Prolog

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"Eine weitere Nachricht, Sir."

"Von wem?" Ein lautes Röcheln erfüllte die kleine Druckerei am Ende der Straße. Der Chef - unrasiert wie immer - nahm einen schnellen Zug an seiner Zigarre. Zu Hause würde ihn seine Frau dafür wieder fertig machen, das war ihm sicher. Der junge Angestellte zupfte verlegen an dem Saum seines Hemdes. Er hatte lange gewartet um seinem Boss diese Nachricht zu Überbringen. Die ganze Nacht lang hatte er sich hinter einer Hecke im Park versteckt. Wollte Beweise-brauchte Beweise.

"S-Spooky Jim, Sir."

Die dunklen Augen des Redakteurs verengten sich, er blickte seinen Arbeiter angewidert an.

"Was für eine Nachricht?" "Was für eine Nachricht, Sir?" Ein Lastwagen raste schnell die Straße nach unten. Verfrachtete frische Lebensmittel. Die unangenehmen Abgase zogen durch das gekippte Fenster in den stickigen, kleinen Raum. Die Mixtur von Abgasen, Zigarrenrauch und frischer Farbe brachte Ryan um den Verstand. Er hatte das Gefühl nicht mehr klar denken zu können. "Was für eine Nachricht?!"

Die Nacht war auch für den Chef hart gewesen. Abgeordnete der Regierung hatten jedes Haus durchsucht, jeden Stein umgedreht. Was Sie taten war streng geheim, dennoch war jedem klar wen sie Suchten. Die Anführer der zwei größten Rebellionen.

"Spooky Jim hat in dem ganzen Park seine Spuren hinterlassen. Graffiti, Alkoholfässer, Flugblätter- um nur einen Teil des Ausmaßes zu erwähnen. Sir, er hört nicht auf." "Was ist mit dem Anderen?" Ein schnelles Kopfschütteln. "Seine letzte Videobotschaft ist schon eine Woche her. Glauben Sie, dass er es aufgegeben hat?" Ein lautes auflachen des anderen. Er grunzte amüsiert, lies sich in seinen Stuhl fallen. Verschränkte die Arme hinter seinem fetten, runden Kopf.

"Er hat eine ganze Gruppe hinter sich stehen. Die Skeleton Clique würde er niemals aufgeben. T.J. ist zu schlau dafür."

Für eine kurze Zeit herrschte eine unangenehme Spannung, peinliche Stille, zwischen den beiden Männern. "Ryan ich möchte, dass Sie alles was Sie über den Vorfall im Park wissen genauestens aufschreiben und drucken lassen." Der jüngere schluckte laut, griff mit zitternden Händen nach einem herumliegenden, zerknitterten Papier und einem funktionierenden Kugelschreiber. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei, war sich unsicher wie die Obere Schicht auf seinen Bericht reagieren würde.

"Sind Sie sich sicher, Sir?" "Würde ich Sie sonst damit beauftragten?" "Was ist wenn wir die Regierung wütend machen oder noch schlimmer: Spooky Jim und T.J. durch uns zueinanderfinden?" Der Chef nahm den letzten, langen Zug seiner Zigarre um sie anschließend in den Aschenbecher zu schnipsen. "Schreiben Sie einfach den verdammten Bericht."

Die Zeitschrift verbreitete sich am nächsten Morgen wie ein Lauffeuer. Alt und Jung waren in die Läden gestürmt, wollten an den Gesprächen über den einen Bericht teilhaben. Ryan hatte noch immer ein ungutes Gefühl. Die ganze Nacht lang hatte er wach gelegen, nachgedacht und getrunken. Seine Fahne konnte man deutlich riechen.

"Gott, putzen Sie sich doch die Zähne!" Der Wind wehte unangenehm, zerzauste das ungekämmte Haar des Angestellten. Sein Boss ging gemächlich neben ihm her. Mit der einen Hand rieb er sich seinen fetten Bauch mit der anderen hielt er sich belustigt die Nase zu. "Entschuldigung. Es ist nur...der Artikel hat mich die ganze Nacht lang wach gehalten." "Warum das denn?" Ryan atmete tief ein. Die kalte Herbstluft brannte in seinem trockenen Hals.

"Wir spielen ein riskantes Spiel, Sir. Die Nachfrage hört gar nicht mehr auf und ein Agent ist mir heute Morgen bis zum Bäcker gefolgt. Hätte ich was gesagt würde ich jetzt nicht neben ihnen stehen." Die beiden Männer bogen nach links ab. Wollten in den Park, in welchem Spooky Jim sein Unwesen getrieben hatte. "Schmeißen Sie die Drucker an und verdoppeln Sie die Auflagen."

Bevor Ryan seinem Vorgesetzten etwas erwidern konnte verspürte er ein vibrieren in seiner hinteren Hosentasche. Jemand versuchte ihn zu kontaktieren. Eine Drohne-genutzt zur Überwachung-sauste an seinem Kopf vorbei. "Entschuldigen Sie mich?"

Mit zitternden Fingern zog er sein Handy hervor und aktivierte durch eine einfache Tastenkombination den Anruf. Sofort wurde das Display weiß.

"Hallo Ryan, wie ich sehe kommt ihr Artikel sehr gut an." "T.J. was wollen Sie?" Die verzerrte Stimme fing an leise zu lachen. Natürlich war sie verzerrt. Die Drohne schwirrte erneut über seinen Kopf hinweg. "Oh nein. Unser Anführer hat durch ihren Text von den anderen Rebellen gehört. Wenn ich mich recht entsinne trifft er sich in genau diesem Moment mit Spooky Jim."

"Aber um das geht es uns gar nicht. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass es keine weiteren Auflagen geben wird. Ein neu programmierter Virus hat ihre ganzen Server und technischen Geräte zum Stillstand gebracht."

Der Angestellte massierte sich verwirrt die Schläfen. Legte seine Stirn in Falten während seine Augen unruhig hin und her huschten. Der Anruf musste aus einer der Wohnungen der umliegenden Hochhäusern stammen. Wie hätte man sonst so plötzlich in die Unterhaltung eingreifen können? "Warum?"

"Die Regierung hat einen ihrer besten Agenten in ihre Redaktion geschickt. Sie wollen nicht, dass sie die Menschen aufklären." Die verzerrte Stimme räusperte sich kurz. Ryan lehnte sich gegen einen der vielen umherstehenden, weißen Bänke. Eine weitere Drohne tauchte an dem dunklen Himmel auf. Die Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. "Was bringt es Ihnen mir diese Nachricht zu überbringen?"

"Verhalten Sie sich einfach unauffällig und riskieren Sie ihr Leben nicht so sehr. Unser Anführer benötigt Sie und ihre Stellung in unserer Gemeinde."

I am not afraid anymore-Joshler (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt