Kapitel 9

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So nun sitze ich also hier, nachts auf einer Parkbank, mit einem total verheulten Gesicht wahrscheinlich ist dort sogar noch ein Handabdruck zusehen. Und warte auf einem Mann den ich überhaupt nicht kenne aber, wenn ich so darüber nachdenke ist es mir auch total egal. Ich würde sogar in die Hölle gehen, nur um Abstand von meiner Mutter bekommen. Wobei ich nicht glaube, dass Jannis die Hölle ist.

Ich ziehe meine Beine nähe an mir heran, in der Hoffnung mich so warm zu halten, denn mittlerweile ist es echt kalt geworden und müde, müde bin ich auch. Ich lege meinen Kopf auf die Beine und schließe erschöpf die Augen.

Von einem sanften rütteln an meiner Schulter werde ich, keine Ahnung wie lange ich geschlafen habe. Ich blinzle in die Nacht und sehe in besorgte Grüne Augen.

„Was ein Glück, ich habe dich endlich gefunden. Du meine Güte, der Park ist ja nicht gerade klein." Versuchte Jannis die Stimmung ein bisschen aufzulockern und entlockte mir sogar kein kleines grinsen. Doch das grinsen hielt nicht lang an und meine Miene wird wieder traurig und nachdenklich. Auch Jannis seine Miene wechselt wieder zu besorgt. Er schaut mich eindringlich an und streicht mir über den Rücken. Diese Geste hat was an sich, was mir wieder Tränen in die Augen treibt.

„Hey Elli weine doch nicht. Alles wird wieder gut" sagt mir Jannis, während er mich in seine beschützenden Arme zieht.

„Willst du mir erzählen was passiert ist?" fragt er vorsichtig. Ich hebe meinen Kopf, von seiner Schulter, schaue wieder in die grünen Augen, die Sicherheit und noch was Anderes ausstrahlen, Geborgenheit. Ich bin mir nicht sicher, soll ich es ihm erzählen? Oder sieht er mich dann vielleicht auch nur als Ersatzspieler. Doch nach einem kurzen Moment der Überlegung entscheide ich mich dazu, es ihm zu erzählen und nicke mit dem Kopf.

Ich rücke etwas von ihm ab und drehe meinen Körper so, dass ich Jannis gegenübersitze und ihn anschauen kann. Und dann fange ich an zu erzählen, von dem Streit mit meiner Mutter, wie er entstanden ist. Dass ich ihr an den Kopf geworfen habe das ich nur der Ersatzspieler für Lisa bin und sie mich gar nicht liebt und schlussendlich auch die Backpfeife, die meine Mutter mir verpasst hat. Die komplette Geschichte von Lisa erzählte ich ihm nicht, dafür war ich nicht bereit.

Und ich bin auch mehr als dankbar das Jannis nicht genau nachfragt, obwohl das mir dem Ersatzspieler total komisch für ihn klingen muss.

Jannis hört mir zu streicht mir hab und an, zärtlich über die Schulter und nickt immer wieder, als Zeichen dafür das er mir ein offenes Ohr schenkt. Und schon wieder war ich den Tränen nah und kann sie auch nicht zurückhalten, was ich nur mit mir los, warum heule ich auf einmal so viel?! Jannis sieht meine Tränen und zieht mich sofort wieder in seine Arme, legt sein Kinn auf meinem Kopf und flüstert mir immer wieder zu, dass alles gut wird.

Ich habe keine Ahnung wie lange wir so da auf der Bank sitzen und ich den armen Jannis voll heule, aber mit der Zeit versiegen die Tränen und ich fange an mich langsam zu beruhigen.

„Sag mal klingt es jetzt komisch, wenn ich sag, dass ich deiner Mutter gerne mal so richtig die Meinung geigen möchte?" fragt Jannis wie aus dem nichts, als auch die letzten Schluchzer der Vergangenheit angehören. Seine Aussage bringt mich zum Lachen. Und so lache ich nun aus vollem Halse, nachdem ich mir erst die Seele aus dem Leib geheult habe.

„Nein. Es klingt nicht komisch, obwohl es glaube ich komisch für mich klingen sollte oder?"

„Weiß ich nicht Elli, aber mir ist wichtig, dass du es nicht für komisch hältst." sagt er sanft.

Ich schaue an Jannis hinunter, weil ich ihn nicht länger in die Augen schauen kann, ohne das die Schmetterlinge ich meinen Bauch eine Party feiern und nach Party ist mir grade wirklich nicht. Dann bleibt mein Blick an seiner Schulter hängen, wo ich einen riesen großen Fleck, aus Tränen und Mascara entdeckte.

„Oh mein Gott, ich habe dich mega eingesaut. Das tut mir so leid, wirklich ich wollte das nicht." Stotterte ich vor mich hin und schaut weg.

„Ist doch nicht so schlimm." Sprach Jannis und wollte mein Gesicht anheben, damit ich ihn anschaute, aber ich drehe mich weg, ich kann ihn jetzt einfach nicht anschauen. Wir kennen uns doch erst flüchtig und schon habe ich ihn um Hilfe gebeten, gleich 2 Mal. Ihm meine halbe Geschichte preisgegeben und voll geheult habe ich ihn auch noch.

„Hey sieh mich an, bitte." Bittet Jannis mich mit sanfter Stimmte, welche die Sache nicht einfacher für mich macht.

„Rosa komm schon, sieh mich an bitte." Spricht er jetzt auch noch meinen Spitznamen aus, den nur er mir gegeben hat. Jannis legt mir 2 Finger unter mein Kinn und hebt dieses an, ich gebe mich geschlagen und lasse es zu. Schau zum 1000-mal heute Abend in seinen wunderschönen Grünen Augen.

„Du brauchst dich wirklich nicht zu entschuldigen, ich doch gar nicht so schlimm. Man sieht den Fleck doch kaum."

„Lüg doch nicht, der Fleck auf meiner Schulter ist mindestens so groß wie Texas. Natürlich sieht man den."

„Aber vielleicht mag ich ja Flecken auf meinem Shirt, die so groß sind wie Texas." Jannis hob die Schulter und verkneift sich ein Grinsen.

„Also doch gelogen. Du Spinner." Boxe ich ihm in die Schulter und muss lachen, auch Jannis fängt an zu lachen.

„Aber ich hab dich zum Lachen gebracht und das ist das wichtigste. Und jetzt nimmst du deine Sachen, wir stehen von dieser super unbequemen Bank auf, gehen zum Auto und fahren zu mir." Jannis wartet gar nicht erst auf meine Antwort, sondern steht mit Schwung auf und hält mir seine Hand hin. Ich ergreife sie und zusammen gehen wir zu seinem Auto. Und seit den Auftritt von meiner Mutter, fühle ich mich jetzt hier, bei Jannis zum ersten Mal wieder geborgen und gewollt.

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