Der Fremde im Wald
2 Monate zuvor
Aleila hatte etwas zu meckern und Irina sah sich in der unangenehmen Lage sich rechtfertigen zu müssen.
Der Gang hinunter ins Tal und zurück nach Hause war nicht gerade einfach, vor allem weil er schon seit einigen Stunden durch den Wald führte, der keinen einzigen befestigten Weg hatte.
Nicht, dass Aleila sich etwas aus soliden Wegen machte, aber definitiv aus Gras und das wuchs kaum zwischen den hohen Bäumen.Trotzdem mussten sie nach Hause. Die warme Sonne, die durch das lichte Blätterdach fiel, sprach von Frühling. Der Winterpelz musste von den Schafen herunter und außerdem freute Irina sich, nach zwei Wochen Berg- Exil endlich wieder unter Menschen zu kommen.
„Du magst vielleicht beleidigt sein, doch euer Unterhaltungswert fällt nach den ersten Tagen wirklich rapide ab", erklärte sie der älteren Schafdame und schob sie vorsichtig ein Stück weiter. Trotzig lehnte diese sich mit ihrem Hinterteil gegen sie und stemmte die Beine in die Erde.
Doch der Boden war weich und bot ihr nicht genug Halt, sodass sie beide ausrutschten und einige Meter weiter den Hang hinab schlitterten.Die junge Hirtin hoppelte über ein paar Steine, drückten ein paar kleinere Pflanzen nieder und stoppte irgendwann unsanft an einem Baum.
Wüst schimpfend rappelte Irina sich auf und begutachtete ihre Hose, während ihr missmutiges Schaf ein Stückchen weiter aus ihrem Blickfeld rollte.Irina würde schlimmer als die Herde aussehen, wenn sie endlich wieder daheim war. Wahrscheinlich würde ihre Großmutter sie ohne ein weiteres Wort in einem Waschzuber ertränken.
‚Sie ist nicht deine Großmutter', korrigierte das Mädchen in ihrem Kopf sie schwach. Sie war träge dieser Tage. Gerade wenn Irina ein wenig Gesellschaft oben in den Bergen gebrauchen konnte, verabschiedete sie vollkommen. Es musste sie langweilen. Irina langweilte es zumindest. Wäre es nicht der Wunsch ihrer nicht- Großeltern, sie wäre schon längst wieder aus dem Dorf verschwunden.
Doch ihre Dankbarkeit überwog die Neugierde.Mühsam und ohne auf den sinnlosen Kommentar einzugehen, rappelte sie sich wieder auf und begann nach Aleila zu suchen. Der Rest der Herde würde hoffentlich weiter den Weg nach Hause gehen. Schließlich gingen Einige unter ihnen schon länger hoch zur Bergwiese, als Irina selbst und es konnten doch nicht alle nur Gras im Kopf haben!
Sie warf noch einen letzten Blick zurück zu den dreißig weiteren Schafen, die alle freudig bergab stolperten, und verfluchte Aleila leise dafür, dass sie so eine Wollkugel war. Wenn sie auch nur ein Schaf verlieren würde ... sie wollte nicht darüber nachdenken. Ihre Großeltern wären enttäuscht und das war das Letzte, was sie sich wünschte.
‚Sie sind nicht deine ...', setzte die Stimme wieder ein, doch Irina hörte nicht weiter hin. Falls das überhaupt möglich war, wenn die Meinung aus dem eigenen Kopf kam.
Sie wusste, dass das nicht ihre wirkliche Familie war, doch sie gaben ihr ein Bett zum Schlafen, Essen und Arbeit und mehr hatte sie von keinem Menschen bisher bekommen.Sie kletterte einen weiteren steilen Hang hinunter, machte ein paar große Schritte, wurde schneller, stolperte und fiel erneut.
Ihr Gesicht und allem voran ihr Kinn, gruben sich tief in den weichen Boden und ließen ihre Zähne aufeinanderschlagen.
Dieses verfluchte Schaf!Sie kniff die Augen zusammen, um den Schmerz auszublenden, und tastete mit beiden Händen nach etwas, womit sie sich würde hochziehen können.
Jetzt sah sie wirklich wie ein Waldmensch aus. Vorder- und Kehrseite waren vollkommen mit Schlamm und Moos bedeckt, als hätte sie sich einmal komplett den Berg runter kullern lassen.
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Wolf's Shepherd - Regenbogenaward Eintrag
Fantasy„Wie hast du das gemacht?", zischte er, sein Gesicht so nahe, dass Irina die hellen Sprenkel in seinen braunen Augen sehen konnte, „Wie hast du das Monster abwehren können?" Ein hämmernder Schmerz breitete sich in ihrem Schädel aus. ‚Sag, um die Sc...