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Louis PoV

Der nächste Tag brach schnell heran. Meine Sorgen entpuppten sich als total unsinnig, denn außer Gute-Besserungswünsche kam nicht viel von den anderen. Die Angst, nochmal blöd angemacht zu werden, verflog schneller als ich schauen konnte und so passierte es auch, dass ich am nächsten Morgen den Klassenraum wieder mit einem Lächeln betrat. Mir wurde wieder bewusst, dass ich mich von den Sorgen nicht einschränken lassen-, sondern sie bekämpfen und anpacken sollte. Ich bereute es keine Sekunde, früher in die Schule gegangen zu sein.

An diesem Tag starrte Harry wie üblich stumm und kleinlich den Tisch an. Er war nicht wie ich, der die Schlägerei einfach bewusst in den Hintergrund schieben konnte, sondern fühlte sich noch zurückhaltender, und ängstlicher, was aus meiner Hinsicht aus total verständlich war. Es war ihm unangenehm, dass solch ein Ärger entstand, und ich darunter litt.

Ich ließ mich dennoch mit einem sanften Lächeln zu ihm fallen, packte mein Federmäppchen aus, sowie einen Müsliriegel aus, und drehte mich direkt zu der kleineren lockenköpfigen Gestalt hin, die sich klein zusammengekauert hatte.

Harry spitzte nur aus den Augenwinkeln zu mir herüber, was mir dennoch Glücksgefühlte entlockte. Eine Gänsehaut legte sich wie Samt auf meine Arme und fröhlich nahm ich einen Stift, um ein kleines Herz auf Harrys Block zu zeichnen, was diesen müde lächeln ließ.

Langsam drehte sich auch der Grünäugige nun zu mir um, und wollte schon seine spröden Lippen öffnen, um mir etwas mitzuteilen, als ich ihn erneut dazwischen plapperte. Ich ließ ihn bei einem fetten grinsen wissen, dass ich eine richtig gute Idee für Harry heute hatte, und ich diese mir ihm ausführen wollte.

Der Lockenkopf sah dem ganzen misstrauisch entgegen, und runzelte die Stirn nachdenklich. Auf die Frage, was das denn für eine Idee wäre, zog ich Harrys Block zu mir, um darauf ein paar Notizen zu erstellen.

"Wir sind heute glücklich", begann ich mein Thema, und nahm sofort Harrys Hand, als dieser wie auf Knopfdruck ein wenig seufzte. So als ob ich ihm gerade erklärt hätte, dass die Erde doch eine Scheibe war, und alle Wissenschaftler unrecht hatten. Aber ich behielt mein Lächeln optimistisch auf den Lippen, und drückte leicht seine Hand, als Zeichen das ich bei ihm war.

"Wir sind glücklich? Du meinst, du bist glücklich. Wie immer. Wie gefühlt jeden Tag." Harrys spöttischer Unterton ließ mich für einen Moment inne halten, doch ich versuchte mich nicht so schnell abwürgen zu lassen.

Er hatte anscheinend heute einen schlechten Tag.

"Nein. Wir sind glücklich. Du, und ich. Ich und du. Wir."

Ich setzte den zweiten Satz des gesagten, auf den Block und lächelte sanftmütig.

"Pass auf." Kurz schielte ich auf die Uhr, um zu wissen wie viel Zeit ich noch für meinen Plan hatte.

Ich spürte das Harry sich unter meiner Hand verkrampfte, und sich anspannte. Er wagte einen Versuch seine Finger aus meinen zu ziehen, doch ich umklammerte sie nur schützend fester, als würde ich ihn davor bewahren, in eine tiefe Schlucht voller nichts zu fallen. Ich zwang ihn förmlich beim Thema zu bleiben, mir ins Gesicht zu sehen, auch wenn ihm mein ständiges Lächeln gerade sichtlich auf den Geist ging.

"Wir lassen heute nichts Böses an uns heran. Gar nichts. Wenn dich jemand blöd anmacht, ignorierst du es. Wenn dich jemand kritisiert, sei dankbar für den Hinweis deiner Fehler. Wenn du stolperst, lach darüber und Lauf weiter, als wäre nichts gewesen. Wenn du etwas ekliges siehst, schau weg und widmete dich schöneren Sachen. Lass kein schlechtes Gefühl an dich heran. Nur heute. Einfach nur heute."

His Heartbeat Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt