellte Skulduggery nach einer Weile des Schweigens fest.

„Ach, was, wirklich? Wow, Skulduggery, du hast wirklich eine beeindruckende Auffassungsgabe. Bist du ein Detektiv oder so?", fragte sie so sarkastisch wie möglich.

„Valkyrie..."

„Halt die Klappe."

Er hielt für einen Moment tatsächlich die Klappe. Dann sah er an sich herunter. „Wie lange war ich... weg?", wollte er wissen.

„Fünf Tage."

Er starrte sie an. „Wie hast du es geschafft?", fragte er schließlich.

„Ich hatte Unterstützung", erklärte sie.

„Valkyrie?", kam eine Stimme wie auf Kommando von hinter ihnen.

„Oh, hallo Skulduggery", sagte Diamond, schenkte ihm ein kurzes Lächeln, als hätte sie gerade zum ersten Mal entdeckt.

„Wie geht es ihm?", wollte Val wissen.

Sie lächelte ruhig. „Gut. Nur ein paar Prellungen, Schnitte, eine Stauchung und Kopfschmerzen. Ich mache ihm etwas zu essen. Möchtest du auch was?"

Valkyrie nickte. „Sehr gern. Warte, ich helfe dir." Sie stand auf und folgte ihr in die Küche.

Als sie zurück ins Wohnzimmer kam war Skulduggery nicht mehr da.



„Hey", sagte Diamond lächelnd. „Abholservice". Sie schüttelte Dexters Schlüsselbund.

„Hey Dye", erwiderte dieser und zog sie in eine Umarmung.

„Wie geht's dem Hals?", fragte sie in seine Brust.

„Besser", sagte er, ließ los, lächelte sie an und streichelte ihr über die Wange.

Sie begaben sich zu seinem Auto das Diamond von sich zuhause zum Sanktuarium gefahren hatte. Nun begab Dexter sich wieder ans Steuer und fuhr los. Sie schwiegen eine Weile.

„Wurde jemand anderes verletzt?", fragte er schließlich. „Mir wollte keiner was sagen."

„Nein. Es gibt nicht viel zu sagen. Vile war länger unterwegs als üblich, also haben sie Skulduggery und Valkyrie auf ihn angesetzt. Die haben uns um Unterstützung gebeten. Ich denke er wollte sich wohl um den Rest der toten Männer kümmern aber es wäre zu riskant gewesen uns anzugreifen."

„Also hat er mit mir angefangen."

„Genau."

Er sagte kurz nichts. Dann seufzte er.

„Was? Was heißt das?", grinste sie.

„Ich glaube dir kein Wort."

„Dex..."

„Versuchs nicht mal. Seit du mit den beiden in Kontakt bist hast du plötzlich Geheimnisse vor mir. Sie sind schlecht für dich."

„Ich weiß was ich tue. Ich bin kein kleines Kind."

Er nickte. „Wohl wahr."

Sie mochte diesen kühlen Ton nicht.

„Dex... Um ehrlich zu sein, du willst gar nicht wissen was ich von dir nicht sage. Und davon abgesehen geht es hier um professionelle Schweigepflicht."

Er schnaubte. „Professionelle Schweigepflicht. Als hättest du da bei mir jemals einen Scheiß drauf gegeben. Du weißt dass ich nichts weiter verrate."

Sie schwieg. Er sah zu ihr herüber und musterte sie für einen Moment.

„Ich werde dich nicht zwingen mir irgendetwas zu verraten. Aber du weißt was ich von den beiden halte."

Diamond nickte. „Ich weiß."

Für einen Moment sahen sie beide auf die Straße. Dann seufzte sie und streckte ihre Hand herüber um ihn hinter seinem Ohr zu streicheln. „Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben", sagte sie sanft. Er nahm ihre Hand von seinem Haar, küsste sie und presste sie gegen seine Brust.



Am Morgen weckte Skulduggery sie nicht mit seinem üblichen Anruf. Sie fuhr also allein ins Sanktuarium, doch auch dort war er nicht anzufinden. Sie rief ihn an, doch niemand ging ran. Langsam wurde sie nervös. Hatte ihr letztes Gespräch eine erneute „Verwandlung" ausgelöst? Kämpfte Skulduggery gerade gegen ihn an?

Ihre Wut auf ihn war beinahe komplett verraucht und pure Sorge nahm ihren Platz ein. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und entschied sie sich zu ihm nach Hause zu fahren.

Valkyrie klopfte gegen die Haustür, doch sie wurde nicht geöffnet.

Sie klopfte erneut. „Skulduggery? Mach auf! Ich weiß, dass du da drin bist!" Sie wartete einen Moment lang, dann hörte sie plötzlich ein Geräusch von innen. So etwas wie das Klacken von einem Schuh. Sie sackte erleichtert zusammen und legte ihre Handfläche gegen die Tür.

„Skul? Komm schon, lass mich rein", sagte sie in einer möglichst sanften Stimme um zu zeigen, dass sie in Frieden kam. „Das ist doch albern. Ich will nur sehen, ob du okay bist."

Sie wusste dass er alles andere als okay war, jedoch zu fragen ob er Lord Vile war, wäre wohl etwas unter der Gürtellinie oder vollkommen sinnlos, da Vile nicht sprach.

Sie atmete schwer aus und lehnte ihre Stirn ans kalte Holz, als sie einsehen musste, dass er nicht aufmachen würde.

Langsam schloss sie die Augen und versuchte in Gedanken ihn durch die Tür zu erreichen. „Du weißt wo du mich findest", sagte sie und trat dann zum Rückzug an. 

Back in Black (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt