Jean x Marco | Kann die Liebe Sünde sein?

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Marco wusste, dass es eine Sünde war, sie er gerade beging. Er wusste, dass er nicht mit einem anderem Mann das Bett teilen durfte und nach dem letzten Mal hatte er sich geschworen, seine unsterbliche Seele nicht weiter zu verspielen und alles zu vergessen, was geschehen war und sein Leben wieder auf den Allmächtigen auszurichten. Doch so bald Jean nach der Abendmesse geblieben war, augenscheinlich um eine Beichte abzulegen, schwanden seine Vorsätze wie Fußspuren am Strand. Zuerst, als er neben dem schweigenden Jean im Beichtstuhl saß, waren sie noch da und kräftig, aber als der andere Mann ihm beim Verlassen dieses einen unsicheren Blick zugeworfen hatte und zögernd näher gekommen war, wurden sie immer schwächer. Im Kirchenschiff war es fast komplett dunkel, nur am Tor und dem Altar flackerten ein paar Kerzen. Marco hielt unbewusst den Atem an, als Jean sich schließlich nach vorne lehnte und ihn küsste. Es war ein kurzer und schüchterner Kuss und Jean zog sich rasch wieder zurück, er sah mit geröteten Wangen auf den rissigen Steinboden der Kirche. „Ich sollte jetzt gehen", sagte er langsam und ah Marco wieder an. Er sah niedergeschlagen aus und Marco musste das Verlangen unterdrücken, ihn in eine Umarmung zu ziehen. Er hörte den Wind um das Gebäude pfeifen und das plackernde Geräusch des Regens draußen. „Es stürmt, willst du nicht lieber hier bleiben, zumindest bis es sich abgeschwächt hat?", bot er an und ahnte bereits, dass er mit diesem Vorschlag endgültig seine Seele an den Teufel verkauft hatte. Überrascht nickte Jean und schien mit sich zu ringen, als er so nah an Marco trat, dass dieser seinen Atem auf seiner Haut spüren konnte. „Wir kommen in die Hölle, für das was wir getan haben, nicht war?", flüsterte er und legte seine rechte Hand auf Marcos Brust. Marcos Herz begann schneller zu schlagen und er nickte. „Dann habe ich ja nichts mehr zu verlieren", murmelte Jean und beugte sich vor um Marco erneut zu küssen. Marco wusste, dass er ihn wegstoßen sollte und es sofort unterbinden sollte, aber er konnte nicht. Er erwiderte zärtlich den Kuss und legte anschließend seine Stirn an Jeans. „Ist das wirklich die Hölle wert?"

Seine Frage beantwortete sich von selbst, als er mit Jean in seinem Schlafraum angekommen und die Küsse auch auf dem Bett nicht mehr aufhörten. Zwischen zwei Küssen löschte er den Kerzenstummel auf dem Nachttisch und damit auch den letzten Rest seines inneren Widerstandes. All seine Gedanken an die göttlichen Verbote rückten in den Hintergrund und wurden ersetzt durch Jeans Küsse auf seinen Schlüsselbein, seinem Nacken, einfach überall, durch die struppigen Haare, durch die seine Hände fuhren und die Wärme, die sich langsam in seinem ganzen Körper ausbreitete.

Es war stockfinster, als Marco aus dem Schlaf hochfuhr und das Unwetter schien sich gelegt zu haben, jedenfalls war der Wind verstummt. Er richtete sich auf, wodurch er wohl Jean weckte, denn dieser tat es ihm gleich und gähnte ausgiebig. „Es ist noch dunkel, warum bist du also schon wach?", grummelte er mit noch halb geschlossenen Lidern. „Ich weiß es nicht", sagte Marco und lächelte Jean an. „Lass uns weiter schlafen", schlug er vor und schlang gedankenverloren seine Arme um Jean, der sich bereits wieder zurück sinken ließ. Während er bald wieder langsam und tief atmete und seelenruhig schlief, kehrte die Unruhe und das Schuldgefühl wieder zurück in Marco. Sein Herz schlug wieder schneller, aber dieses Mal nicht aus Liebe, sondern aus Angst. Angst um ihn, Angst um Jean, Angst vor dem, was geschehen würde, sollte jemand von ihrer Liebschaft Wind bekommen. Die Finsternis um ihn machte diese Gefühle nur noch schlimmer und er fühlte sich, als würde er in einem schwarzen Meer voller Ungeheuer davon getrieben werde, getrennt, meilenweit entfernt von Jean, der sein Anker war, obwohl dieser direkt neben ihm lag. In dieser Nacht sehne er sich nichts mehr herbei, als den Sonnenaufgang, der ihn von seinen nächtlichen Ängste hoffentlich erlösen würde. Nach einer unbestimmten Zeit, schaffte er es dennoch ein wenig Schlaf zu finden, auch wenn dieser unruhig war und ihn wirre Bilder heimsuchten.

Im Morgengrauen erwachte er wieder, dieses Mal endgültig. Jean war bereits aufgestanden und suchte seine Kleidung zusammen. Langsam erhob sich auch Marco und zog sich an, ehe er Jean zu der Tür, hinter der dem Altar führte, die ihn hoffentlich ungesehen in die Stadt zurückkehren ließ. Der Himmel sah wunderschön aus in der Dämmerung und die Luft roch nach dem gestrigen Sturm frisch und die ganze Welt wirkte so friedlich, dass Marco für einen Moment seine schauerliche Nacht vergaß. Jean schien es ähnlich zu gehen, auch er schwieg zuerst andächtig, bis er schließlich mit rauer Stimme sagte: „Ich muss gehen." Rasch und heimlich tauschten die beiden einen letzten Kuss, ehe Jean sich hastig von der Kirche entfernte. Er war schon ein Stück weit gegangen, als Marco ihm hinterher rief : „Weißt du Jean? Irgendwann sollten wir an genauso einem Morgen fortgehen." Und als Jean sich umdrehte und ihm bei diesen Worten zu lächelte, fühlte sich Marco leicht und zuversichtlich, dass, sollten sie es tun, doch alles in Ordnung sein würde.

Seine Schuldgefühle verdrängend kehrte er leise summend in das Gebäude zurück und bemerkte dabei genauso wenig wie Jean, die große Gestalt, die um die Ecke geschaut und alles beobachtet hatte.

AN: Don't judge me, I like some weird stuff. Unter anderem so etwas. Wie fandet  ihr es?

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